13.10.2017, 08:07 Uhr

Kohle-Entstehung ließ Erde beinahe zum Schneeball werden

Potsdam - Klimaskeptiker wie US-Präsident Donald Trump ignorieren die Folgen des CO2-Ausstoßes durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe auf das globale Klima. Genau dieses CO2 hat auf der Erde in der Vergangenheit beinahe zu einer weltweiten Vereisung geführt. Das zeigt eine neue Studie.

In der erdgeschichtlichen Entwicklung haben sich Warm- und Kaltzeiten immer wieder abgewechselt. Eine Ursache für eine Kaltzeit vor etwa 300 Mio. Jahren war die Entstehung der Kohle in Folge des Absterbens der ausgedehnten Kohlewälder.

Kohleentstehung ließ weltweite CO2-Konzentration in der Atmosphäre drastisch sinken

Während heute das Verbrennen von Kohle zur Erderwärmung führt, hat die Entstehung eben jener Kohle unseren Planeten vor etwa 300 Mio. Jahren an den Rand einer globalen Vereisung gebracht. Zum ersten Mal zeigen Wissenschaftler diesen massiven Effekt in einer Studie, die in der Fachzeitschrift Proceedings of the US Academy of Sciences veröffentlicht wird. Als in den Erdzeitaltern Karbon und Perm ausgedehnte Wälder starben, wurde das CO2 unterirdisch begraben, das die Bäume während ihres Wachstums aus der Atmosphäre aufgenommen hatten. Die Überreste der Pflanzen bildeten im Laufe der Zeit den Großteil der Kohle, die heute als fossiler Energieträger genutzt wird. Die Folge: Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre sank drastisch und die Erde kühlte so weit ab, dass sie nur knapp dem entging, was die Wissenschaftler als „Schneeballzustand“ bezeichnen.

Globale Vergletscherung setzt ab einer CO2-Konzentration von 40 ppm ein

In komplexen Computersimulationen haben die Wissenschaftler nachgewiesen, dass neben der Neigung der Erdachse und der Erdumlaufbahn um die Sonne die CO2-Konzentration einen erheblichen Einfluss auf das damalige Klima hatte. Schätzungen, die auf der Analyse der Zusammensetzung alter Böden und von Blattfossilien beruhen, zeigen, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre stark schwankte und zu einem bestimmten Zeitpunkt auf etwa 100 Teile CO2 pro Millionen Teile (ppm) der Gase in der Atmosphäre sank und möglicherweise sogar noch niedriger. Die Modellsimulationen legen nun offen, dass eine globale Vergletscherung bei einer CO2-Konzentration unter 40 ppm einsetzt.

Kohleverbrennung bedroht Stabilität des Erdsystems auf Neue

"Es ist eine ziemliche Ironie, dass die Entstehung der Kohle, die heute ein wichtiger Faktor für die gefährliche Erderwärmung ist, einmal fast zur globalen Vereisung führte", sagt der Autor Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. "Dies zeigt jedoch die enorme Dimension des Kohleproblems. Die Menge des in den Kohlereserven der Erde gespeicherten CO2 war einmal groß genug, um unser Klima aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wenn durch die Verbrennung der Kohle dieses CO2 wieder freigesetzt wird, destabilisiert es das Erdsystem aufs Neue."

Quelle: IWR Online

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