24.10.2017, 15:50 Uhr

Wandel in der Autoindustrie – was Daimler & Co von Kodak lernen können

Ladesäule Elektroautos
© Matthias Buehner - Fotolia

Münster – Eastman Kodak war einmal eines der weltweit größten Unternehmen in der analogen Welt der Fotoindustrie. Das ist Geschichte, den digitalen Wandel konnte Kodak nicht mitgestalten. Droht deutschen Unternehmen wie Daimler und BMW beim Wandel der Autoindustrie dasselbe Schicksal?

Den kommenden Wandel in der Automobilindustrie – vom Verbrennungsmotor zum Elektroauto – hat die ARD gestern Abend (23.10.2017) in dem Beitrag "Macht e mobil?" beleuchtet. Eine Mischung aus Herausforderungen und neuen digitalen Perspektiven, aber auch Ängste um den möglichen Verlust vieler hunderttausend Arbeitsplätze in der Autobranche ziehen sich wie ein roter Faden durch den ARD-Beitrag.

Deutsche bei Elektroautos schon einmal Vorreiter

Zwar sind die Deutschen noch weltweit führend im Automobilsektor, doch die Vorrangstellung bröckelt hinter der Fassade. Beim E-Auto haben die Chinesen derzeit die Nase vorn und Tesla hat sich bereits im Auto-Luxussegment etabliert und festgesetzt. Dabei waren die Deutschen einmal Vorreiter bei der Elektromobilität, doch das ist lange her. Das erste von Ferdinand Porsche vor 120 Jahren gebaute Auto war ein Elektroauto, leise und vor allem abgasfrei. Der Wandel von der damals genutzten Pferdekutsche zum Gefährt ohne Pferd nahm seinen Lauf. So rollte das von Porsche selbst konstruierte und lange verschollene Modell Egger-Lohner C.2 Ende Juni 1898 auf den Wiener Straßen, berichtet die FAZ im Jahr 2014.

Mit Volldampf in die Krise - Verpassen die Deutschen den historischen Wandel?

In der Automobilindustrie und deren Zulieferindustrie dämmert den meisten Beschäftigten bereits, dass die Zeit des Verbrennungsmotors früher oder später zu Ende geht und eine neue Ära anbricht. Noch klammern sich viele Akteure in der Branche daran, dass eine Übergangszeit von 10 - 15 Jahren ausreicht, um sich anzupassen und umzustellen. Ob ihnen diese Zeit gegeben wird, weiß keiner. Die neu entstehenden Firmen und Produzenten von Elektroautos wie die Streetscooter GmbH in Aachen kommen aus anderen Branchen, sind wendig und schnell. Der Wandel hin zum E-Auto wird überall zu spüren sein: der klassische Präzisions-Maschinenbau wird zurückgedrängt, Elektro, Digitales und ganzheitliche Lösungskonzepte rund um die Mobilität rücken in den Vordergrund, sorgen für neue Perspektiven. Die Folgen für die Autobranche als Schlüsselindustrie in Deutschland sind allerdings gravierend.

Wandel zum E-Auto gestalten – von Eastman Kodak lernen

Eastman Kodak war eines der weltweiten größten Unternehmen in der analogen Fotoindustrie. Den digitalen Wandel konnte der ehemalige Weltkonzern aber nicht selbst gestalten und ist heute ein Schatten seiner selbst. Wolfgang Eisele, ehemals Chef des Betriebsrats gibt in dem ARD-Beitrag tiefe Einblicke und zeigt Ursachen für den Kodak-Niedergang auf. Zwar hatte Kodak die erste digitale Kamera entwickelt, aber die noch junge digitale Fraktion hatte es innerhalb der Konzernstruktur schwer. Während der analoge Sektor die Millionen einspielte, verdiente der digitale Sektor anfangs noch kein Geld. "Da weiß man dann, wie die Machtverhältnisse im Konzern sind", erläutert Eisele im ARD-Beitrag. Bleibt somit nur abzuwarten, ob die deutsche Automobilindustrie tatsächlich rechtzeitig die Kurve kriegt.

Quelle: IWR Online

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