21.08.2023, 16:27 Uhr

PV-Industrie in Deutschland: Konsortium reicht Projektskizze für Leuchtturmprojekt des BMWK ein


© Heckert Solar

Chemnitz - Drei Unternehmen der deutschen PV-Branche schließen sich für den Wiederaufbau einer integrierten Wertschöpfungskette für eine konkurrenzfähige und nachhaltige Solarmodulproduktion in Deutschland/Europa zusammen. Eine gemeinsame Projektskizze im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens zum „Leuchtturmprojekt“ des BMWK ist bereits eingereicht.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) plant für Unternehmen, die in Deutschland Produktionskapazitäten in der Solarindustrie auf- oder ausbauen wollen, eine neue Förderung. Im Vorfeld dazu hat das BMWK im Juni 2023 in einem ersten Schritt ein Interessenbekundungsverfahren gestartet. Daran haben sich auch die drei Solarunternehmen Wattkraft Systems GmbH & Co. KG, Heckert Solar GmbH sowie die Interfloat Corporation beteiligt.

Konsortium plant Aufbau einer vertikal integrierten PV-Produktion

Die Wattkraft Systems GmbH & Co. KG, die Heckert Solar GmbH sowie die Interfloat Corporation haben ein Konsortium initiiert, um zusammen eine vertikal integrierte Produktion vom Silizium bis zum PV-Modul aufzubauen. Um dies zu erreichen, sollen insgesamt mehr als 2 Mrd. Euro innerhalb von 24 Monaten investiert werden. In dem Konsortium bündeln die Unternehmen mehrere Jahrzehnte an Produktionsexpertise, Vertriebserfahrung und Innovations-Know-how.

Die Investitionen sollen zunächst an drei Standorten in Deutschland erfolgen. Im thüringischen Langenwetzendorf ist der Ausbau einer bereits vorhandenen Produktionshalle sowie die Erweiterung um eine zusätzliche Halle geplant. Damit soll eine Kapazitätssteigerung der Modulfertigung auf 2,8 GW pro Jahr erreicht werden. Am Standort Frankfurt (Oder) sollen Bestandsgebäude für eine Zellproduktion modifiziert sowie eine Polysiliziumfertigung inklusive Waferproduktion jeweils mit einem Volumen von 5,0 GW pro Jahr errichtet werden. An einem weiteren Standort in Brandenburg soll von Interfloat das weltweit erste antimonfreie, eisenarme, texturierte Solarglas für die kombinierte Wertschöpfungskette gefertigt werden.

Mehr Einfluss auf Modul- und Zellentwicklung und größere Unabhängigkeit von globalen Anbietern

Das Ziel der drei Konsortial-Partner ist es, mindestens 90 Prozent der Wertschöpfung in Deutschland abzudecken. Dadurch wollen sie mehr Einfluss auf die Modul- und Zellentwicklung sowie vor allem eine größere Unabhängigkeit von globalen Anbietern erreichen. Nur so wird es nach Einschätzung der Unternehmen möglich sein, in Deutschland und auch in Europa eine resiliente und diversifizierte Modulproduktion zu schaffen.

Im Rahmen des Leuchtturmprojektes des BMWK soll im Ergebnis ein PV-Modul der Oberklasse im Glas-Glas Design mit 24 Prozent Wirkungsgrad auf der Grundlage neuartiger Zelltechnologien im Markt eingeführt werden. Das Modul soll einen CO2-Fussabdruck unterhalb der im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens vom BMWK geforderten 18g pro kWh nachhaltig gewährleisten können, die höchsten ESG-Standards einhalten und dabei sowohl konstant hochwertige Qualität bieten als auch vergleichbar geringe Produktionskosten ermöglichen.

BMWK will Industrie bei Aufbau von dauerhafter PV-Produktion in Deutschland unterstützen

Die von BMWK geplante Förderung im Photovoltaik-Sektor soll sich auf wenige Leuchtturmprojekte konzentrieren. Parallel will das BMWK auch den Aufbau von Produktionskapazitäten in anderen Bereichen wie Windkraftanlagen, Elektrolyseure und Großwärmepumpen unterstützen. Dafür wird aktuell eine Bundesrahmenregelung zur Förderung des Produktionsaufbaus in allen Transformationstechnologien erarbeitet, die es auch den Ländern ermöglichen soll, eigene ergänzende Förderungen aufzusetzen.

„Für zentrale Transformationstechnologien brauchen wir eigene Fertigungskapazitäten in Deutschland und Europa. Das ist nicht nur eine Frage der ökonomischen Vernunft, sondern auch eine Frage der Wirtschaftssicherheit“, so Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck. Der neue Beihilferahmen der EU bietet hierfür Möglichkeiten, die genutzt werden sollen. „Wir starten mit der Photovoltaik und wollen unsere Industrie dabei unterstützen, dauerhaft eine Photovoltaik-Produktion in Deutschland aufzubauen, indem wir Leuchtturmprojekte finanziell unterstützen“, so Habeck anlässlich der Vorstellung des Programms im Juni 2023.

Um Transformationstechnologien zu fördern, hat die EU-Kommission im März den Befristeten Krisenrahmen (Temporary Crisis and Transition Framework - TCTF) deutlich erweitert und neue Möglichkeiten staatlicher Investitionskostenförderung auch für Produzenten von PV-Anlagen und -komponenten geschaffen. Diesen Rahmen will das BMWK nutzen.

USA fördern über Inflation Reduction Act US-Firmen direkt mit Steuergutschriften

In den USA hat die Biden-Regierung im August 2022 mit dem „Inflation Reduction Act“ ein knapp 370 Mrd. US-Dollar schweres industriepolitisches Programm auf den Weg gebracht, das Unternehmen in den USA direkt fördert. Das hat den Vorteil, dass Unternehmen die industrielle Produktion in den USA ansiedeln und hochfahren. Zu den Unternehmen, die davon profitieren gehört u.a. das US-Brennstoffzellen-Unternehmen Plug Power. Anfang 2023 ist die neue Fertigungsstätte zur automatisierten Herstellung von Brennstoffzellen in Betrieb gegangen.

Quelle: IWR Online

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