06.04.2011, 11:04 Uhr

Bundesnetzagentur: Energiewende ist bereits Realität

Bonn – Die Bundesnetzagentur hat für die Bereiche Energie, Telekommunikation sowie Güterverkehr einen umfassenden Netzausbau gefordert. "Zur Versorgung mit Energie und zur Kommunikation sind sichere und leistungsfähige Netze notwendig. Sie müssen immer wieder für die wachsenden Anforderungen des Wirtschaftslebens und die private Nachfrage modernisiert werden. Dazu sind gewaltige Investitionen in diese Netze erforderlich, damit Deutschland das Land der modernen Infrastrukturen bleibt. Der Netzausbau in den Stromnetzen rückt zu Recht ins Zentrum des Interesses. Wenn der Umbau in Richtung erneuerbare Energien beschleunigt werden soll, dann muss vor allem auch der Stromnetzausbau intensiviert und vorangebracht werden", sagte Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur, anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts 2010.

Kurth: Energiewende ist Realität

Mit Blick auf die aktuelle Diskussion um den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien sagte Kurth: "Die Energiewende hin zu den erneuerbaren Energien hat längst begonnen und ist Realität. Binnen fünf Jahren ist die Erzeugungskapazität der erneuerbaren Energien von 24 auf rund 54 Gigawatt Ende 2010 gestiegen. Hierbei dominiert die Windkraft, die auch schon heute einen großen Einfluss auf den Preisbildungsmechanismus im Strommarkt hat". Nach Ansicht der Bundesnetzagentur werden künftig vor allem die Offshore-Windparks und somit die lastferne Erzeugung eine Hauptrolle spielen. Mit Blick auf die Diskussion um den stärkeren Stromimport sagte Kurth: "Während Deutschland im Jahr 2009 insgesamt einen Exportüberschuss erzielte, führt Deutschland seit dem Abschalten der sieben vor 1980 gebauten Kernkraftwerke im Schnitt 2.500 Megawatt ein. Hinzuweisen ist dabei aber auch auf die Tatsache, dass der Windstrom derzeit witterungsbedingt nur einen unterdurchschnittlichen Beitrag zur Lastdeckung liefert, während die Photovoltaik die Lastspitzen in der Mittagszeit abfedert", betonte Kurth.

Ausbau der Stromnetze im Fokus

Für den vielfach geforderten Netzausbau sind nach Ansicht der Behörde gewaltige Investitionen erforderlich. Für den Ausbau der Übertragungsnetze habe die Bundesnetzagentur bereits Investitionsbudgets in Milliardenhöhe genehmigt. Die Investitionsbereitschaft der ÜNB zeige, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen grundsätzlich angemessen sind. Demnach gingen bei der Bundesnetzagentur seit 2008 allein 21 Anträge auf Genehmigung eines Investitionsbudgets für die Netzanbindung von OWP mit einem Volumen von insgesamt ca. 9,5 Mrd. Euro ein. Davon seien bis Ende 2010 bereits 13 Anträge mit einem Volumen von ca. 5,4 Mrd. Euro genehmigt worden. Zudem wurden laut Bundesnetzagentur für 22 der 24 der im Energieleitungsausbaugesetz genannten Projekte Investitionsbudgets mit einem Gesamtvolumen von ca. 3,9 Mrd. Euro beantragt und genehmigt.

Kurth: Strompreise reagieren derzeit gelassen

"Ein gutes Zeichen ist, dass die Strompreise auf die Abschaltung der Kernkraftwerke relativ gelassen reagierten: Der Preis für Stromlieferungen im Jahr 2012 stieg an der Strombörse von 53 Euro pro Megawattstunde auf 60 Euro pro Megawattstunde. Wenn wir bedenken, dass wir in der Spitze schon mal Preise von rund 90 Euro pro Megawattstunde im Juni 2008 hatten, besteht zur Dramatik kein Anlass", sagte Kurth. Mit Blick auf die europäische Vernetzung führte Kurth aus: "Gerade in den letzten Wochen gab es auch zahlreiche Initiativen zwischen Deutschland und Norwegen, um den Bau von neuen Seekabeln zu ermöglichen, die die schwankenden deutschen Windstromkapazitäten mit den Kapazitäten aus norwegischer Wasserkraft koppeln. Gerade jetzt liegt in der Marktkopplung eine große Chance für beide Länder, die Vorteile der erneuerbaren Energien zu kombinieren. Das von uns regulatorisch geförderte NorGer Projekt und ein weiteres NordLink Projekt könnten gemeinsam eine Kuppelleitungskapazität von bis zu 2.800 MW schaffen. Die strategischen Chancen der Kopplung mit Norwegen sollten rasch ergriffen werden.“

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