28.04.2011, 15:14 Uhr

Ethikkommission: Wissenschaftler stellen sich den Fragen

Berlin, Münster - In der zweiten Runde der öffentlichen Beratung der Ethikkommission zur Zukunft der Energieversorgung sind insbesondere Wissenschaftler zu Wort gekommen und haben ihre Einschätzungen zu den Zukunftsoptionen abgegeben. Neben den technischen Experten, die sich zu den Möglichkeiten des Ausstiegs aus der Kernenergie und dem Einsatz alternativer Technologien geäußert haben, sind auch Fachleute aus gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen zu Wort gekommen, um sich zu den Fragen um Risiko, Wohlstand und weiteren ethischen Aspekten zu äußern. Alle Experten konnten zunächst in einem sieben-minütigen Statement ihre Punkte darstellen, im Anschluss wurde eine offene Fragerunde unter Leitung des Kommissionsvorsitzenden Klaus Töpfer durchgeführt.

Weber: Ausstieg bis 2017 möglich

Prof. Eicke Weber vom Fraunhofer ISE hält einen Ausstieg bis zum Jahr 2017 für möglich und betonte die bereits erreichten Kostendegressionen z.B. im Bereich der Photovoltaik. Als Vertreter für alle Sparten der erneuerbaren Energien gehören für ihn aber auch die weiteren regenerativen Sparten zur Energieversorgung der Zukunft. Prof. Eberhard Umbach vom Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) rechnete vor, wie sich ein Atomausstieg auf die Klimabilanz auswirken würde. Über die Einschätzung von Risiken sprach Frau Prof. Rafaela Hillerbrand vom Philosophischen Institut der RWTH Aachen. Ihrer Einschätzung nach sei auffällig, dass die Befürworter der Kernenergie stets auf die geringe Eintrittswahrscheinlichkeit von AKW-Unfällen hinwiesen, während sich die Gegner zumeist auf die immens hohen Schäden fokussierten, die im Fall der Fälle eintreten könnten. Prof. Ferdi Schüth vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung ist der Auffassung, dass die größte Unsicherheit bei einer Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland die Netzstabilität sei. Erzeugungskapazitäten seien hingegen genügend vorhanden. Zudem geht Schüth nicht davon aus, dass die Nutzung von CO2 aufgrund des zu geringen Potenzials eine nachhaltige Option zur Verbesserung der Klimabilanz sei.

In einer dritten Runde werden aktuell weitere Forschungsinstitutionen wie Öko-Institut oder DIW, Unternehmensvertreter wie Schüco-Chef Dirk U. Hindrichs sowie Verbandsvertreter und Politiker angehört und deren Vorschläge und Statements diskutiert.

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