27.01.2012, 10:09 Uhr

Verbraucher-Zentrale NRW: Zu wenige Ökostromtarife unterstützen Energiewende

Düsseldorf - Die Mehrzahl der über 2.000 Tarife, die derzeit als "Ökostrom-Angebote" präsentiert werden, leistet überhaupt keinen oder nur einen sehr geringen Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Dies stellte die Verbraucherzentrale NRW fest und hat daher bei Bundesumweltminister Norbert Röttgen um Unterstützung für ein einheitliches Gütesiegel für Ökostrom geworben.

Ökostrom-Siegel kaum bekannt

Bundesweit beziehen mittlerweile rund drei Millionen Haushalte "Ökostrom". Der Aufpreis wird jedoch nur selten in echte Energiewende umgemünzt. Denn viele Anbieter leisten – entgegen der Erwartung ihrer Kunden – keinen Beitrag zum Bau neuer und umweltfreundlicher Stromerzeugungsanlagen, sondern etikettieren zum Beispiel Strom, den sie seit Jahren schon aus alten Wasserkraftanlagen gewonnen haben, nur um. Stromanbietern kommt dabei zugute, dass der Begriff "Ökostrom" weder genau definiert noch gesetzlich geschützt ist, so die NRW-Verbraucherzentrale. Zwar gibt es durchaus Ökostrom-Gütesiegel, die wissenschaftlich fundierte Kriterien bei der Labelvergabe zugrunde legen, unabhängige Kontrollen vorsehen und die Anstrengungen beim Zubau neuer Anlagen zur Energiegewinnung aus ökologisch vertretbaren Quellen transparent machen. Doch sind Verbrauchern diese bislang unbekannt geblieben: Bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale NRW hat TNS-Emnid ermittelt, dass 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger keine Ökostrom-Gütesiegel benennen konnten. Der Rest glaubte irrtümlicherweise, dass Ökostrom am Blauen Engel oder den Energieeffizienzklassen für Haushaltsgeräte zu erkennen ist.

Überführung des Siegels "ok-power"

Die Verbraucherzentrale NRW fordert ein einheitliches und staatlich geprüftes Gütesiegel. Ein verlässliches Ökostrom-Label mit hohen Anforderungen an den Ausbau der erneuerbaren Energien motiviere nach Ansicht der Behörde Wechselwillige, auf Ökostrom umzusteigen. Weiterer Vorteil von nur einem Gütesiegel wäre, dass sich dessen Bekanntheitsgrad steigere. In einem Brief an Bundesumweltminister Norbert Röttgen hat die Verbraucherzentrale NRW daher jetzt eine neue Initiative für ein staatliches Ökostrom-Gütesiegel angeregt. Gemeinsam mit dem Öko-Institut und dem World Wide Fund For Nature (WWF) hatte sie im Jahr 2000 das Ökostrom-Gütesiegel "ok-power" entwickelt, das nach dem Willen der Verbraucherzentrale in das einheitliche staatliche Siegel überführt werden soll.


© IWR, 2012