Thüga-Unternehmen wollen Wasserstoff ins Gasnetz speisen
München/Frankfurt - Zwölf Unternehmen der Thüga-Gruppe werden eine Demonstrationsanlage bauen und betreiben, mit deren Hilfe Strom aus Wind und Sonne in Wasserstoff umgewandelt und in ein kommunales Gasnetz eingespeist werden kann. Der entsprechende Beschluss dazu ist Ende August gefasst worden. Die Anlage wird im Netzgebiet der Netzdienste Rhein-Main in Frankfurt am Main errichtet. Mit dem Bau soll nach Vorliegen aller Genehmigungen noch im zweiten Quartal des nächsten Jahres begonnen werden, so dass die Anlage Ende 2013 in Betrieb gehen würde. In dem bis Ende 2016 dauernden Demonstrationsbetrieb wollen die Unternehmen Erfahrungen sammeln, wie eine solche Anlage unter Praxisbedingungen funktioniert. Zudem soll mit dem gestarteten Demonstrationsvorhaben ein Beitrag zu den klimapolitischen Zielen der Bundesregierung geleistet werden.
Nutzung für KWK oder als Kraftstoff möglich
"Wichtig war uns, dass wir den Sprung von einer Labor- zu einer Demonstrationsanlage vollziehen und erstmalig in Deutschland realisieren, dass der so erzeugte Wasserstoff in ein kommunales Gasnetz eingespeist wird", so Michael Riechel, Mitglied des Vorstandes der Thüga Aktiengesellschaft, einer der zwölf Projektpartner. Aus Sicht der Unternehmen ist die Einspeisung in das Endverteilungsnetz besonders interessant, da über 80 Prozent der erneuerbaren Energien fernab der Übertragungsnetze erzeugt werden und durch die Einspeisung in ein kommunales Gasnetz eine direkte regionale Vermarktung des erzeugten Wasserstoffs, zum Beispiel für die besonders effiziente Kraftwärmekopplung oder beispielsweise die Nutzung als Kraftstoff, möglich ist. Die Anlage wird pro Stunde rund 60 Kubikmeter Wasserstoff erzeugen und so in einer Stunde 3000 Kubikmeter mit Wasserstoff angereichertes Erdgas in das Netz einspeisen.
Maximal 2 bzw. 5 Prozent Wasserstoff ins Gasnetz
Der ausgewählte Standort in Frankfurt am Main eignet sich besonders, weil dort die gesamte Infrastruktur zum Anschluss einer Elektrolyseanlage vorhanden ist. Zudem ist ein notwendiger Mindestgasabsatz selbst in verbrauchsschwachen Sommermonaten gewährleistet. Denn der Anteil von Wasserstoff im Erdgasnetz darf maximal fünf Prozent betragen, beziehungsweise zwei Prozent, wenn sich eine Erdgastankstelle im Netz befindet. Am Standort ist außerdem eine Wärmeerzeugungsanlage vorhanden, die bei der Verbrennung Kohlenstoffdioxid erzeugt. Dies bietet die Möglichkeit, in einer gegebenenfalls zweiten Demonstrationsphase nach 2016 Erfahrungen zu sammeln, wie aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid synthetisches Methan erzeugt wird. Im Gegensatz zum Wasserstoff kann synthetisches Methan unbegrenzt in das Erdgasnetz eingespeist werden.
© IWR, 2012