08.03.2013, 14:32 Uhr

Fukushima-Katastrophe jährt sich zum zweiten Mal

Münster/Bremerhaven/Berlin – Am 11. März jährt sich zum zweiten Mal das Reaktorunglück von Fukushima. Damals traf ein Tsunami die Nordost-Küste Japans und das Kernkraftwerk Fukushima 1. In Folge der zerstörerischen Überflutung, die viele Todesopfer forderte und ganze Landstriche verwüstete, ereigneten sich in den Reaktoren des Kraftwerks Kernschmelzen. In der Folge wurden große Mengen Radioaktivität freigesetzt. Bis heute kämpft Japan mit den Folgen der Katastrophe. So sind die Strahlungswerte im Kraftwerk noch immer gefährlich hoch und auch in der Umgebung bestehen nach wie vor radioaktive Hotspots. Zudem fallen große Mengen an Atommüll an, die mühsam entsorgt werden müssen. Die Belastung für die japanische Wirtschaft ist immens, der Betreiber des havarierten Kraftwerks Tepco, mussten aufgrund der Milliarden-Belastungen verstaatlicht werden. In Deutschland leitete die Regierung um Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Folge die Energiewende ein.

NABU: Folgekosten von bis zu 850 Milliarden Euro

Anlässlich des Fukushima-Jahrestages fordert der NABU nun, dass die Atomkraft weltweit zum Auslaufmodell werden müsse. "Die Menschen in Japan leiden nach wie vor unter der hohen Strahlenbelastung. Die Kostenschätzungen für die Folgen von Fukushima liegen zwischen 100 und 850 Milliarden Euro. Das macht deutlich: Atomkraft ist nicht nur gefährlich für Mensch und Natur, sondern birgt auch immense ökonomische Risiken", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. In ganz Europa würden Baustellen von Kernkraftwerken zum Teil aufgegeben, wie kürzlich in Bulgarien, bei anderen Projekten, wie dem AKW Olkiluoto in Finnland seien die Baukosten von ursprünglich drei Milliarden auf 8,5 Milliarden Euro gestiegen.

Verzerrte Strompreisdebatte in Deutschland

Aus NABU-Sicht werde damit Atomstrom zunehmend unrentabel. "Für das französische Atomkraftwerk in Flamanville wird mittlerweile mit Stromerzeugungskosten von mindestens sieben bis neun Cent pro Kilowattstunde kalkuliert. Bei dieser Größenordnung kann umweltfreundlich erzeugter Strom aus modernen Windenergieanlagen locker mithalten", so Tschimpke. Die aktuelle Debatte um steigende Strompreise durch den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland sei auch angesichts der weiteren Folgekosten der Kernenergie völlig verzerrt. "Zum einen belasten die Zusatzkosten der Energiewende beim Strom die privaten Haushalte viel weniger als die Preissteigerungen für Heizung und Kraftstoffe. Zum anderen wären die Folgekosten für den Neubau von Atom- oder Kohlekraftwerken noch höher", betont NABU-Energieexpertin Tina Mieritz.

WAB: Erneuerbare können auch mit fossilen Kraftwerken mithalten

Auch die Windenergie-Agentur WAB sieht zum Fukushima-Jahrestag in der derzeitigen Diskussion um die Investitionen in Erneuerbare Energien eine Gefahr für die Energiewende. "Strom aus Erneuerbaren Energien ist nicht teurer als der Strom aus fossilen Energieträgern: Bei einer ehrlichen Kostenrechnung, in der alle Abgaben und Förderungen sowie die externen Kosten für fossile Energien miteingerechnet werden, ist der Strom aus Erneuerbaren Energien sogar günstiger.", sagt Ronny Meyer, Geschäftsführer der WAB. Meyer kritisiert vor allem die aktuellen Vorschläge von Bundesumweltminister Altmaier zur Deckelung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien. "Wer eine Energiewende will, kann solche Vorschläge nicht ernst meinen, denn damit kommt z.B. der Ausbau der Windkraft auf See und an Land de facto zum Erliegen."

Energiegipfel bei Merkel: Viele Baustellen und Zeitdruck


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