13.11.2013, 12:26 Uhr

Erneuerbare bei E.ON und EnBW: Ergebnis-Stütze oder Bremse?

Düsseldorf, Karlsruhe – Die beiden Energieversorger E.ON und EnBW haben ihre Zahlen für die ersten neun Monate 2013 vorgelegt. Beide Energieriesen erklärten, dass die Geschäfts- bzw. Ergebnisentwicklung im Rahmen der Erwartungen liege. Bei E.ON sind die erneuerbaren Energien zur Ergebnis-Stütze geworden. Hingegen macht EnBW die regenerativen Energien mitverantwortlich für den Rückgang des EBITDA.

Die Aktienkurse der beiden Versorger zeigten sich ebenso uneinheitlich wie die Rolle, die E.ON und EnBW den erneuerbaren Energien zugewiesen haben. Die E.ON-Aktie klettert am Mittwochmorgen nach Veröffentlichung der Zahlen um 0,2 Prozent auf 13,52 Euro (Stand 11:35 Uhr). Das Wertpapier von EnBW verlor am Dienstag nach Vorlage des Berichts knapp drei Prozent auf 29,15 Euro.

E.ON: Gewinne schmilzen auf hohem Niveau

Bei E.ON lag der Umsatz in den ersten neun Monaten mit 89,3 Mrd. Euro um fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau, das EBITDA ging um rund 1,7 Mrd. Euro auf 7,1 Mrd. Euro zurück. Positiv hätten sich Kosteneinsparungen im Rahmen des Programms E.ON 2.0 sowie der Ergebnisanstieg im Bereich Exploration & Produktion ausgewirkt. Allerdings seien diese positiven Effekte wurden aber durch den Ergebnisrückgang im Midstream-Gasgeschäft, den Entfall der Ergebnisbeiträge veräußerter Gesellschaften und die derzeitigen Marktbedingungen in der fossilen Erzeugung mehr als kompensiert worden. Der nachhaltige Konzernüberschuss sank vor allem durch den Rückgang im EBITDA und die im Vergleich zum Vorjahr höheren Ertragssteuern um 2,1 Mrd. Euro oder 53 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro.

E.ON konkretisiert den Ausblick für das Geschäftsjahr 2013 und geht jetzt von einem EBITDA im Bereich 9,2 bis 9,3 Mrd. Euro aus. Dieser Wert berücksichtigt bereits den Wegfall von Ergebnisbeiträgen durch den Verkauf von Beteiligungen im Rahmen des laufenden Desinvestitionsprogramms. Für den nachhaltigen Konzernüberschuss erwartet E.ON ein sattes Ergebnis von 2,2 und 2,4 Mrd. Euro.

Teyssen: Erneuerbare Energien sind Stütze unseres Ergebnisses

Auch im dritten Quartal ist E.ON bei der Umsetzung der Konzernstrategie vorangekommen. Im Bereich Erneuerbare Energien wurde nach nur 18 Monaten Bauzeit der Offshore-Windpark Kårehamn in der Ostsee eingeweiht, der Baubeginn des Offshore-Parks Amrumbank West ist erfolgt. Der EBITDA-Beitrag der Erneuerbaren Energien konnte erneut gesteigert werden. Johannes Teyssen, Vorsitzender des Vorstands der E.ON SE: „Die Erneuerbaren Energien sind eine Stütze unseres Ergebnisses, unsere moderne Windflotte gehört zu den ertragsstärksten im Markt und ist mit einer Verfügbarkeit von 98 Prozent eine verlässliche Größe der Energieversorgung in Europa.“ Bei der Integration von erneuerbaren Energien in das Gesamtsystem geht E.ON neue Wege. Im brandenburgischen Falkenhagen wurde jetzt eine Anlage in Betrieb genommen, die regenerativ erzeugten Strom in Wasserstoff umwandelt und in das Gasnetz einspeist.

EnBW: Mehr Umsatz, weniger Gewinn

Der EnBW-Konzern erzielte in den ersten neun Monaten 2013 mit 19.770 Mitarbeitern einen Außenumsatz von 15,5 Mrd. Euro und damit ein Plus von 8,5 Prozent. Das um Sondereffekte bereinigte Adjusted EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) lag um 2,5 Prozent unter dem Vorjahreswert, betrug aber immer noch 1,8 Mrd. Euro. Ohne Berücksichtigung positiver Bewertungseffekte aus Derivaten, die sich im Zeitpunkt der Realisation des Grundgeschäfts wieder aufheben, belief sich das operative Ergebnis auf 1,75 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Rückgang des entsprechenden Vorjahreswerts um 7,9 Prozent. Die Ergebnisentwicklung auf Konzernebene verlief somit im Rahmen der Erwartungen, die fünf bis zehn Prozent unter dem Vorjahr liegen. Der neutrale Konzernfehlbetrag belief sich auf rund -282 Mio. Euro gegenüber einem neutralen Konzernüberschuss von rund 2 Mio. Euro im Vorjahr. Entsprechend lag der Adjusted Konzernüberschuss mit rund 516 Mio. Euro unter dem Vorjahreswert von rund 563 Mio. Euro.

Ergebnis wird durch erneuerbare Energien geschwächt

Der Rückgang des Adjusted EBITDA ist im Wesentlichen auf die Ergebnisentwicklungen in den Geschäftsfeldern Erzeugung und Handel, erneuerbare Energien sowie Vertrieb zurückzuführen. Ursächlich sind die seit Jahresbeginn 2013 weiter gesunkenen Großhandelsmarktpreise und Spreads in der Stromproduktion, sowie die Belastung aus der Vollauktionierung der CO2-Zertifikate. Diese Effekte führten in den Geschäftsfeldern Erzeugung und Handel sowie Erneuerbare Energien zu Ergebnisrückgängen von 15,4 Prozent bzw. 14,8 Prozent in den ersten neun Monaten 2013.

Im dritten Quartal 2013 wurden bei der strategischen Neuausrichtung weitere Fortschritte erzielt. Im Bereich der erneuerbare Energien fiel im August der Startschuss für den Bau des Offshore-Windparks EnBW Baltic 2 (288 MW). Im Netzbereich hat die Tochter TransnetBW mit der Netzerweiterung in Stuttgart begonnen. Auch die für die Strategie EnBW 2020 erforderlichen strukturellen Maßnahmen befinden sich in der Umsetzung. Dazu Konzernchef Frank Mastiaux: „Mit dem Strukturkonzept „EINE EnBW“ werden wir die Komplexität des EnBW-Konzerns durch die Zusammenführung von sechs Kerngesellschaften deutlich reduzieren. Bedingt durch die Verringerung der Zahl von Organen und Gremien sowie die Verschlankung von Managementebenen erwarten wir Effizienzgewinne in zweistelliger Millionenhöhe. Die Neustrukturierung des Unternehmens soll im Laufe des Jahres 2014 abgeschlossen sein.“


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