05.03.2014, 10:17 Uhr

Studie: Risiko einer Atom-Katastrophe durch veraltete AKWs in Europa steigt

Beznau, Schweiz / Tihange, Belgien – Im Zusammenhang mit einem Report von Greenpeace protestieren Aktivisten am Mittwochmorgen gegen die Gefahr alternder Atomkraftwerke (AKW) in Europa. Die Kernaussage der Studie, welche das Ökoinstitut für Greenpeace erstellet hat, lautet: Mit steigendem Alter steigt auch die Gefahr eines schweren Unfalls. Damit bestätigt die Umweltorganisation eine IWR-Untersuchung aus dem Jahr 2012, in der zudem die Kosten für den Ersatz des alternden AKW-Parks weltweit berechnet worden sind.

Schauplatz der Protestaktionen von Greenpeace sind die Kernreaktoren in Tihange (Belgien) und Beznau (Schweiz). Belgien hat die Laufzeit des störanfälligen Meilers Tihange 1 gerade erst auf 50 Jahre verlängert. In Beznau steht das mit 45 Jahren älteste AKW der Welt. Insgesamt sind über der 60 der über 150 europäischen AKWs älter als 30 Jahre, einige haben sogar die 40 Jahr-Marke überschritten. Dessen ungeachtet planen viele Regierungen Laufzeitverlängerungen.

Weltweit über eine Billion Euro für Ersatz

Dabei werden anscheinend nicht nur Risiken, sondern auch Kosten leichtfertig hingenommen. Wie das IWR in einer Untersuchung von 2012 festgestellt hat, fallen für den Ersatz der alternden AKW enorme Summen an. So kommt alleine Frankreich auf einen Betrag von 213 Mrd. Euro für einen Ersatz bis 2030, weltweit sind es sogar über eine Billion Euro. Sollte es darüber hinaus zu einem ernsthaften Unfall kommen, sind laut der aktuellen der Greenpeace-Studie die Versicherungssummen zur Deckung der wahrscheinlichen Kosten um den Faktor 100 bis 1.000 zu niedrig. Besonders bei den Anlagen in Frankreich und Großbritannien bestehen große Lücken bei den Versicherungssummen. Da es trotz Nachrüstungen und Reparaturen dennoch zu Materialermüdung und –verschleiß kommt, sei dies laut Studie besonders kritisch.

Forderung: Grenznahe Meiler unverzüglich abschalten

Kernphysiker und Greenpeace Atomexperte Heinz Smital: „Die maroden Uralt-Meiler an der Grenze zu Deutschland müssen unverzüglich vom Netz gehen bevor es zu einem schweren Unfall mit Auswirkungen für ganz Europa kommt.“ Ende März diskutiert die EU über den Energiemix im Jahr 2030. Die Rolle der Atomkraft wird dabei einen maßgeblichen Einfluss spielen. Das vorgeschlagene Ziel von mindestens 27 Prozent an erneuerbaren Energien hält Greenpeace für deutlich zu niedrig. Dort fordert man ein Ausbauziel von mindestens 45 Prozent bis 2030. Andernfalls sei man noch über Jahrzehnte abhängig von Atom- und Kohleenergie.

Weitere Informationen und Nachrichten zum Thema:

Kernkraftwerke werden älter – Ersatz kostet weltweit über eine Billion Euro bis 2030

Zum IWR-Monatsreport (10/2012) mit näheren Infos zur Kostenanalyse (Seite 3)


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