18.08.2014, 12:24 Uhr

Stark sinkende Kohlepreise treiben Kohleverstromung 2013

Münster - Kräftig sinkende Preise für Kohle auf dem Weltmarkt und niedrige CO2-Preise haben im Jahr 2013 den Anstieg der Kohleverstromung in Europa befeuert. Das könnte sich 2014 ändern.

Die weltweite Förderung von Steinkohle (Kokskohle und Kesselkohle) hat im Jahr 2013 nach Angaben des Vereins der Kohlenimporteure e.V. (VDKi) rund 7,1 Milliarden Tonnen (t) erreicht. Allerdings hat das weltweite Wachstum an Geschwindigkeit verloren, so der VDKi.

Weltmarktpreise für Kohle im Sinkflug

Die Weltmarktpreise befanden sich 2013 im Sinkflug. Sie erreichten laut VDKi für die Kesselkohle Mitte des Jahres 2013 mit etwas über 73 US-Dollar (USD) pro Tonne cif ARA ihren vorläufig tiefsten Punkt. Zu Ende November 2013 kostete die Tonne Steinkohle cif ARA etwa 84 US-Dollar, war damit aber immer noch sechs Prozent unter dem Vergleichspreis des Vorjahres (89,53 USD). Ein stärkerer Euro gegen über dem USD führte zu weiteren Preisvorteilen in der Eurozone.

Nachdem die Kokskohle noch in 2012 zeitweise über 250 USD/t notierte, sanken die Preise konjunktur- und damit nachfragebedingt seit der zweiten Jahreshälfte 2012 immer weiter ab und pendeln sich nun bei etwas über 150 USD/t (Vertragspreise HCC für das 4. Quartal 2013) ein.

Die Frachtraten bewegten sich in 2013 von wenigen zeitlich befristeten Ausnahmen abgesehen in einer Bandbreite von sieben bis zwölf USD/t für die Benchmark-Route Richards Bay - Rotterdam. Seit September 2013 zeigen sich die Frachtraten fester und bewegen sich seit Ende letzten Jahres um die 15 USD/t.

Deutschland: langer Winter und positive clean dark spread treiben Kohleverstromung

Der lange Winter 2013 und der für die Kohleverstromung bereits seit längerem positive clean dark spread (Differenz zwischen Strompreis und Kosten für Kohle, Fracht und CO2-Zertifikate) im Vergleich zu dem negativen clean spark spread (Differenz zwischen Strompreis und Kosten für Gas, Transport und CO2-Zertifikate) begünstigten laut VDKi derzeit die Stromerzeugung aus Steinkohle in Europa. Der Strom wird dabei häufig in stark gasabhängige Länder wie das Vereinigte Königreich oder die Niederlande exportiert, so der VDKi.

Steinkohle-Kraftwerke: Vollkosten von 5 ct/kWh

Wegen der eingetretenen Verschiebung von Gas zu Kohle bei der Verstromung sieht der Vorsitzende des VDKi, Dr. Wolfgang Cieslik, aber keinerlei Anlass zum Optimismus für die Steinkohle. Angesichts der niedrigen Börsenstrompreise und den Vollkosten eines Steinkohlekraftwerkes, die je nach Wirkungsgrad und Kohleeinkaufskosten bei rd. 5 ct/kWh liegen, sei es "offenkundig, dass dies kein tragfähiges Geschäftsmodell zur versorgungssicheren Strom- und Wärmeerzeugung in Deutschland sein kann.“

1. Quartal 2014: Steinkohleverstromung in Deutschland rückläufig

Die Dynamik des weltweiten Wirtschaftswachstums geht nach VDKi-Einschätzung auch in 2014 vom pazifischen Raum aus, wenn auch verhaltener. Insgesamt wird weltweit für dieses Jahr zwar von einem gegenüber 2013 erhöhten Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent ausgegangen. Der VDKi stellt aber eine Stagnation oder nur leichte Erhöhung der Stromnachfrage und tendenziell einen Rückgang in der Eisen- und Stahlproduktion im pazifischen Raum fest.

Europa ist zwar reichlich mit Kohle überversorgt, aber für 2014 wird ein Rückgang des Kohleeinsatzes erwartet. Ursache ist der milde Winter und der höhere Einsatz erneuerbarer Energien, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien und Spanien. Die Stromerzeugung aus Steinkohle in Deutschland ist in den ersten vier Monaten bereits stark zurückgegangen, so der VDKi.

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