03.12.2014, 14:43 Uhr

Monitoring-Bericht Strom und Gas: Netzausbau hinkt hinterher

Bonn – In Deutschland kann der Netzausbau noch nicht mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien Schritt halten. Das ist eine zentrale Erkenntnis des Monitoringberichts 2014 über wesentliche Entwicklungen der deutschen Strom- und Gasmärkte im Jahr 2013.

Den Bericht haben das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur gemeinsam veröffentlicht. Zudem geht aus diesem Bericht hervor, dass die Kunden in Deutschland EU-weit den zweithöchsten Strompreis hinter Dänemark zahlen.

Netzausbau liegt hinter Erneuerbaren zurück

Der Monitoringbericht zeigt, dass gerade die erneuerbaren Energien schnell voranschreiten. "Der Netzausbau kommt zwar voran, kann mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien aber immer noch nicht Schritt halten.“, erklärte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Bis zum dritten Quartal 2014 wurden 438 km von 1.887 km der nach dem Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) von 2009 geplanten Stromleitungskilometer fertig gestellt. Die Folge des noch zu langsamen Netzausbaus sei, dass die Netzbetreiber 2013 verstärkt Maßnahmen zur Wahrung der Netz- und Systemstabilität tätigen mussten. Es dürfe daher in den Anstrengungen nicht nachgelassen werden, den Netzausbau weiter zu beschleunigen, betonte Homann.

Deutschland in der EU beim Strompreis auf Platz zwei

Der Strompreis beinhaltet einen immer höheren Anteil an Kosten des Umlagensystems, die aus dem Umbau der Erzeugungslandschaft resultieren, heißt es in der Mitteilung zum Bericht weiter. Obwohl der deutliche Anstieg der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zum Jahr 2014 für die meisten Stromverbraucher nicht zu einer weiteren Preiserhöhung geführt habe, werden die deutschen Strompreise für Haushaltskunden nur von Dänemark übertroffen. Ursächlich für diese Spitzenstellung ist die hohe Belastung der deutschen Strompreise mit Umlagen, Steuern und Abgaben.

Im Gasbereich sind die Erdgasimporte 2013 im Vergleich zum Vorjahr laut Bericht weiter gestiegen. Insbesondere die Direktimporte aus Russland hätten zugenommen. Laut Homann wirke sich für die Versorgungssicherheit mit Erdgas positiv aus, dass die Erdgasspeicher in Deutschland zu Beginn des Winters sehr gut gefüllt seien. Mit knapp 97 Prozent sei der Füllstand gegenüber den Vorjahren Anfang November sogar außergewöhnlich hoch gewesen.

bne kritistert zu hohe staatliche Preisbestandteile

Die Energiewirtschaft nimmt ebenfalls den Netzausbau ins Visier: Wie massiv inzwischen in die Fahrweise von Kraftwerken und Speichern eingegriffen werden muss, „unterstreicht die Dringlichkeit des Netzausbaus insbesondere in Nord-Süd-Richtung. Das Stromnetz in Deutschland steht in einigen Regionen unter erheblichem Stress", sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, zum Netzausbau.

Ein Problem bleiben die staatlichen Preisbestandteile auf den Energiepreis wie Umlagen und Netzentgelte, heißt es in der Pressemitteilung des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (bne). Laut Monitoringbericht machen sie mittlerweile allein 75 Prozent des Strompreises aus. Der Anteil für Vertrieb, Einkauf und Marge ist demnach im vergangenen Jahr sogar gesunken. "Die sinkenden Beschaffungskosten für Strom nutzen den Kunden daher wenig, denn sie werden von den staatlich fixierten Umlagen, Entgelten und Steuern wieder aufgezehrt", betont bne-Geschäftsführer Robert Busch.

Quelle: IWR Online
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