18.06.2015, 15:22 Uhr

Umwelt-Enzyklika: Papst Franziskus verteufelt Emissionshandel

Vatikan – "Laudato si’" heißt die neue Enzyklika von Papst Franziskus. Das Besondere daran ist der zentrale Inhalt: Denn es geht um Umwelt- und Klimaschutz. Von einer "grünen" Enzyklika ist die Rede. Darin kritisiert der Papst u.a. auch ausdrücklich das Klimaschutz-Instrument des Emissionshandels.

Die Diskussion, ob das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche sich überhaupt in diese weltlichen Dinge einmischen sollte, ist bereits im Vorfeld entbrannt. Doch was genau sagt der Papst zum Klimawandel?

Unverantwortlicher Gebrauch und Missbrauch der Güter

Zu Beginn der neuen Enzyklika wird der Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi zitiert: "Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr". In diesem Sonnengesang erinnere der Heilige daran, dass "unser gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns in ihre Arme schließt." Doch bereits direkt im Anschluss folgt die Beschreibung des Problems: "Diese Schwester schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat", heißt es in dem päpstlichen Rundschreiben.

Klima ist gemeinschaftliches Gut – Klimawandel ist globales Problem

Papst Franziskus beschreibt das Klima als "gemeinschaftliches Gut von allen und für alle". Es bestehe eine sehr starke wissenschaftliche Übereinstimmung darüber, dass sich die Menschheit in einer besorgniserregenden Erwärmung des Klimasystems befinde. Für das Kirchenoberhaupt ist der Klimawandel ein globales Problem mit schwerwiegenden Umwelt-Aspekten und ernsten sozialen, wirtschaftlichen, distributiven und politischen Dimensionen. Er lässt aber keinen Zweifel daran, wer die Hauptverantwortung trägt. Die ärmsten Regionen und Länder hätten weniger Möglichkeiten, neue Modelle zur Reduzierung der Umweltbelastung anzuwenden, weil sie nicht die notwendigen Qualifikationen hierfür verfügen und die Kosten dafür nicht decken können. Darum müsse man deutlich im Bewusstsein behalten, dass es "im Klimawandel diversifizierte Verantwortlichkeiten" gebe. Man müsse sich auf die Bedürfnisse der Armen, der Schwachen und der Verletzlichen konzentrieren.

Gott um positives Vorankommen der Klimaschutz-Debatte bitten

Bei der Bewertung der bisher erreichten Erfolge in Sachen Klimaschutz nimmt der Papst kein Blatt vor den Mund: „Was den Klimawandel betrifft, sind die Fortschritte leider sehr spärlich“, heißt es in der Enzyklika. Die Reduzierung von Treibhausgas verlange Ehrlichkeit, Mut und Verantwortlichkeit vor allem der Länder, die am mächtigsten sind und am stärksten die Umwelt verschmutzen. Die internationalen Verhandlungen könnten keine namhaften Fortschritte machen, weil nationale Interessen über das globale Gemeinwohl gesetzt werden, so der Papst. Während der Entstehung der Enzyklika habe die Debatte eine besondere Intensität erlangt. Papst Franziskus: „Wir Gläubigen dürfen nicht aufhören, Gott um das positive Vorankommen in den aktuellen Diskussionen zu bitten, damit die kommenden Generationen nicht unter den Konsequenzen fahrlässiger Verzögerungen leiden müssen.“

Emissionszertifikate sind "nicht dienlich"

Papst Franziskus äußert sich auch zu einigen konkreten Klimaschutz-Instrumenten. Für ihn steht im Vordergrund, dass Ländern, die über weniger Mittel verfügen, keine schwerwiegenden Verpflichtungen zur Reduzierung der Emissionen aufgebürdet werden. Bei einem Emissionshandel überwiegen für den Papst die Risiken. Die Strategie eines An- und Verkaufs von „Emissionszertifikaten“ könne Anlass zu einer neuen Form von Spekulation geben und wäre einer Reduzierung der globalen Ausstoßung von umweltschädlichen Gasen nicht dienlich, so der Papst. Aus seiner Sicht bringe dieses System in keiner Weise eine radikale Veränderung mit sich, die den Umständen gewachsen ist. Vielmehr könne sich der Emissionshandel in einen Behelf verwandeln, der „vom Eigentlichen ablenkt und erlaubt, den übermäßigen Konsum einiger Länder und Bereiche zu unterstützen.“

Sonnenenergie in armen Ländern direkt nutzen

Vielmehr ist Papst der Auffassung, dass die armen Länder Formen der Energiegewinnung entwickeln müssten, die weniger umweltschädlich sind. Hilfe müssten dazu jene Länder einplanen, die auf Kosten der aktuellen Verschmutzung des Planeten ein starkes Wachstum verzeichnen konnten. Die favorisierte Form der Energieerzeugung ist offenbart die direkte Nutzung der „reichlich vorhandenen Sonnenenergie“. Um diese Nutzung zu intensivieren, müssten Mechanismen und Beihilfen eingeführt werden, die den Entwicklungsländern Zugang zur Übertragung von Technologien, zu technischer Assistenz und zu Finanzhilfen verschaffen. Die Kosten dafür seien gering, wenn man sie mit den Risiken des Klimawandels vergleicht.

Quelle: IWR Online

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