23.07.2015, 15:06 Uhr

Forscher untersuchen Windenergie-Störpotenzial für Flugsicherung

Braunschweig – Bei der Beurteilung der Auswirkungen der Windenergien auf die Flugsicherheit stehen vor allem Drehfunkfeuer im Fokus. 2009 wurden die Schutzzonen um die Standorte von Drehfunkfeuern von 3 km auf 15 km erweitert. Innerhalb eines 15 km-Umkreises gelten deshalb viele potenzielle Standorte von Windenergieanlagen als nicht genehmigungsfähig. Für neue Erkenntnisse könnte ein Forschungsprojekt an der Technischen Universität (TU) Braunschweig sorgen.
Ein Forschungsteam der TU untersucht das Störpotenzial von Windenergieanlagen für die Flugzeugnavigation, insbesondere für den Betrieb von Drehfunkfeuern. Mithilfe ihres Miniaturflughafens wollen die Braunschweiger Wissenschaftler nun erstmals belastbare Ergebnisse vorlegen.
Sicherer Betrieb von Drehfunkfeuern hat Vorrang
Drehfunkfeuer zählen zu den ältesten technischen Navigationssystemen in der Luftfahrt. Obwohl ihre Aufgabe zunehmend von anderen Einrichtungen, wie beispielsweise der Satellitennavigation, übernommen wird, werden sie als redundantes System weiterhin als wichtig eingestuft. Für einen sicheren Betrieb gibt es auf internationaler Ebene strenge Vorschriften. Windenergieanlagen erhalten in einem Umkreis von rund 15 Kilometern um die Sendeanlagen daher i.d.R. keine Baugenehmigung.
Simulation möglicher Beeinträchtigung am Modell – Verifizierung in der Realität
Verlässliche Aussagen über das tatsächliche Störpotenzial von Windenergieanlagen gibt es bislang allerdings nicht. „Aufgrund der Komplexität des Problems kann man allenfalls grobe Simulationsrechnungen anstellen und die Alternative mittels klassischer Flugvermessung ist schon zeitlich und kostenmäßig in der Praxis kaum durchführbar“, so Projektleiter Robert Geise vom Institut für Elektromagnetische Verträglichkeit der TU. Um die Problemstellung eingehender analysieren zu können setzen die Wissenschaftler an der TU auf eine Verkleinerung der Messumgebung. Im Maßstab 1:144 erweitern sie daher ihren Miniaturflughafen um Drehfunkfeuer und Windparks. In dieser flexiblen Umgebung sollen dann die Messungen mit geringem Aufwand für die benötigte Vielzahl von Windparkzuständen mit den wichtigen Faktoren wie etwa der Windradgeometrie, der Drehzahl und der Geländetopologie durchgeführt werden. Danach wollen die TU-Wissenschaftler eine finale Überprüfung mit ihrem Forschungsflugzeug an realen Windparks durchführen.
Neues Bewertungsverfahren könnte WEA-Genehmigungssituation verbessern
Wenn das Forschungsteam erfolgreich ist, lägen erstmals gültige, zuverlässige und damit auch juristisch hilfreiche Ergebnisse für das Störpotenzial von Windkraftanlagen vor. Mit dem Forschungsvorhaben könnten daher die Grundlagen für ein besseres Bewertungsverfahren geschaffen werden, das beim Windenergieausbau zu mehr Planungs- und Rechtssicherheit führen könnte, erläutert Sebastian Willmann, Geschäftsführer der Koordinierungsstelle Windenergierecht an der TU Braunschweig.
Forschungsprojekt läuft noch bis 2017
Das Forschungsprojekt „Miniaturisiertes VHF Omnidirectional Radiorange und Windräder“ wird unter der Leitung des Instituts für Elektromagnetische Verträglichkeit zusammen mit dem Institut für Flugführung der Technischen Universität Braunschweig bis zum Ende des Jahres 2017 durchgeführt. Das Projekt wird mit rund 700.000 Euro durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.
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