17.12.2015, 11:25 Uhr

UBA: Alte Diesel-Motoren raus aus den Städten

Dessau-Roßlau - Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt eine grundsätzliche Neuorientierung in der Verkehrspolitik. Vor allem in Städten seien Stickstoffdioxid-Werte immer noch zu hoch. Zu dieser Neuorientierung gehöre auch, dass die bestehenden Umweltzonen in den Großstädten für alte Diesel-Autos gesperrt werden können.

Dies erklärte die UBA-Präsidentin Maria Krautzberger bei der Vorstellung des UBA-Jahresberichts "Schwerpunkte 2015". Laut Krautzberger werde sich bis 2030 die Luftqualität in den Städten nicht wesentlich verbessern. Dies zeigten erste Modellrechnungen auf Basis der neuen geplanten EU-Abgas-Grenzwerte.

Dicke Luft in deustchen Städten – zu viel Stickstoffdioxid

Krautzberger forderte daher: „Um die Gesundheit der Menschen zu schützen, müssen wir die Luft deutlich früher sauber bekommen. Ich sehe nicht, wie der Diesel in seiner heutigen Form in den hoch belasteten Innenstädten noch eine lange Zukunft haben kann.“ Sie warb für eine umfassende Verkehrswende.

Die Luft in deutschen Städten ist laut UBA nach wie vor stark mit Stickstoffdioxid belastet. Stickstoffdioxid ist vor allem für Asthmatiker gefährlich, es kann zu Atemnot und Bronchitis führen. UBA-Berechnungen zeigen, dass ohne weitere Maßnahmen in den Gebieten mit höchster NO2-Belastung, wie an der Landshuter Allee in München, erst gegen 2030 der NO2-Jahresmittelgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft eingehalten werden wird. Erst dann wirkt die Erneuerung der Fahrzeugflotte mit Diesel-Pkw mit geringen Realemissionen.

Krautzberger erklärte: „Unsere Empfehlung an die Politik lautet: Die Kommunen müssen Maßnahmen ergreifen können, um die Stickstoffdioxid-Belastung in den Innenstädten kurzfristig zu reduzieren. Dazu gehört, dass die bestehenden Umweltzonen in den Großstädten für alte Diesel-Pkw, auch für solche bis zur Schadstoffklasse Euro 5, gesperrt werden können.“ Die UBA-Chefin griff damit einen Punkt auf, für den das Bundesumweltministerium auf der jüngsten Umweltministerkonferenz Ende Oktober in Augsburg nur geringe Unterstützung im Kreise der Länderressorts gefunden hatte.

Elektro- statt Diesel-Autis fördern – weder Stickoxid- noch Kohlendioxid-Emissionen

Krautzberger kündigte stichprobenartige Abgasmessungen des UBA an, um zu prüfen, ob die neuen Grenzwerte auch im Fahrbetrieb wirken. Sie warb zudem dafür, Elektromobilität zu fördern, und zwar sowohl für Fahrräder sowie für Autos und Busse. Denn E-Mobile stoßen im Betrieb keine Abgase aus: Weder gesundheitsschädliche Stickoxide noch Kohlendioxid.

Krautzberger: „Ich bin dafür, den Dieselsteuersatz nach und nach dem von Benzin anzupassen, um eine bessere Lenkungswirkung für Umwelt- und Klimaschutz zu erreichen.“ Die Privilegierung von Diesel bei der Energiesteuer kostet den Staat jährlich sieben Milliarden Euro an Einnahmen. „Dabei wäre auch zu prüfen, ob zunächst nur die privaten PKW erfasst und die Logistikbranche ausgespart werden sollte.“ Pro Liter ist Diesel um 18,4 Cent niedriger besteuert als Benzin. Dieselfahrzeuge verursachen deutlich mehr Umwelt- und Gesundheitsschäden als Benziner, nämlich 33 Milliarden Euro pro Jahr. Weitere Themen, die Krautzberger bei der Vorstellung des Jahresberichts behandelte, waren der „schlechte chemische Zustand“ vieler Gewässer und die Entwicklung der Abfallmengen, vor allem beim Bauschutt.

Quelle: IWR Online

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