18.01.2016, 12:20 Uhr

Offshore-Windenergie: Branche erwartet Ausbau-Normalisierung nach Boom in 2015

Berlin - Im vergangenen Jahr 2015 wurden Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von mehr als 2.280 Megawatt (MW) neu ans Stromnetz angeschlossen. Dieser Rekordwert ist nach Ansicht der Branche auf Nachholeffekte durch die Netzanbindung zurückzuführen. 2016 wird eine deutliche Drosselung erwartet.

Im Jahr 2015 speisten 546 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 2.282 MW in Deutschland erstmals Windstrom ins Netz ein. Damit waren Ende 2015 insgesamt 792 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 3.295 MW.

Branchenverbände erwarten 2016 Markteinbrucgh auf 700 MW

Weitere 41 Anlagen mit 246 Megawatt Leistung wurden vergangenes Jahr vollständig errichtet, warteten aber Ende 2015 auf See noch darauf, ans Netz angeschlossen zu werden. Weiter wurden 122 Fundamente errichtet, die der Installation der Windenergieanlagen in 2016 dienen werden. Diese Zahlen ermittelte die Deutsche WindGuard in ihrem „Status der Offshore-Windenergie in Deutschland“ im Auftrag von Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie (AGOW), Bundesverband WindEnergie (BWE), der Stiftung Offshore-Windenergie, VDMA Power Systems und Windenergie-Agentur Wab. Laut der AG Energiebilanzen wurden im Jahr 2015 auf See über acht Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Dies entspricht dem Strombedarf von über zwei Millionen Haushalten oder etwa 1,4 Prozent der Bruttostromversorgung in Deutschland. Die Branche prognostiziert für 2016 einen drastischen Zubau-Rückgang. Mit den erwarteten rund 700 MW würde lediglich ein Drittel der Volumens von 2015 erreicht.

Branche fordert jährliches Ausbauvolumen von mindestens 900 MW

Die Offshore-Windenergiebranche bewertet den ungewöhnlich hohen Zubau des zurückliegenden Jahres auch als Ausnahmeerscheinung. Hauptgrund sei, dass es bei der Fertigstellung von Offshore-Netzanschlüssen seit 2013 zu Problemen und Verzögerungen kam, die sich erst im vergangenen Jahr auflösen konnten. Der Grundstein für einen nachhaltigen Heimatmarkt werde im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2016 gelegt. „Die Eckpunkte des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) für das EEG 2016 nennen ein Ausbau-Zwischenziel von 11.000 Megawatt im Jahr 2025. Das würde einen jährlichen Zubau von knapp 700 Megawatt bedeuten. Jedoch erst ein kontinuierliches jährliches Ausbauvolumen von mindestens 900 Megawatt ab 2021 würde die Grundlage dafür bilden, die Kosten der Offshore-Windenergie zu senken, Wertschöpfung und Industrieproduktion in Deutschland zu sichern und langfristig einen wirkungsvollen Beitrag zur Versorgungssicherheit zu leisten“, so lautet die einhellige Meinung der Branchenverbände.

Wie die Ausschreibungen aussehen sollen

Bei der konkreten Ausgestaltung des zukünftigen Ausschreibungssystems wird es aus Sicht von BWE, VDMA Stiftung Offshore und Wab entscheidend sein, wie die Übergangs- und Startphase bis Mitte der 2020er Jahre aussieht. Sie müsse in Volumen, Häufigkeit und Dauer mit industriepolitischem Fingerspitzengefühl gestaltet werden. Dazu sei es nötig, die Übergangszeit auf mindestens vier Jahre festzulegen und in dieser Zeit mehr als eine Ausschreibung vorzunehmen.

Problematisch bei der Gestaltung des Ausschreibungsdesigns für Windenergie auf See ist aus Sicht zudem der angedrohte Entzug von Baugenehmigungen ohne angemessene Entschädigung. Dies würde die Rechtssicherheit für entwickelte Projekte in Frage stellen und die Planungssicherheit auch für künftige Investitionen stark einschränken.

Um künftig starke Schwankungen beim Ausbau der Offshore-Windenergie mit Phasen des Stopps und Rekordjahren wie 2015 zu vermeiden, müsse der Offshore-Netzentwicklungsplan (O-NEP) 2025 den Offshore-Windenergie-Ausbau frühzeitig berücksichtigen. Die Offshore-Windenergiebranche lehnt die Formel des BMWi ab, wonach die Ausbaumengen der Windenergie an Land zum volatilen Korrekturfaktor des Ausbaus der erneuerbaren Energien werden würden. Onshore-Windenergie würde mit der Formel gedeckelt, wenn andere Technologien, wie die Offshore-Windenergie, ihre Ziele erreichen. „Alle Technologien sind auf langfristige Planungsgrundlagen und verlässliche Zielvorgaben angewiesen“, betonen die fünf Branchen-Organisationen.

Quelle: IWR Online

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