18.01.2017, 15:08 Uhr

Grünen-Fraktion beschließt Kohleausstieg - Importeure bezweifeln Effekt

Berlin/Hamburg – Die Kohleindustrie steht zunehmend unter Druck, insbesondere in Deutschland: Der Einsatz von Kohle in den Kraftwerken geht zurück und vor allem die Grünen drängen auf den Kohleausstieg.

In Deutschland gerät die Steinkohleverstromung vor allem aus Klimaschutzgründen immer mehr in die Kritik. Doch aus Sicht des Vereins der Kohlenimporteure e.V. (VDKi) wäre ein Kohleausstieg in Deutschland, wie ihn die Grünen-Bundestagsfraktion nun beschlossen hat, global gesehen „praktisch nicht messbar“.

Steinkohle verliert langsam an Bedeutung

In Deutschland ist der Anteil von Steinkohle an der Stromerzeugung in 2016 um einen einen Prozentpunkt auf 16 Prozent gesunken. Der Rückgang spiegelt sich auch im Kohleverbrauch wider: Während der Verbrauch der Steinkohlekraftwerke um gut sechs Prozent auf 36,4 Mio. Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE) zurückgegangen ist, werden die Importe nach VDKi-Schätzungen um vier Prozent oder 2,5 Mio. Tonnen SKE sinken. Obwohl 2016 der Verbrauch von Stein- und Braunkohle um 4,0 bzw. 2,6 Prozent gesunken ist, sind die energiebedingten Kohlendioxid (CO2)-Emissionen um 0,9 Prozent gestiegen, weil sich der Verbrauch von Mineralöl um 1,8 Prozent und der von Erdgas deutlich um 10,2 Prozent erhöht hat, so die Einschätzung des VDKi.

Kohleimporteure: Deutscher Kohleausstieg "praktisch nicht messbar"

Die Energiewende kann nach Ansicht des Vereins nur erfolgreich sein, wenn auch der Verkehrs- und Wärmesektor in den Europäischen Emissionshandel mit einbezogen werden. Solange China mehr als 3 Milliarden Tonnen Kohle verbraucht, gehe von Steinkohlekraftwerken in Deutschland keine Gefahr für die Menschheit aus, erklärt der Verband der Kohleimporteure, der damit auch die neuesten Beschlüsse der Grünen-Bundestagsfraktion adressiert. Nach Einschätzung des VDKi wären die Effekte eines Auslaufgesetzes im globalen Rahmen praktisch nicht messbar, der wirtschaftliche Schaden in Deutschland hingegen sei enorm.

Grünen-Bundestagsfraktion will Kohleausstieg in 20 Jahren

Das sieht die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen aber ganz anders. Diese hat Ende der letzten Woche den „Fahrplan Kohleausstieg“ beschlossen. Die Klimakrise zwinge nicht nur Deutschland dazu, die Energieversorgung grundlegend neu aufzustellen, heißt es zur Begründung. Die Fraktion will die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen für ein Ende der Kohleverstromung innerhalb der nächsten 20 Jahre schaffen. Zu diesem Zweck soll eine pluralistisch zusammengesetzte „Kommission Kohleausstieg“ eingesetzt werden. Neue Tagebaue werden demnach ausgeschlossen, die schmutzigsten 20 Kraftwerke sollen sofort vom Netz genommen werden. Für alle weiteren fossilen Kraftwerke sollen CO2-Budgets festgelegt werden.

Weltweiter Steinkohlehandel 2016 leicht gesunken

Das Wachstum des globalen Steinkohleverbrauchs hat sich 2016 nach den Zahlen des VDKi verlangsamt: Der Verbrauch liege derzeit bei rund sieben Milliarden Tonnen. Zudem habe sich der Steinkohlewelthandel auf 1,1 Mrd. Tonnen voraussichtlich um 1,5 Prozent unter dem Vorjahreswert bewegt. Die anhaltende Nachfrage in Südostasien und Indien werde aber rückläufige Tendenzen in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika auffangen, so der VDKi.

Quelle: IWR Online

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