10.03.2017, 15:14 Uhr

Fukushima bewegt Deutschland sechs Jahre danach

Münster - Am Samstag jährt sich die Reaktorkatastrophe von Fukushima zum sechsten Mal: Am 11. März 2011 kam es nach einem Seebeben vor Japans Küste zu einem Tsunami, der eine Unfallserie inklusive einer Kernschmelze im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi auslöste. Die Folgen sind bis heute spürbar und auch in Deutschland bewegt das Ereignis immer noch viele Menschen.

Die atomare Katastrophe in Fukushima an der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu mit gravierenden Folgen für Menschen und die Natur hatte unter anderem in Deutschland den Ausschlag zum beschleunigten Atomausstieg gegeben. Auch in diesem Jahr wollen hierzulande wieder zahlreiche Menschen auf die Straße gehen. In Japan sollen inzwischen die ersten Familien wieder in die angeblich dekontaminierten Gebiete zurückkehren, doch die Bedenken sind erheblich.

Tote, Umsiedlungen und Milliarden-Kosten

Insbesondere der Tsunami, aber auch die anschließende Atom-Katastrophe von Fukushima, kostete Berichten zufolge rund 18.500 Menschen das Leben. Weit über 100.000 Bewohner in der Umgebung von Fukushima wurden umgesiedelt. Eine Schätzung zu den direkten Kosten im Zusammenhang mit der Reaktor-Katastrophe wurde Ende 2016 auf 22 Billionen Yen, also knapp 180 Milliarden Euro verdoppelt. Nach dem Unglück wurden zweitweise alle etwa 50 Atomkraftwerke (AKW) in Japan vom Netz genommen worden. Ein kompletter Atomausstieg wie in Deutschland wurde von einer neuen Regierung unter dem noch amtierenden Premierminister Shinzo Abe abgewendet. Inzwischen sind in Japan wieder einige Atommeiler am Netz.

Rückführung der Bewohner höchst umstritten

Die japanische Regierung plant die Rückkehr von Anwohnern in die Dörfer der Sperrzone rund um die havarierte Atomkraftanlage. Doch Umweltschützer warnen intensiv davor. So hatte Greenpeace laut einem Bericht von Anfang 2017 eine Strahlenbelastung gemessen, die die zulässigen Grenzwerte um ein Vielfaches übersteigt. In einer großangelegten Aktion sind verseuchte Böden abgetragen, Dächer und Straßen gewaschen und verstrahltes Laub und Gras eingesammelt worden. Die entstandenen Millionen Kubikmeter Atommüll werden in Plastiktüten entlang der Straßen gesammelt. Diese Tüten weisen nun zum Teil erste Risse auf.

Zahlreiche Mahnwachen in Deutschland – Atomkraft kaum beherrschbar

Immer noch bewegt die Menschen auch in Deutschland das, was vor sechs Jahren in Japan geschehen war. Im gesamten Bundesgebiet sind daher vor allem am morgigen Samstag zahlreiche Mahnwachen zum 6. Jahrestag der Katastrophe von Fukushima und gegen Atomenergie geplant, wie das Portal ausgestrahlt.de auflistet. Überregionale Veranstaltungen sind beispielsweise in Hamburg, Berlin und Düsseldorf geplant. Sylvia Kotting-Uhl, Sprecherin für Atompolitik in der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, stellt fest, dass der Super-GAU von Fukushima sechs Jahre nach der Katastrophe bei weitem noch nicht bewältigt ist und dass es fraglich bleibt, ob er jemals bewältigt werden kann. „Atomkraft beherrschen zu wollen ist Hybris. Selbst in einem Hochtechnologieland wie Japan konnte der nukleare Unfall nicht vermieden werden“, so Kotting-Uhl.

Quelle: IWR Online

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