18.10.2019, 09:14 Uhr

Ausgediente Shell-Ölplattformen sollen in der Nordsee verrotten


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Münster – Aus der Nordsee wird immer weniger Öl gefördert, jetzt müssen hunderte alter Öl-Plattformen entsorgt werden. Das kostet viel Geld. Shell will aber offenbar einige ausgediente Plattformen in der Nordsee einfach verrotten lassen.

Seit Anfang der 1970iger Jahre wird in der Nordsee das schwarze Gold von den Anrainerstaaten Großbritannien, Norwegen, Dänemark, Niederlande und Deutschland gefördert. Nach dem Milliardengewinne eingefahren wurden, wird die Entsorgung anscheinend zur Kostenbelastung. Shell hat eine einfache Lösung für das Problem.

Britische Regierung: Rückbau-Ausnahmegenehmigung für alte Shell-Ölplattformen

Seit den 1970iger Jahren wird in der Nordsee nach Öl gebohrt, die Ölsorte Brent ist noch heute ein Markenzeichen und eine bekannte Referenzsorte. Doch seit dem Höhepunkt der Ölförderung Mitte der 1990iger Jahre geht die Ölproduktion in der Nordsee immer weiter zurück. Das Ende des Nordseeöls ist absehbar. Nach den Milliardengewinnen mit dem Öl, wird die Entsorgung der alten Ölplattformen zum Streitfall. Bereits im Januar 2019 hat das Vereinigte Königreich darüber informiert und angekündigt, Shell eine Ausnahmegenehmigung vom grundsätzlichen Gebot des vollständigen Rückbaus zu erteilen. Dem hat Deutschland im April 2019 im Rahmen der OSPAR-Kooperation (Oslo- und Paris-Konvention) zum Schutz der Nordsee widersprochen. Die OSPAR-Vertragsparteien werden sich heute (18. Oktober2019) in London im Rahmen einer Sondersitzung der OSPAR-Kommission eingehend mit den Plänen von Shell befassen. Diese wurde von Deutschland mit Unterstützung von Belgien, den Niederlanden, der EU, Schweden und Luxemburg beantragt.

Erst der Einstieg? Was Shell mit den Ölplattformen vorhat

Nach den Plänen von Shell sollen die Tragekonstruktionen der Stahlgerüst-Plattform Brent Alpha sowie der Schwerkraftfundament-Plattformen Bravo, Charlie und Delta in der Nordsee zurückgelassen werden. Dies soll zudem für 62 großvolumige Betonbehälter mit ca. 640.000 m3 ölhaltigem Wasser und ca. 41.000 m3 Öl-Sandgemische am Meeresgrund gelten. Nach Schätzungen von Shell entspricht dies einer Gesamtmenge von ca. 11.000 Tonnen Rohöl. Die Behälter werden Prognosen zufolge in ca. 500 Jahren durch Zerfall auseinanderbrechen und das enthaltene Öl ins Meer freisetzen, schreibt das Bundesumweltministerium.

Bundesregierung hält Verbleib alter Ölplattformenin der Nordsee für inakzeptabel

Die Bundesregierung hält das Belassen von 11.000 Tonnen Rohöl in den verlassenen Plattformen und den Verbleib der Plattformen im Nordostatlantik für inakzeptabel. Sie stützt sich dabei u.a. auf ein in Auftrag gegebenes unabhängiges Expertengutachten. Danach ist ein Absaugen der ölhaltigen Flüssigkeiten und Sedimente technisch grundsätzlich durchführbar. Das Gutachten belege., dass Shell den Rückbau der Konstruktionen nicht ausreichend geprüft habe. Ein Rückbau bis unter 55 m Wassertiefe ist aus deutscher Sicht notwendig, da sie eine ernstzunehmende Gefahr für die Schifffahrt und die Fischerei und auf lange Sicht damit auch eine potentielle Umweltgefahr darstellen. Auch die Niederlande haben mittlerweile ein unabhängiges Gutachten vorgelegt, das den Rückbau der Ölplattformen vollumfänglich empfiehlt.

Quelle: IWR Online

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