14.11.2019, 09:50 Uhr

RWE hebt Gewinnprognose an – Ökostromprojekte vor allem im Ausland


© RWE AG

Essen – Der Essener Energieversorger RWE hebt die Gewinnprognose nach den 9-Monatszahlen für das Geschäftsjahr 2019 kräftig an. Die Gründe sind vielschichtig.

RWE stand-alone (ohne Eon-Transaktion) hat für die ersten drei Quartale 2019 den Gewinn (EBITDA) auf 1,5 Mrd. Euro (9 M-Vorjahr: 1,3 Mrd. Euro) gesteigert und das bereinigte Nettoergebnis auf 854 Mio. Euro erhöht (9 M-Vorjahr: 645 Mo. Euro). Das Ergebnis für das Gesamtjahr 2019 soll um 400 Mio. Euro höher ausfallen als bisher geplant. Die Gründe liegen vor allem in Großbritannien und im Energiehandel.

Kapazitätsmarkt in Großbritannien und Ergebnis im Handelsgeschäft sind die Performance-Treiber

Aufgrund der Wiederaufnahme des Kapazitätsmarkts in Großbritannien und der weiterhin starken Performance im Handelsgeschäft hebt RWE ihren Ergebnisausblick für das Geschäftsjahr 2019 an. Im Segment Europäische Stromerzeugung erzielte RWE ein bereinigtes EBITDA von 130 Mio. Euro nach 234 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Ausschlaggebend hierfür sind vor allem die fehlenden Zahlungen aus dem britischen Kapazitätsmarkt. Nach der erneuten Genehmigung des Kapazitätsmarkts durch die EU-Kommission und entsprechenden Ankündigungen der britischen Regierung ist mit einer Nachzahlung der ausstehenden 230 Mio. Euro aus den Jahren 2018 und 2019 zu rechnen. Die Zahlungen erwartet RWE Anfang 2020, ergebniswirksam werden sie bereits 2019. Daher wird die Prognose für das Segmentergebnis angehoben. RWE geht nun von einem bereinigten EBITDA von 450 bis 550 Mio. Euro aus (bisher 250 bis 350 Mio. Euro).

Der Energiehandel hat in den ersten neun Monaten mit 545 Mio. Euro ein außergewöhnlich gutes Ergebnis erreicht, so RWE (Vorjahr: 183 Mio. Euro). Der Anstieg ist vorrangig dem Handelsgeschäft zuzuordnen; auch das Gas- und LNG-Geschäft lieferte einen hohen Ergebnisbeitrag. RWE geht für das gesamte Jahr 2019 im Energiehandel von einem bereinigten EBITDA deutlich oberhalb von 300 Mio. Euro aus.

Braunkohle und Atomenergie: Höhere Börsenstrompreise kompensieren Kraftwerksrevisionen

Im Segment Braunkohle und Atomenergie lag das bereinigte EBITDA für die ersten neun Monate bei 231 Mio. € und damit auf Vorjahresniveau. Hier gleichen sich zwei gegenläufige Effekte aus: Zum einen konnten höhere Erlöse wegen gestiegener Großhandelspreise realisiert werden. Zum anderen war die Stromproduktion u. a. infolge des Rodungsstopps im Tagebau Hambach und aufgrund von Kraftwerksrevisionen niedriger als 2018, so RWE. Für das Segmentergebnis geht RWE unverändert von einem bereinigten Gewinn (EBITDA) zwischen 300 und 400 Mio. € aus.

RWE-Ökostromprojekte vor allem im Ausland – Rahmenbedingungen in Deutschland zu schlecht

Nicht enthalten im EBITDA für RWE stand-alone ist das Ergebnis aus den übernommenen Eon-Aktivitäten. Für den Zeitraum von September bis zum Jahresende 2019 erwartet RWE hier einen bereinigten Gewinn (EBITDA) von 200 bis 300 Mio. Euro. Die RWE-Investitionen in Ökostrom-Projekte gehen an Deutschland weitgehend vorbei. So hatte RWE-Chef die Rahmenbedingungen für erneuerbare Energieprojekte in Deutschland jüngst als „kompliziert“ beschrieben. Deshalb nimmt RWE neue Ökostromprojekte (Wind- und Solarprojekte) in den USA, Großbritannien und Polen Derzeit sind rund 2,6 GW im Bau; hinzu kommt eine Projektpipeline mit derzeit rund 20 GW, so RWE.

Quelle: IWR Online

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