07.08.2020, 12:57 Uhr

Luftfahrtrechtliche Evaluierung von erster Flug-WEA in Deutschland abgeschlossen


© Sky Sails Group

Hamburg, Karlsruhe, Hannover, Oldenburg - Die Projektpartner SkySails Power, EnBW, EWE OSS und Leibniz Universität Hannover erproben in Schleswig-Holstein erfolgreich den Betrieb der ersten Flug-Windkraftanlage in Deutschland. Die Pilotanlage kann jetzt in den Dauerbetrieb übergehen.

Flug-Windenergieanlagen (Flug-WEA) können als weitere technische Option die Windenergienutzung ergänzen. Insbesondere in schwer zugänglichen Gebieten sowie in sensiblen Landschaftsräumen, in denen die Windenergienutzung ansonsten nicht oder nur schwer möglich wäre, kommen sie als Option in Betracht.

Projekt-Konsortium testet in Schleswig-Holstein erfolgreich Betrieb von Flug-WEA

Die erste Flug-Windkraftanlage Deutschlands hat in Schleswig-Holstein eine Reihe von wichtigen Tests und die luftfahrtrechtliche Evaluierung erfolgreich abgeschlossen. Die Pilotanlage kann nun im Dauerbetrieb weiter erprobt werden. Im Rahmen der Evaluierung wurden u.a. Betriebs- und Sicherheitskonzepte im Tag- und Nachtbetrieb validiert.

Die Anlage wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekts „SkyPower100“ errichtet, an dem die SkySails Power GmbH, die EnBW Energie Baden-Württemberg AG, die EWE Offshore Service & Solutions GmbH und die Leibniz Universität Hannover beteiligt sind. Aus dem Betrieb der Flug-Windkraftanlage will das Konsortium Erkenntnisse für die Weiterentwicklung und Skalierung von Flug-Windkraftanlagen sowie zu Umwelteinflüssen, Sicherheitsaspekten und Genehmigungsvoraussetzungen gewinnen. Dazu gehören z.B. Gutachten zu Geräuschemissionen, die Analyse zu möglichen Auswirkungen auf die Vogelwelt (Avifauna) und Untersuchungen zur Luftverkehrssicherheit.

Eine Flug-Windkraftanlage besteht aus einer Bodenstation mit einer Seilwinde, in die ein Generator integriert ist. Für die Energieerzeugung zieht ein automatisch gesteuerter Drachen das Seil von der Winde und der Generator erzeugt Strom. Wenn das Zugseil seine maximale Länge erreicht hat, beginnt die Rückholphase: Der Drachen wird in eine Position geflogen, in der seine Zugkraft sehr gering ist. Der Generator arbeitet nun als Motor und wickelt das Seil auf, bis die Länge des Seils kurz genug für die nächste Stromerzeugungsphase ist. Dieser Rückholprozess benötigt nur einen Bruchteil der Energie, die während der Leistungsphase erzeugt wird.

Die auf der Testanlage eingesetzten Drachen haben eine Größe von bis zu 120 m². Für die Realisierung des Projektes wurde in enger Abstimmung mit der Landesluftfahrtbehörde Schleswig-Holstein, dem Bundesverkehrsministerium, den umliegenden Gemeinden, der DRF Luftrettung sowie dem Luftsportverband ein Flugbeschränkungsgebiet (ED-R) für den Projektstandort eingerichtet. Die Erfahrungen aus dem Betrieb der ED-R sind ein wichtiger Schritt für die zukünftige Definition von Genehmigungsprozessen von Flug-Windkraftanlagen.

Flug-Windkraftanlagen können Ausbau der Windenergienutzung ergänzen

Flug-WEA nutzen den energiereichen und konstanten Wind in Höhen von bis zu 800 Metern. Das Ergebnis ist eine stetige Stromproduktion. Hinzu kommt bei diesen Anlagen, dass der landschaftliche Eingriff für ihren Bau deutlich geringer als bei konventionellen Windenergieanlagen und die leichte sowie kompakte Bauweise auch die Erschließung von schwer zugänglichen Gebieten erlaubt. Gleichzeitig nehmen Flug-Windkraftanlagen aufgrund ihrer schlanken Konstruktion und dem damit verbundenen minimalen Schattenwurf sowie sehr niedrigen Schallemissionen in besonderer Weise Rücksicht auf Mensch und Tier. Flug-Windkraftanlagen stellen daher eine Ergänzung zu bisherigen Windkraftanlagen dar und können den Ausbau einer dezentralen erneuerbaren Energieversorgung in Deutschland sowie international weiter beschleunigen, so das Fazit des Projekt-Konsortiums.

Quelle: IWR Online

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