11.01.2023, 13:00 Uhr

Amprion vergibt Milliarden-Auftrag für Offshore-Konverterstationen in Rekordzeit


© Amprion

Dortmund - Angesichts der neuen ambitionierten Ausbauziele für den Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland ist für die nächsten Jahre eine hohe Markt-Ausbaudynamik zu erwarten. Mit der jetzt erteilten Auftragsvergabe für den Bau neuer Konverterstationen an Siemens Energy und Dragados Offshore hat Amprion einen wichtigen Meilenstein früher als ursprünglich geplant erreicht.

Die Bundesregierung hat das neue 30 GW Ausbauziel für 2030 mit den Küstenländern und den Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) im Jahr 2022 in einer Offshore-Realisierungsvereinbarung geregelt. Das stellt die ÜNB beim Bau der Netzanbindungssysteme vor Herausforderungen. Mit nur drei Monaten Ausschreibungs- und Vergabephase konnte der ÜNB Amprion den Prozess für die Beauftragung der Konverterstationen der Netzanbindungssysteme LanWin1 und LanWin3 nun in Rekordzeit abschließen.

Amprion steigt mit 2 GW Konverterstationen in neue Leistungsklasse ein

Die Amprion Offshore GmbH hat Siemens Energy und Dragados Offshore mit dem Bau der Konverterstationen für die Offshore-Netzanbindungssysteme LanWin1 und LanWin3 beauftragt. Die Partner sollen jeweils zwei Konverter auf See und an Land in der neuen Leistungsklasse von 2 GW (2.000 MW) bauen. Die Systeme sollen zwei beziehungsweise drei Jahre früher als ursprünglich vorgesehen in Betrieb genommen werden.

Aufgrund der Beschleunigungsziele der Bundesregierung hatte die Amprion Offshore GmbH den Bau der Konverter früher als geplant bereits im Herbst 2022 ausgeschrieben. Die Pläne sehen vor, dass LanWin1 bereits 2029 anstatt 2031 und LanWin3 im Jahr 2030 anstatt 2033 in Betrieb gehen soll. Das Vertragsvolumen liegt bei über vier Milliarden Euro inklusive der Instandhaltung für zehn Jahre. Mit den 2 Gigawatt-Konvertern steigt Amprion in die neue Leistungsklasse der Offshore-Netzanbindungssysteme ein.

„Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dem beschleunigten Ziel der Bundesregierung, 30 Gigawatt Offshore-Windenergie bis 2030 zu installieren, gerecht zu werden. Deshalb freut es uns, mit Siemens Energy und Dragados Offshore zwei Partner gewonnen zu haben, die unsere Konverter schnell und zuverlässig realisieren können“, so Peter Barth, Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH.

Systeme sollen deutlich früher als geplant in Betrieb gehen

Im vergangenen Sommer hatte Amprion das spanisch-deutsche Konsortium bereits mit dem Bau der Konverter für DolWin4 und BorWin4 beauftragt. Dabei haben die Unternehmen eine um ein Jahr beschleunigte Inbetriebnahme für BorWin4 zugesagt. Dass für LanWin1 und LanWin3 nun eine noch größere Beschleunigung zugesagt werden konnte, freut Amprion. „Besonders die Werftstandorte für Konverterplattformen sind in Deutschland und Europa Mangelware. Deshalb sind zwei beziehungsweise drei Jahre Beschleunigung eine enorme Herausforderung“, so Dr. Carsten Lehmköster, der gemeinsam mit Barth Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH ist. Gemeinsam arbeite man jetzt gemeinsam daran, die Beschleunigungsmaßnahmen umzusetzen, um die Ziele der Bundesregierung zu erfüllen.

Über die Offshore-Netzanbindungssysteme LanWin1 und LanWin3

Die beiden geplanten Offshore-Netzanbindungssysteme LanWin1 und LanWin3 verbinden die Offshore-Windparks in der Nordsee mit dem Übertragungsnetz an Land. Sie werden sowohl auf der Land- als auch auf der Seeseite größtenteils parallel zueinander installiert. Beide Projekte können jeweils eine Leistung von 2.000 MW übertragen. Das entspricht nach Angaben von Amrprion zusammen dem Bedarf von etwa 4 Millionen Menschen.

Von den Nordsee-Windparks aus verlaufen die Kabel zunächst 160 bzw. 170 Kilometer auf See. Sie unterqueren die Insel Norderney und erreichen im Bereich Hilgenriedersiel die Küste. Auf dem landseitigen Teil von LanWin1 und LanWin3 werden etwa 220 beziehungsweise 230 Kilometer Erdkabel verlegt. Um zu ihren jeweiligen Netzverknüpfungspunkten in Wehrendorf (LanWin1) und Westerkappeln (LanWin3) zu gelangen, werden sich die Vorhaben auf dem letzten Teil der Strecke trennen.

Weiterer Offshore-Ausbau: Stiftung mahnt Diversifizierung von Fertigungskapazitäten an

Zwar begrüßt die Stiftung Offshore-Windenergie die Vergabe des Auftrags für die LanWin1 und LanWin3 an das deutsch-spanische Konsortium grundsätzlich, kritisiert aber, dass es derzeit in Europa mit der Dragodos-Werft in Spanien nur einen einzigen Standort gibt, der aufgrund der Dimensionen in der Lage ist, die zukünftige Generation an 2-GW-Konverterplattformen zu produzieren. Unverständlich sei auf Grundlage der Faktenlage, warum es bislang trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen sei, auch in Deutschland wieder eine Produktionsstätte zu schaffen, die ebenfalls die Bedingungen zum Bau dieses entscheidenden Puzzleteils der deutschen Offshore-Wind-Ambitionen erfülle, so die Stiftung.

Mit der Werft in Rostock-Warenmünde gebe es einen optimalen Standort, an dem in Ko-Nutzung mit dem Marinearsenal der Bundeswehr bis zu drei Plattformen gleichzeitig produziert werden könnten. Mit dem belgischen Unternehmen Smulders gebe es zudem einen Spezialisten, der das Know-how und die Finanzkraft mitbringe, um dies umzusetzen. Vom Land Mecklenburg-Vorpommern gebe es große politische Unterstützung und substanzielle Angebote an das Bundesministerium für Verteidigung, um sowohl die Bedürfnisse der Nationalen Sicherheit wie auch der Energiewende zu erfüllen. Im Ergebnis sei der Werft in Rostock-Warenmünde ein milliardenschwerer Auftrag mit dem einhergehenden Industrie-, Zulieferer- und Wissenspotenzial entgangen. Das sei nicht nur, aber auch für die ostdeutsche Wirtschaft beklagenswert, so die Geschäftsführerin der Stiftung Offshore-Windenergie Karina Würtz.

Darüber hinaus sei klar, dass die deutschen und europäischen Ausbau-Ambitionen mit nur einer europäischen Werft im 2-GW-Konverterplattformbau keinesfalls erreicht werden könnten. „Wir brauchen aus energie- und sicherheitspolitischen Gründen mehr Standorte - und wir brauchen sie schnell. Rostock-Warnemünde bietet die besten und in Deutschland die einzigen Rahmenbedingungen dazu“, so Würtz weiter.

Quelle: IWR Online

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