Atomkraftwerk Grohnde: Ministerium schaltet Staatsanwalt ein
Hannover - Das Atomkraftwerk (AKW) Grohnde nahe Hameln in Niedersachsen ist bereits seit dem 26. April wegen einer Revision vom Netz. Immer neue Probleme verzögern aber das Wiederanfahren des AKW. Jetzt hat das niedersächsische Umweltministerium auch noch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
In einem Brief des Ministeriums an die Staatsanwaltschaft Hannover ist von einem Vorgang die Rede, der den Verdacht einer Straftat gemäß § 312 des Strafgesetzbuches (StGB) nahelege. In diesem Paragraphen geht es um die Bestrafung bei Fehlern im Zusammenhang mit kerntechnischen Anlagen.
Kraftwerk bleibt vorerst vom Netz
Wie das von Stefan Wenzel (Grüne) geführte Ministerium an die Staatsanwaltschaft schreibt, hat das AKW Grohnde seine zweimonatige Revision gerade abgeschlossen und soll zum Wochenende wieder ans Netz gehen. Doch man werde die Zustimmung zum Wiederanfahren zurückstellen, bis geklärt ist, dass keinerlei Sicherheitsbedenken bestehen. Damit bleibt das Kraftwerk vorerst weiter vom Netz.
E.ON meldet auch undichtes Messumformer-Gehäuse
Dem vorausgegangen war eine weitere Mitteilung des Betreibers E.ON, nach der ein Messumformer mit einer nicht spezifikationsgerecht ausgeführten Gehäusedichtung festgestellt worden ist. Dieser Befund hatte laut E.ON keine Auswirkungen auf den Betrieb, da die Messwerterfassung und -verarbeitung durch zwei weitere Messumformer gewährleistet sei. Die Dichtung wurde laut E.ON gegen eine neue getauscht und damit der spezifizierte Zustand wieder hergestellt. Ein Mitglied der Piratenpartei NRW und Atomenergie-Gegner haben kritisiert, dass der Betreiber diese Mängel nicht umgehend dokumentiert habe. Für E.ON wiederum sind das abstruse Behauptungen und ein durchsichtiges, politisch motiviertes Manöver, um das Wiederanfahren des Kraftwerks zu verhindern. Doch nun liegt der Fall Grohnde beim Staatsanwalt.
AKW Grohnde seit fast zwei Monaten vom Netz
Das AKW in Grohnde ist im Jahr 1985 ans Netz gegangen und gehört zu gut 83 Prozent E.ON Kernkraft und zu knapp 17 Prozent den Stadtwerken Bielefeld. Es verfügt über eine Nettoleistung von 1.360 Megawatt (MW). Die Revision war am 26. April 2014 gestartet und eigentlich sollte das AKW bereits am 11. Mai wieder ans Netz gegangen sein. Die festgestellten Unregelmäßigkeiten und deren Behebung verlängerten den Abschaltzeitraum erheblich.
Quelle: IWR Online
© IWR, 2014