20.03.2014, 17:26 Uhr

Deutsche Stromversorger leiden: Wo E.ON und RWE fossile Kraftwerke abschalten

Düsseldorf – Die Nachrichten über die derzeitige Situation der großen Energieversorger in Deutschland erscheinen dramatisch: RWE weist einen Nettoverlust in Milliardenhöhe aus und auch bei E.ON liegen die Ergebnisse hinter den Vorjahreswerten zurück. Doch wo genau hakt es bei den Energiekonzernen? Welche Kraftwerke sorgen für Probleme und werden abgeschaltet? Liegen die Ursachen speziell in Deutschland mit der vielzitierten Energiewende oder handelt es sich um einen europaweiten Trend?

Bereits beim Essener Konzern RWE hat sich gezeigt, dass die dort vorgenommenen Wertberichtigungen auf konventionelle Kraftwerke, die den Milliardenverlust ausgelöst haben, ausschließlich auf Kraftwerke außerhalb Deutschlands entfallen. Beim Düsseldorfer Versorger E.ON, der in der vergangenen Woche sein Zahlenwerk für 2013 vorgelegt hat, sind zuletzt keine derartigen Wertberichtigungen notwendig gewesen. Doch das Unternehmen hat im vergangenen Jahr eine ganze Reihe von konventionellen Kraftwerken dauerhaft oder vorüberhegend heruntergefahren, allerdings – wie bei RWE - überwiegend im Ausland.

E.ON-Gewinne sinken je nach Kennziffer mehr oder weniger stark

E.ON hat das Geschäftsjahr 2013 mit deutlichen Ergebniseinbußen abgeschlossen. Dabei werden eine Reihe unterschiedlicher Gewinnkennziffern angeboten. Das EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) ist gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro gesunken (2012: 10,8 Mrd. Euro). Beim EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) beträgt der Rückgang 19 Prozent auf 5,7 Mrd. Euro (2012: 7,0 Mrd. Euro). Beide Kennziffern hat E.ON um außergewöhnliche Effekte bereinigt, wobei für E.ON Entscheidungsspielraum dahingehend besteht, was als außergewöhnlicher Effekt gilt. Der Konzernüberschuss in 2013 liegt mit 2,51 Mrd. Euro um vier Prozent unter dem Wert für das Vorjahr (2012: 2,61 Mrd. Euro). Auch hierbei bietet E.ON parallel einen um außergewöhnliche Effekte bereinigten Konzernüberschuss an. Dieser wird als nachhaltiger Konzernüberschuss bezeichnet und ist im Jahr 2013 um 46 Prozent 2,2 Mrd. Euro eingebrochen (2012: 4,2 Mrd. Euro).

2013: E.ON Kraftwerks-Abschaltungen zu über 90 Prozent im Ausland

Negativ hätten sich laut E.ON der Wegfall von Ergebnisbeiträgen der verkauften Gesellschaften und die Marktbedingungen in der fossilen Erzeugung ausgewirkt. In diesem Zusammenhang hat der Düsseldorfer Konzern umfangreiche Kraftwerkskapazitäten stillgelegt und plant weitere Abschaltungen. Beim Blick auf die im Jahr 2013 umgesetzten endgültigen und vorübergehenden Abschaltungen konventioneller Kraftwerke fällt dabei auf, dass diese allerdings nur zu einem ganz kleinen Teil in Deutschland stehen. Insgesamt wurden 2013 Kraftwerke an zehn Standorten mit einer Leistung von über 4.100 Megawatt (MW) runtergefahren. Mit dem Kohlekraftwerk Staudinger 1 (249 MW) und dem Kohlekraftwerk Shamrock (132 MW) sind nur sehr kleine Standorte in Deutschland betroffen gewesen. In beiden Fällen handelte es sich zudem um Alt-Kraftwerke aus den Jahren 1965 bzw. 1957 mit schlechten Wirkungsgraden. Bezogen auf die Erzeugungskapazität machen diese einen Anteil von rund neun Prozent an den gesamten Abschaltungen in 2013 aus. Die größten Kraftwerks-Kapazitäten wurden in Großbritannien (1.974 MW), Italien (683 MW) und Frankreich (465 MW) zurückgefahren. Gleichzeitig werden auch neue Kraftwerke ans Netz genommen, so dass sich per Saldo die zurechenbare Kraftwerksleistung (konventionell und regenerativ) bei E.ON im abgelaufenen Jahr um zehn Prozent auf etwa 61.100 MW reduziert hat.

Versorger in ganz Europa kämpfen mit Überkapazitäten

Wie bei RWE, wo die Wertberichtigungen und damit die Nettoverluste von Kraftwerken im Ausland ausgehen, ist auch bei E.ON 2013 vor allem der ausländische Kraftwerkspark von den Abschaltungen betroffen. Für die geplanten zukünftigen Abschaltungen sieht es allerdings bei E.ON anders aus: Kraftwerke an weiteren elf Standorten sollen in den kommenden beiden Jahren vom Netz gehen, davon befinden sich sieben Standorte in Deutschland. So zumindest plant der Konzern nach aktuellem Stand.

Dabei ist die Reduzierung der konventionellen Kraftwerkskapazitäten kein spezielles Phänomen deutscher Versorger, sondern eher ein europaweiter Trend. Nicht nur sind die Kraftwerksstandorte deutscher Konzerne im europäischen Ausland stark betroffen, sondern auch die Standorte anderer europäischer Versorger. So hat Enel aus Italien in der vergangenen Woche ebenfalls angekündigt, bis 2016 rund 8.000 MW im Heimatmarkt und in Spanien zu kappen. In diesen Märkten sei man mit Überkapazitäten und Preisdruck konfrontiert, erklärte Enel. Auch RWE hat seine Wertberichtigungen vor allem aufgrund vorhandener Überkapazitäten bei der Stromerzeugung in Großbritannien und den Benelux-Staaten vorgenommen.

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