03.11.2014, 11:43 Uhr

Deutschland: Wo der radioaktive Atommüll lagert

Berlin / Münster – Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) hat sein „Verzeichnis radioaktiver Abfälle“ zum Zeitpunkt 31. Dezember 2013 veröffentlicht. Darin enthalten sind die Bestandsmengen radioaktiven Abfalls, die Ende 2013 in Deutschland eingelagert waren. In Bayern befinden sich demnach die größten Mengen an hochradioaktivem Atommüll. Wie die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr ist, kann jedoch nicht nachvollzogen werden, wie IWR Online in Erfahrung gebracht hat.

Das „Verzeichnis radioaktiver Abfälle“ des BMUB schlüsselt die eingelagerten radioaktiven Abfälle nach Standort und Verarbeitung auf. Unterschieden wird dabei zuerst nach den Klassifikationen der International Atomic Energy Agency (IAEA) in schwach-, mittel- und hochradioaktive Abfälle. Das BMUB unterscheidet zusätzlich in wärme- und nicht wärmeentwickelnde Abfälle. Zu den wärmeentwickelnden Abfällen zählen die hochradioaktiven Abfälle, also bestrahlte Brennelemente und Abfälle aus deren Wiederaufarbeitung. Zu den nicht wärmeentwickelnden Abfällen gehören die mittel- und schwachradioaktiven Abfälle, wie Rohabfälle, vorbehandelte Abfälle, konditionierte Abfallprodukte und Endlagergebinde.

Bayern Spitzenreiter

Auf das gesamte Bundesgebiet verteilt, lagern laut des Verzeichnisses radioaktiver Abfälle zum 31. Dezember 2013 ca. 8.227 Tonnen hochradioaktiver, also wärmeentwickelnder Abfall (HAW). Das sind 29.595 Brennelemente, 2.143 Brennstäbe, 3.164 Kokillen und 907.629 Brennelementkugeln. Davon entfallen etwa elf Tonnen auf die Forschung. Den meisten hochradioaktiven Abfall lagert das Atomkraftwerk (AKW) Gundremmingen in Bayern mit 1.113 Tonnen HAW. Mit 1.025 Tonnen folgt das AKW Biblis in Hessen. Bayern hat als Bundesland die meisten hochradioaktiven Abfälle gelagert: In Bayern lagern rund 2.394 Tonnen wärmeentwickelnder Abfall. Das sind gut 29 Prozent des gesamten hochradioaktiven Abfalls in Deutschland.

In Gorleben in Hessen, lange Zeit als möglicher Standort-Kandidat für ein Atommüll-Endlager gehandelt, lagerten dem Bericht zufolge Ende 2013 rund 38 Tonnen HAW. In den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen lagern jeweils keine hochradioaktiven Abfälle.

Mittel- und schwachradioaktiver Abfall in Deutschland

Auch mittel- und schwachradioaktiver Abfall lagert in Deutschland. Etwa 20.221 Tonnen Rohabfall und vorbehandelter Abfall lagern in Deutschland. Hinzu kommen noch 2.878 Tonnen, die momentan im Ausland lagern, aber wieder nach Deutschland zurückgeführt werden. Gelagert werden zusätzlich noch 16.634 Kubikmeter konditionierte Abfallprodukte, also solche die verarbeitet sind, aber noch zur Endlagerung verpackt werden müssen. Zudem befinden sich in Deutschland noch 97.438 Kubikmeter Endlagergebinde, die schon für die Endlagerung verpackt sind.

Verdreifachung bis 2080

Die Prognose für 2080 zeigt einen Anstieg radioaktiven Abfalls bis etwa zum Jahr 2050. Ab da sollen nur noch geringe Zuwachsraten erreicht werden. Bis 2080 sollen etwa 10.500 Tonnen hochradioaktiven Abfalls aus den Leistungsreaktoren anfallen. Diese Zahl beinhaltet dabei die bis jetzt angefallenen 8.226 Tonnen. Die sonstigen radioaktiven Abfälle sollen von jetzt ca. 100.000 Kubikmeter Endlagergebinde auf ca. 300.000 Kubikmeter bis 2080 steigen.

Kein Vorjahresvergleich möglich

Ein Vergleich zum Vorjahr kann allerdings nicht vorgenommen werden, wie IWR Online auf Nachfrage beim BMUB erfuhr. In den Vorjahren sei das Verzeichnis von der Bundesanstalt für Strahlenschutz (BFS) erstellt worden. Das BfS habe jedoch eine andere Kategorisierung als das BMUB verwendet. Daher könnten erst mit dem Bericht 2014 wieder Vorjahresvergleiche gezogen werden, so die Auskunft beim BMUB.

Weitere News und Informationen:


© IWR, 2014