DIW-Studie: Mindestabstände bremsen Ausbau der Windenergie aus
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Berlin - Am kommenden Dienstag (03.12.2019) will das Bundeskabinett über die geplante Mindestabstandsregelung für Windenergieanlagen von 1.000 Metern zu Siedlungen entscheiden. Im Vorfeld hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berline) noch einmal vor den Gefahren einer solchen Regelung für die Windenergie gewarnt.
Eine aktuelle DIW-Studie zeigt, dass die Abstandsregelung für Windenergieanlagen (WEA) in Bayern in den Folgejahren zu einer Drosselung des Windenergie-Ausbaus um 90 Prozent geführt hat. Diese Ergebnisse lassen sich auf Grundlage der geplanten 1.000 Meter-Abstandsregelung der Bundesregierung auch auf den Bund übertragen. Dabei tragen höhere Abstände laut DIW eher nicht zu einem Anstieg der Akzeptanz bei. Akzeptanz für Windenergieanlagen ist eher mit stärkerer finanzieller Beteiligung der Kommunen zu erreichen
1.000 Meter Abstand zur Wohnbebauung bremst Windenergie an Land aus
Das DIW Berlin hat in einer aktuellen Studie bestätigt, dass es auf der Grundlage eines Mindestabstandes von 1.000 Metern zwischen WEA und Wohnsiedlungen auf Bundesebene zu einer starken Drosselung des weiteren Ausbaus der Windenergie an Land kommen wird. Die DIW-Studienautoren stützten ihre Einschätzung auf die Analyse der Wirkung der seit 2014 bestehenden 10 H Mindestabstandsregelung in Bayern (10 H = zehnfaches der Höhe einer Anlage). Diese besagt, dass WEA das Zehnfache der Höhe einer Anlage als Abstand zur nächsten Wohnsiedlung einhalten müssen. Durch diese Abstandsregelung ist der Ausbau der Windenergie im Bundesland in den Folgejahren anders als auf Bundesebene um 90 Prozent eingebrochen, so die Autoren der DIW-Studie. Da sich die Ergebnisse auf die 1.000 Meter-Regelung im Bund übertragen lassen, wird die Einführung bundesweiter pauschaler Mindestabstände den Ausbau der Windenergie in Deutschland ausbremsen und die Erreichung der Klimaziele erschweren, so die Einschätzung von Studienautor Nils May.
Klimaziele benötigen größeren Flächenpool für Windenergieanlagen
Durch die Abstandsregelungen würde sich vor allem das Flächenpotential für die Windenergie stark reduzieren. Wenn sie auch zu Splittersiedlungen und für den Ersatz von Altanlagen gelten, würden sich die Auswirkungen von Mindestabständen vervielfältigen, so May weiter. „Für das Erreichen der Klimaziele brauchen wir mehr Flächen für die Windenergie, nicht weniger. Pauschale Mindestabstände torpedieren die Energiewende“, ergänzt Mitautor Jan Stede. Um die deutschen Klimaziele für das Jahr 2030 zu erreichen, werde ein Ausbau der Windenergie an Land dringend benötigt - und zwar viel stärker als derzeit. Einen Verzicht auf die Windenergie an Land könne sich eine erfolgreiche Energiewende nicht leisten.
Akzeptanzförderung durch stärkere finanzielle Beteiligung der Kommunen
Die Bundesregierung verspricht sich durch einen Mindestabstand von 1.000 Metern zu Siedlungen eine größere Akzeptanz für die Windenergie. Diese Rechnung dürfte so allerdings nicht aufgehen: Studienautor May prognostiziert, dass striktere Mindestabstände die Akzeptanz der Windräder in der Bevölkerung im Allgemeinen nicht stärken. Um die Akzeptanz für die Windenergie zu erhöhen, schlagen die beiden Autoren stattdessen vor, die Kommunen stärker finanziell an neuen Windkraftanlagen zu beteiligen. Damit würden die Bereitstellung von Flächen entlohnt und raumplanerische Anreize geschaffen. „Gerade ländliche Gemeinden könnten ihren finanziellen Spielraum deutlich aufbessern“, so May. Dadurch würde Potential für kostengünstige Windenergie an Land erschlossen und damit die Energiewende auch insgesamt günstiger.
Quelle: IWR Online
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