22.11.2010, 13:56 Uhr

EEG-Umlage: Wie grüner Strom an der Börse zu grauem Billigstrom wird

Münster – Der Anstieg der EEG-Umlage für das Jahr 2011 hat für erhebliche Diskussionen in der Öffentlichkeit gesorgt. Die Ursachen für die höheren Ökostrompreise werden allgemein dem hohen Zubau an erneuerbaren Energien angelastet, insbesondere der Photovoltaik. Wie der neue EEG-Abrechnungsmechanismus über die Strombörsen die Umlage beeinflusst, wird dagegen kaum beachtet. Tatsächlich ist auffällig, dass die EEG-Umlage seit der Umstellung der Berechnungsmethode ab dem Jahr 2010 sprunghaft angestiegen und für 2011 bereits 3,530 ct/kWh erreicht. Vor 2010 galt eine Quotenumlage, bei der die einzelnen EVUs anhand ihrer spezifischen Strombeschaffungskosten die Umlage berechneten. Bundesweit konnte dadurch nur eine gemittelte Umlage ausgewiesen werden. Mit der Einführung der neuen Verordnung (AusglMechV) sollte die EEG-Umlage eigentlich transparent werden.
EEG-Strom: Vermarktung intransparent
Nach dem Beschluss von 2009 muss der Strom ab 2010 nunmehr von den Übertragungsnetzbetreibern am Spotmarkt einer Strombörse vermarktet werden, u.a. an der Strombörse EEX in Leipzig. So wurde beispielsweise an der EEX am 04.11.2010 ein mittlerer Spotmarktpreis von 4,5 ct/kWh (24 Std.) erzielt. Wann der EEG-Strom tatsächlich an welcher der europäischen Strombörsen, in welchen Mengen und zu welchen Preisen gehandelt wird, ist nicht transparent. Im Kern wird der grüne „EEG-Strom“ zu grauem „Mischstrom“ transformiert. Problematisch ist das asymmetrische Interesse der Handelspartner. Je niedriger der Spotmarktpreis für EEG-Strom, umso lukrativer ist einerseits der Einkauf wegen der höheren Wiederverkaufsspanne. Andererseits haben die Verkäufer des EEG-Stroms, d.h. die Übertragungsnetzbetreiber, via Spotmarkt kein unmittelbares Interesse an hohen Verkaufserlösen, denn die Differenzkosten zur EEG-Vergütung können über die EEG-Umlage durchgereicht werden.
Fehler im Vermarktungssystem
Die Bundesnetzagentur versucht bereits über ein finanzielles Bonussystem für die Übertragungsnetzbetreiber eine effizientere Vermarktung des EEG-Stroms zu erreichen. Die Netzbetreiber erhalten demnach eine Art „Verkaufsprämie“, wenn sie den EEG-Strom besser vermarkten. Höhere Erlöse für den EEG-Strom bedeuten eine niedrigere EEG-Umlage. Die Maßnahme der Bundesnetzagentur zeigt letztendlich den Systemfehler in der Vermarktung auf. Da bisher nur der Weg über die Börse besteht, den EEG-Strom zu verkaufen, dürfte ein weiterer Ausbau der erneuerbaren Energien zusätzlich auf die Strompreise am Spotmarkt drücken und damit gleichzeitig katalytisch und überproportional die Umlage weiter nach oben treiben. Während die Versorger sinkende Strompreise am Spotmarkt zum günstigen Einkauf nutzen können, erhöht sich gleichzeitig die EEG-Umlage. Auffällig ist derzeit, dass die Stromversorger vor allem den Anstieg der EEG-Umlage in den Vordergrund rücken und als Grund für steigende Strompreise anführen.
Der vollständige Beitrag zur EEG-Umlage ist im Monatsreport der Regenerativen Energiewirtschaft, 11, 2010 erschienen.

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