27.03.2023, 18:00 Uhr

EnBW plant kompletten Kohleausstieg bereits 2028 - Positiver Ausblick 2023


© EnBW AG

Karlsruhe – Der Energieversorger EnBW hat heute die Geschäftszahlen für das Jahr 2022 vorgelegt und eine beschleunigte Transformation vom klassischen Energieversorger zum nachhaltigen Infrastrukturunternehmen bekräftigt. Ein Grund für diese Entwicklung ist der Ukraine-Krieg, der für eine Zäsur nicht nur beim Energieversorger EnBW gesorgt hat.

Schon 2013 hat die EnBW AG die Weichen für einen tiefgreifenden Umbau des Konzerns gestellt. Doch der Angriff Russlands 2022 auf die Ukraine sowie die EnBW-Klimaschutzziele führen jetzt zu einer deutlich schnelleren Anpassung der EnBW-Strategie mit weitreichenden Beschleunigungseffekten in Richtung Energiewende.

EnBW: Ausstieg aus der Kernenergie und beschleunigter Kohleausstieg

Seit 2013 hat EnBW den Anteil Erneuerbarer Energien an den Erzeugungsanlagen von knapp 19 auf über 40 Prozent erhöht. Inzwischen beträgt die installierte Leistung rund 5.400 MW, gleichzeitig hat sich EnBW von rund 2.700 MW CO2-intensiver Erzeugung getrennt. Nach dem Ausstieg aus der Kernenergie Mitte April 2023 plant das Unternehmen, bereits 2028 komplett aus der Kohleverstromung auszusteigen, sofern die von der Bundesregierung gesetzten Rahmenbedingungen dies ermöglichen.

Die Beschleunigung des Kohleausstiegspfads ist Bestandteil der EnBW-Klimaschutzziele, die wissenschaftlich durch die anerkannte Science Based Target Initiative (SBTi) geprüft und testiert sind, so EnBW. Andreas Schell, EnBW-Vorstandsvorsitzender: „Weltweit nehmen die Folgen der Klimakrise dramatisch zu. Zugleich haben uns die Entwicklungen im vergangenen Jahr die Vulnerabilität der Energieversorgung eindringlich vor Augen geführt. Die Beschleunigung der Energiewende hin zu emissionsfreien erneuerbaren Energien muss oberste Priorität sein.“

Das SBTi-Gütesiegel unterstütze die EnBW, sämtliche Entscheidungsprozesse zu diesem Ziel im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszurichten. „Dies ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft des Unternehmens, denn neben dem verantwortungsvollen avisierten Ausstieg aus der Kohle werden wir mit signifikanten Investitionen in eine nachhaltige, sichere und intelligente Infrastruktur vorangehen“, betonte Schell.

Ausbau der Erneuerbaren Energien und Wasserstoff-Zukunft

Seit 2012 hat die EnBW nach Unternehmensangaben insgesamt rund 17 Mrd. Euro in Energiewendeprojekte in den Bereichen Netze und Erneuerbare investiert, davon rund 6 Mrd. Euro in erneuerbare Energien und rund 11 Mrd. Euro in den Ausbau der Transport- und Verteilnetze.

In den nächsten drei Jahren will EnBW weitere rund 6 Mrd. Euro in den Ausbau nachhaltiger Erzeugungsinfrastruktur investieren, vor allem in Windkraft, Groß-Solarparks und Fuel Switch-Projekte sowie in den Ausbau der Netzinfrastruktur. Ende 2025 soll über die Hälfte des EnBW-Erzeugungsportfolios aus Erneuerbaren Energien bestehen.

Zugleich sieht sich EnBW als eine der Treiberinnen der Wasserstoff-Zukunft für Baden-Württemberg. Der Aufbau einer nationalen Wasserstoffinfrastruktur ist aus Sicht der EnBW auch von großer Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Die EnBW evaluiert die Möglichkeiten und Chancen von Wasserstoff entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von der Erzeugung und dem Handel über den Transport und die Speicherung bis zum Vertrieb. Dazu sind bereits viele regionale und lokale Wasserstoffprojekte gestartet worden, auch um die Zukunft der Wasserstoffwirtschaft im Realbetrieb zu testen und die H2-Zukunft für Baden-Württemberg aktiv mitzugestalten.

Geschäftsjahr 2022 mit Zuwachs: Erneuerbare erstmals ergebnisstärkstes Geschäftsfeld

In einem durch den Ukraine-Krieg herausfordernden Geschäftsjahr 2022 hat EnBW auch im vergangenen Jahr die Neuausrichtung konsequent fortgesetzt. Der Umsatz sprang um 74,2 Prozent auf 56 Mrd. Euro (2021: 32,15 Mrd. Euro). Das operative Ergebnis (adjusted EBITDA) kletterte um 11 Prozent auf 3,29 Mrd. Euro (2021: 2,96 Mrd. Euro).

Im Segment Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur stieg das adjusted EBITDA um 26 Prozent auf 1,93 Mrd. Euro, davon entfallen auf den Sektor erneuerbaren Energien 1,11 Mrd. Euro. Das ist eine Steigerung um 39 Prozent.

Ausblick 2023: Deutliche Ergebnissteigerung – Plan für Wachstum in Richtung 2030

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die EnBW einen weiteren Ergenisanstieg in einer Bandbreite von 4,7 bis 5,2 Mrd. Euro (adjusted EBITDA).

„Wir haben einen klaren Plan für unsere Geschäftsfelder, der die Aspekte Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit ins Zentrum stellt“, betonte Schell. Bis 2025 plant EnBW Bruttoinvestitionen in Höhe von 14 Mrd. Euro, rund 75 Prozent davon werden in den nächsten drei Jahren in den Ausbau der Netze und der Erneuerbaren Energien, also in die Umsetzung der Energiewende fließen.

Für Schell hat das Jahr 2022 eine Zäsur für die Energiewirtschaft dargestellt, die ein Neu-Adjustieren der EnBW-Strategie erforderlich gemacht hat. „Die nächsten Jahre werden entscheidende Weichenstellungen beinhalten, wir gehen davon aus, dass es zu weiteren großen Veränderungen im Energiemarkt kommt, etwa beim Thema Wasserstoff. Diese gilt es zu antizipieren“, so Schell. Aktuell werde an einer Weiterentwicklung der Strategie mit Zielhorizont 2030 gearbeitet.

Quelle: IWR Online

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