Energiewende: Greenpeace will Nachtspeicheröfen durch KWK-Anlagen ersetzen
Hamburg – Der Austausch elektrischer Nachtspeicheröfen zugunsten eines Ausbaus flexibler Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) könnte die schwankende Einspeisung von Strom aus Photovoltaik und Windkraft ausgleichen und so einen erheblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Energiewende leisten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Forschungsinstituts Izes aus Saarbrücken im Auftrag von Greenpeace, die am Montag veröffentlicht wurde. Vorteil: Die Umsetzung solcher Maßnahmen sei kurzfristig umsetzbar und günstiger als aktuelle Vorschläge der Politik.
Nach Einschätzung von Greenpeace könne den Gegnern der Energiewende mit diesen Maßnahmen der Wind aus den Segeln genommen werden. Tobias Austrup, Sprecher von Greenpeace, fasst die politische Debatte um einen künftigen Strommarkt zusammen: „Die Gegner der Energiewende schüren derzeit überzogene Befürchtungen vor Stromausfällen. Dabei geht es ihnen nur um hohe Subventionen für ihre alten Kohlekraftwerke. Die Bundesregierung darf diesem Druck der Energiekonzerne nicht nachgeben“.
Deutscher Strommarkt muss flexibler werden
Rund 1,4 Millionen Haushalte heizen in Deutschland mit Nachtspeicheröfen. Diese Geräte sind große Stromverbraucher und sollen nach Ansicht von Greenpeace zugunsten effizienterer Heizmethoden vom Markt verschwinden. Als Alternative nennt Greenpeace KWK-Anlagen, die gleichzeitig Strom und Wärme am Ort des Verbrauchs produzieren. Sie können so betrieben werden, dass sie sich an Schwankungen der Einspeisung der Erneuerbaren anpassen und diese ausgleichen können. Sie erhöhen damit die Netzstabilität. Durch einen Ausbau von KWK-Anlagen könne der Betrieb von klimaschädlichen Kohlekraftwerken reduziert oder sogar komplett eingestellt werden.
Die Kosten für die Umsetzung des Vorschlags beziffert Greenpeace mit insgesamt 1,2 Milliarden Euro. Davon entfallen 300 bis 450 Millionen Euro jährlich auf die Installation von vier bis sechs Gigawatt Leistung aus KWK-Anlagen. Zusätzlich solle der Staat privaten Hausbesitzern mit 750 Millionen Euro für die Umrüstung von Heizungsanlagen unter die Arme greifen. Dieser Betrag stehe im Gegensatz zu den sechs Milliarden Euro, die NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin zuletzt für den Erhalt fossiler Kraftwerke gefordert hatte, so Greenpeace.
Verbot von Nachtspeicheröfen wurde im Juni 2013 gekippt
Erst im Juni dieses Jahres ist mit der Zustimmung zur Novellierung des Energieeinsparungsgesetzes (EnEG) durch den Bundesrat das schrittweise Verbot von Nachtspeicherheizungen komplett zurückgenommen. Das Verbot wurde im Jahr 2009 von der Großen Koalition beschlossen und ist zuletzt auf Betreiben von RWE wieder auf den Prüfstand gekommen. Das in den 50er und 60er Jahren entwickelte Konzept der elektrischen Nachtspeicheröfen sieht vor, dass deren Speicher durch günstigeren Strom in den Schwachlastphasen in der Nacht aufgefüllt werden, um später Wärme abzugeben. Aufgrund des im Vergleich zu anderen Heizungsformen relativ geringen Wirkungsgrades und des hohen Energieverbrauchs gelten die Nachtspeicheröfen als stromverbrauchsintensiv und klimaschädlich.
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