EU pumpt 300 Mio. Euro in CCS-Technologie
Münster – In Großbritannien soll ein neues Kohlekraftwerk mit der Carbon Capture and Storage (CCS) Technologie entstehen. Die Europäische Union will das Projekt „White Rose“ nun mit 300 Millionen Euro subventionieren und daraus ein CCS-Pilotprojekt machen.
Die Mittel für die Subvention des Kohlekraftwerks in Selby in der englischen Grafschaft North Yorkshire sollen aus der NER300-Initiative, einem Finanzierungsinstrument der EU, bereitgestellt werden. „White Rose“ soll direkt neben dem Drax-Kraftwerk, wo bereits drei von insgesamt sechs Kohle-Kraftwerksblöcken auf die Verbrennung von Holzpellets umgestellt wurden, gebaut werden.
300 Mio. Euro für die Kohlewirtschaft
Für den Bau des Kohlekraftwerks „White Rose“ haben sich das französische Unternehmen Alstom, die britischen Stromfirma Drax und das Industriegas-Unternehmen BOC zu einem Konsortium zusammengeschlossen und agieren unter dem Namen Capture Power. Das Kraftwerk soll mit einer Leistung von rund 450 Megawatt (MW) genügend Strom für 630.000 Haushalte liefern. Mithilfe der CCS-Technologie sollen zudem etwa 90 Prozent der CO2-Emissionen des Kraftwerks über Pipelines zur Speicherung in den Meeresboden unter der Nordsee geleitet werden. Die EU hat übereinstimmenden Medienberichten zufolge nun beschlossen, dieses Projekt mit rund 300 Millionen Euro zu subventionieren.
Von der Kohle für die Kohle: Zertifikate-Verkauf ermöglicht Subvention
Das nötige Kleingeld für die Subventionierung des britischen Kohlkraftwerks soll mithilfe der NER300-Initiative, dem weltweit größten Finanzierungsprogramm für Demonstrationsprojekte zur Kohlenstoffabscheidung und ‑speicherung und für innovative Technologien im Bereich erneuerbare Energien, bereitgestellt werden. Dafür soll der Erlös aus der Veräußerung von 300 Mio. Emissionszertifikaten aus der Reserve für neue Marktteilnehmer des EU-Emissionshandelssystems genutzt werden.
Mit diesem Schritt will die EU wieder eine Vorreiterrolle bei der CCS-Technologie erreichen. Ein Bericht des Global CCS Institute aus Australien vom Februar 2014 hatte nämlich herausgestellt, dass die USA, Kanada und China bedeutende Fortschritte bei der CCS-Technologie verzeichnen konnten, während Europa hierbei zurückgefallen sei. Brad Page, Direktor des Global CCS Institute, erklärte, dass die CCS-Technologie nicht optional sei, wenn man die globale Erwärmung auf 2° C reduzieren wolle und fossile Energieträger für die kommenden Jahrzehnte weiterhin als Energieträger dienen.
„Friends of the Earth“ verstehen Millionen-Investitionen in CCS-Technologie nicht
Während auch der Weltklimarat die CCS-Technologie als „Schlüsseltechnologie“ für das Erreichen der Weltklimaziele betrachtet, gibt es auch Kritiker des Verfahrens. Auf Nachfrage von IWR Online bestätigte der europäische Verband „Friends of the Earth Europe“, dass man die CCS-Technologie generell ablehne, da sie nicht als sauber und sicher gilt. Zudem setzt man dort für das Erreichen der Klimaziele auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Es sei außerdem unverständlich, weshalb solch große Summen in die Forschung und Implementierung der CCS-Technologie fließen.
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