31.10.2022, 16:37 Uhr

EWE plant großen Einstieg in Wasserstoff-Produktion im Kraftwerksmaßstab


© EWE, Tobias Bruns

Oldenburg – Der Energieversorger EWE geht bei der Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien mit einer Großanlage in die Offensive. Im ostfriesischen Emden soll bis Ende 2026 eine 320-Megawatt-Elektrolyseanlage im marktrelevanten Maßstab entstehen.

EWE-Chef Stefan Dohler hat zusammen mit Geert Tjarks, Leiter Geschäftsfeldentwicklung Wasserstoff bei EWE die Zukunft der Wasserstofferzeugung bei EWE in Emden vorgestellt. Vorbehaltlich einer Fördergenehmigung plant der Energiedienstleister den Baustart eines Wasserstoff-Elektrolyseurs bereits 2023, investiert werden sollen 500 Mio. Euro.

EWE: Ohne Wasserstoff wird die Energiewende nicht gelingen

Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist Dohler zufolge ein zwingend notwendiger Schritt hin zu einem nachhaltigen und klimaschonenden Energiesystem. „Ohne Wasserstoff wird die Energiewende nicht gelingen. Durch die Umwandlung der fluktuierenden erneuerbaren Energien in Wasserstoff schaffen wir die Möglichkeit, grüne Energie bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. Wasserstoff ist damit eine unverzichtbare Komponente, um gesteckte Klimaziele zu erreichen und um die drei Sektoren Strom, Mobilität und Industrie zu koppeln“, erklärte der EWE-Chef.

EWE plant, mit dem Bau der Anlage 2023 zu beginnen und ab 2026 „grünen“ Wasserstoff zu produzieren. Die Realisierung des Projektes ist noch von der Fördergenehmigung durch die Europäische Kommission abhängig. Die großtechnische Wasserstofferzeugung ist Teil des verbindenden Großprojektes „Clean Hydrogen Coastline“, das die Erzeugung, den Transport, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff in Industrie und im Schwerlastverkehr zusammenbringt. Mit dem Großprojekt hatte sich EWE im Februar 2021 im Rahmen des europäischen IPCEI-Programmes (Important Project of Common European Interest) für eine Förderung beworben und im Mai 2021 die zweite Stufe des Verfahrens erreicht. Aktuell wird die Förderung auf europäischer Ebene geprüft.

Investitionen in Höhe von 500 Mio. Euro

Für das Elektrolyse-Projekt plant EWE nach aktuellem Stand mit Investitionen in Höhe von einer knappen halben Milliarde Euro. Dohler: „Ein solches Mammutprojekt können wir nicht allein umsetzen. Mit der Bundes- und Landesförderung sowie der beihilferechtlichen EU-Genehmigung würde der Rahmen stehen und die weiteren Planungen und Untersuchungen könnten beginnen.“

Als Standort für den Bau der Wasserstofferzeugungsanlage hat EWE ein Grundstück im Borssumer Hammrich gewählt, in unmittelbarer Nähe zu wichtigen Stromleitungen und zum Umspannwerk des Übertragungsnetzbetreibers Tennet. Umfangreiche Standortanalysen haben danach gezeigt, dass Emden aktuell einer der besten Standorte ist, um eine erneuerbare Wasserstofferzeugung optimal in das vorhandene Energiesystem zu integrieren. EWE kann hier auf die bestehende Infrastruktur aufbauen und diese für den Transport und die Speicherung von grüner Energie nutzen.

Speicherung von „grünem“ Wasserstoff in Kavernen – 1 Mrd. kWh jährlich ab 2026

Geert Tjarks zufolge wird rund um Emden so viel Strom aus erneuerbare Energien in großen Windparks erzeugt, dass diese nicht immer direkt verbraucht oder über die Stromleitungen abtransportiert werden können. „Das wollen wir mit der geplanten Wasserstofferzeugung per Elektrolyse ändern.“ EWE nutzt den Prozess, um grünen Wasserstoff systemdienlich aus Wind- oder Sonnenenergie zu erzeugen und diesen unter anderem in der Industrie und im Schwerlastverkehr einzusetzen. Zudem kann Wasserstoff über die vorhandene Gasinfrastruktur zu den großen Kavernenspeichern transportiert und dort gespeichert werden. Den Nachweis, dass eine Speicherung des grünen Wasserstoffs möglich ist, erbringt das Unternehmen gerade in einem Pilotprojekt im brandenburgischen Rüdersdorf.

Die Wasserstofferzeugungsanlage in Emden soll ab 2026 jährlich über eine Terrawattstunde (1 Mrd. kWh) grünen Wasserstoff herstellen, damit können etwa 400.000 Tonnen Kohle in der Stahlindustrie eingespart werden. Das für die Wasserstoff-Produktion benötige Wasser ist überwiegend Oberflächenwasser, kein Trinkwasser, so EWE.

Quelle: IWR Online

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