Globaler PV-Zubau steuert 2017 auf 100 GW zu
© Turi - Fotolio
Würzburg/Münster – Die weltweite Photovoltaik-Nachfrage boomt. Für das Jahr 2017 sehen erste Schätzungen einen globalen Zubau von nahe 100 GW. Die Nachfrage in China ist dabei so hoch, dass andere Länder ausgebremst werden und die ursprünglichen staatlichen Ausbaupläne in China selbst schon heute weit übertroffen werden.
Für das Jahr 2017 erwarten die Silizium-Experten von Bernreuter Research einen Zubau an neuer Photovoltaik(PV)-Leistung von beinahe 100 GW (1 GW = 1.000 Megawatt (MW)). Damit könnte der globale PV-Markt in diesem Jahr um fast ein Drittel zulegen.
Experten: weltweit 95 bis 97 GW Zubau an Photovoltaik-Leistung erwartet
Die weltweit im Jahr 2017 neu installierte PV-Leistung könnte nach den ersten Prognosen 95 bis 97 GW erreichen. In dem Bericht werden dazu u.a. die globale Polysilizium-Produktion sowie die PV-Nachfrage in den wichtigsten Märkten ausgewertet. Insgesamt werden 2017 danach etwa 100 GW kristalline Solarzellen sowie 5 GW Dünnschichtsolarzellen produziert. Durch Lieferzeiten und Lagerung wird der tatsächliche Zubau etwas geringer als die Produktion ausfallen. „Das Angebot des Rohstoffs Polysilizium würde sogar PV-Installationen von 100 GW erlauben, wenn Lagerbestände stark reduziert würden“, erläutert Johannes Bernreuter. 2016 lag der globale PV-Zubau nach den Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) bei etwa 75 GW.
China lässt Ausbauziele 2020 schon jetzt weit hinter sich
Der mit Abstand größte Markt ist mit einem Zubau von 52 GW (2016: 35 GW) wie im Vorjahr China. Damit würde die Volksrepublik erneut gut die Hälfte der globalen PV-Nachfrage absorbieren. Ende 2016 waren einige Experten nach dem Boomjahr 2016 von einer Abschwächung des Zubaus im laufenden Jahr ausgegangen. Das Riesenreich hatte sowohl die Einspeisetarife gesenkt als auch das Ausbauziel für die Solarenergie von 150 GW auf 110 GW bis 2020 reduziert. Branchenkenner werteten die Marke jedoch schon damals als eine Art Mindestausbauziel. Nach den neuesten Daten würde die installierte Leistung bereits Ende 2017 die Schwelle von 130 GW und damit das Ausauziel 2020 überschreiten.
Handelsstreit sorgt für Ausbau-Rückgang in den USA
Zweitgrößter Solarmarkt bleiben die USA mit einem Rückgang auf zu erwartende 12,5 GW (Vorjahr: 15 GW). Hier vermutet Bernreuter jedoch eine handelspolitisch begründete Verschiebung des Zubaus. „Mehrere Gigawatt an Solarmodul-Lieferungen in die USA werden für Installationen im nächsten Jahr gehortet, um drohende Zölle auf Zell- und Modulimporte in der Handelsstreitsache zu vermeiden, die Suniva und SolarWorld Americas aufs Tapet gebracht haben“, erläutert der Experte.
Deutschland auf Rang fünf – Indien ausgebremst
Weitere bedeutende Märkte sind Indien (2017: 9 GW; 2016: 4 GW), Japan (5,8 GW; 8,6 GW) und Deutschland (2,2 GW; 1,5 GW). In Indien hätte der Solarzubau aus Sicht von Bernreuter noch höher ausfallen können, doch die hohe Nachfrage aus China führe dort bereits zu hohen Preisen und stornierten Lieferungen, was gemeinsam mit anderen Faktoren die Nachfrage ausbremst.
Hohe EE-Investitionen - China bereit für weltweite Klimadebatte
Mit den massiven Investitionen in die Erneuerbaren im Rücken ist China bestens auf die kommenden Klimaschutzdebatten vorbereitet. So werden auf der anstehenden 23. UN-Klimakonferenz vom 6. bis zum 17. November 2017 in Bonn die Grundlagen für die Entscheidungen zur konkreten Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens gelegt. Diese sollen auf der übernächsten Konferenz 2018 in Polen getroffen werden. China ist zwar noch der mit Abstand größte CO2-Emittent der Welt. Allerdings ist China für die anstehenden Klimaschutzverhandlungen bestens gerüstet und kann mit Verweis auf die weltweit höchsten Investitionen in saubere Energie glänzen. Ein gelungener Schachzug.
Quelle: IWR Online
© IWR, 2017