08.02.2018, 10:10 Uhr

Globaler Zubau von Kohlekraftwerken kippt Pariser Klimaziele


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Potsdam - Der Rückgang neuer Kohlekraftwerke in China und Indien wird durch den geplanten Zubau in schnell wachsenden Schwellenländern kompensiert. Die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Klimaziele sind in Gefahr, so eine Studie.

Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) haben den globalen Markt für neue Kohlekraftwerke untersucht. Fortschritte in China und in Indien verpuffen.

Globaler Anstieg der Kohlekraftwerke trübt CO2-Bilanz

China und Indien haben im Laufe des Jahres 2016 jeweils über 50 Prozent ihrer Pläne für neue Kraftwerke zurückgenommen. Es kann demnach sein, dass China den Kohle-Peak erreicht hat, doch global gesehen steigt die Zahl der Kohlekraftwerke weiter an. So planen zum Beispiel die Türkei, Indonesien und Vietnam, in Summe ihre Kapazität um circa 160 Gigawatt zu erhöhen. Das würde etwa der Leistung aller bereits bestehenden Kohlekraftwerke in den 28 EU-Staaten entsprechen. Hinzu kommt, dass im Jahr 2016 andere Länder ihre Zubaupläne massiv erhöht haben, zum Beispiel Ägypten um fast 800 und Pakistan um 100 Prozent.

Kohleproblem erledigt sich nicht von alleine

Trotz aller Fortschritte bei den erneuerbaren Energien wird sich das Problem nicht von selbst erledigen, so die Wissenschaftler. "Nötig wäre ein Kohleausstieg, und zwar weltweit. Das beste Mittel hierfür ist aus ökonomischer Sicht eine substanzielle Bepreisung von CO2. Diese kann von einem Land zum anderen unterschiedlich aussehen, aber eine Koalition von Pionieren müsste den Anfang machen – noch in diesem Jahrzehnt“, sagt Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des PIK und Direktor des MCC.

Globales CO2-Budget fast aufgebraucht

Der ungebremste Zubau von Kohlekraftwerken wird das weltweite CO2-Budget, um wie im Paris-Abkommen vereinbart die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen, nahezu aufbrauchen. Wenn die Welt mit hoher Wahrscheinlichkeit unterhalb dieser Grenze bleiben will, kann sie laut Weltklimarat IPCC nur noch circa 700 bis 800 Gigatonnen (Gt) CO2 in die Atmosphäre ausstoßen. Doch die bestehende Infrastruktur, etwa Kraftwerke und Gebäude, emittiert über ihre lange Lebensdauer von vielen Jahren bereits etwa 500 Gt. Mit den aktuell im Bau befindlichen und den zusätzlich geplanten Kohlekraftwerken kämen 150 Gt hinzu. Weitere Emissionen wie die aus dem Wachstum beim Verkehr oder der Landwirtschaft würden das Gesamtbudget dann übersteigen.

Quelle: IWR Online

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