13.11.2015, 15:44 Uhr

Greenpeace-Plan führt zu 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2050

Hamburg – Die Umweltschutzorganisation Greenpeace ist überzeugt, dass der Weg 100 Prozent erneuerbare Energien in Deutschland aus technischer Sicht frei ist. Man müsse ihn nur gehen. Dies zeigt die Neuauflage des Energiekonzepts "Der Plan".

Darin wird die komplette Umstellung auf erneuerbare Energien bis zum Jahr 2050 in Deutschland aufgezeigt. Erstmals hat Greenpeace diesen Fahrplan im Jahr 2007 aufgestellt, doch die jüngste Entwicklung mache eine Aktualisierung notwendig.

Umbau der Energieversorgung statt Kohlekraft und Öl

„Wir als bedeutende Wirtschaftsnation, als Land mit nur mäßigem Sonnenschein und einem sehr hohen Lebensstandard können es vormachen“, erklärt Niklas Schinerl, Experte für Energie bei Greenpeace diesen Plan. „Die Bundesregierung muss den Umbau der Energieversorgung vorantreiben, anstatt in gefährliche Energiequellen wie Kohlekraft und Öl zu investieren.“

Seit dem Erscheinen des ersten Plans im Jahr 2007 hat sich einiges getan. Im vergangenen Jahr lieferten Wind, Sonne und Wasser mehr Strom als jeder andere Energieträger und 2015 werden die Erneuerbaren vermutlich bereits 33 Prozent des inländischen Stromverbrauchs abdecken. Viele Menschen seien weiter als die Politik und füllen die Energiewende bereits heute mit Leben, heißt es in der Mitteilung von Greenpeace. Aber auch neue Preis- und Marktdynamiken machten eine Anpassung des Plans notwendig.

Atomausstieg in drei, Braunkohleausstieg in 15 und Steinkohleausstieg in 25 Jahren

Auf 160 Seiten rechnet die Studie vor, wie Deutschland innerhalb von drei Jahren aus der Atomkraft, bis 2030 aus der Braunkohle und bis 2040 aus der Steinkohle aussteigen kann. Für die erste Phase bis 2020 heißt das, dass rund 1.200 Windräder auf hoher See und 2.800 an Land gebaut werden und der Ausbau weiterer hunderttausend Photovoltaikanlagen vorangetrieben werden muss. Aber auch die Versorgerstruktur muss sich verändern: Viele kleine effiziente Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) wie dezentrale Blockheizkraftwerke müssen laut Greenpeace-Studie an die Stelle von zentralen Strom- und Wärmeversorgern treten. Durch diese Maßnahmen könnten zwölf der besonders klimaschädlichen und gesundheitsgefährdenden Braunkohlekraftwerke abgeschaltet werden.

In der Endphase wird Solar- und Windenergie in Methangas umgewandelt und gespeichert

In der zweiten Phase von 2021 bis 2030 liegt der Schwerpunkt nicht mehr nur auf dem Zubau, denn die Anlagen müssen leistungsstärker werden. Gleichzeitig komme dann das endgültige Aus für Braunkohlekraftwerke. In Phase drei gehen nach und nach ineffiziente Steinkohlekraftwerke vom Netz. Als Stromreserve bleiben dann noch Gaskraftwerke in dezentralen KWK-Anlagen. Phase vier vollendet die Energiewende. Die Technik soll dann so weit ausgereift sein, dass überschüssige Energie an wind- und sonnenreichen Tagen in großen Mengen in Methangas umgewandelt und über Wochen gespeichert werden kann. Erdwärme, Wasserkraft und nachhaltige Biogas-Anlagen ergänzen den Energiemix.

Klar sei aber auch, dass dies nur klappe, wenn der Energieverbrauch deutlich gesenkt wird. „Insbesondere im Verkehrssektor ist viel Luft nach oben“, sagt Niklas Schinerl. „Das Auto kann in Zukunft nicht mehr unser wichtigstes Fortbewegungsmittel sein.“ Die Energiewende sei zudem auf die privaten Haushalte angewiesen.

Quelle: IWR Online

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