12.12.2019, 16:56 Uhr

Grüner Wasserstoff gewinnt an Dynamik


© ENERTRAG AG

Lübben, Münster - Grüner Wasserstoff rückt als Energieträger zunehmend in den Focus. Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat auf der Klimakonferenz in Madrid ein internationales Power-to-X-Netzwerk angekündigt. Die Bundesregierung entwickelt eine Wasserstoffstrategie und auch regional gibt es zahlreiche Aktivitäten.

Das Thema grüner Wasserstoff hat in den vergangenen Wochen und Monaten an Dynamik gewonnen. Bundesumweltministerin Svenja Schule hat angekündigt, die internationale Zusammenarbeit zu nachhaltigen synthetischen Brenn-, Kraft- und Grundstoffen aus Ökostrom (Power-to-X) ausbauen zu wollen. Bundeswirtschaftsminister Altmaier möchte noch in diesem Jahr eine nationale Wasserstoffstrategie vorstellen. Und auch in den Bundesländern bestehen zahlreiche Aktivitäten, Projekte und Konzepte, um den Wasserstoffsektor voranzubringen. Aktuelles Beispiel ist die „Wasserstoffregion Lausitz“, die gestern (11.12.2019) in Lübben in der Lausitz einen Plattform-Workshop durchgeführt hat.

Schulze fordert globale Strategie für grünen Wasserstoff

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat am Montag (10.12.2019) auf der Weltklimakonferenz in Madrid den Aufbau eines Power-to-X-Sekretariats angekündigt, das künftig die Plattform für ein internationales Power-to-X-Netzwerk bilden soll. Das Sekretariat soll seinen Sitz in Berlin haben. Ziel der Initiative ist es unter anderem, den weltweiten Wissensaustausch zu verbessern, Klimaschutzpotentiale dieser Produkte besser zu bestimmen und gemeinsam die Nachhaltigkeitskriterien für ihren Einsatz zu entwickeln. Das Bundesumweltministerium hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) damit beauftragt, die internationalen Power-to-X-Aktivitäten unter einem Dach zu verzahnen und auszubauen.

Altmaier will bis Ende 2019 Wasserstoff-Strategie präsentieren

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat im Dezember 2018 den Dialogprozess Gas 2030 gestartet, um gemeinsam mit den Stakeholdern die zukünftige Rolle gasförmiger Energieträger im Rahmen der Energiewende zu diskutieren und Handlungsfelder für die Politik abzuleiten. Im Oktober 2019 hat Bundeswirtschaftsminister Altmaier erste Ergebnisse vorgestellt. Zwar habe der Dialogprozess gezeigt, dass Erdgas noch für viele Jahre ein wichtiger Bestandteil des Energieversorgungssystems bleiben werde, so Altmaier. Allerdings müsse der verbleibende Gasbedarf zunehmend durch CO2-freie beziehungsweise CO2-neutrale gasförmige Energieträger ersetzt werden. Die Bundesregierung will bis Ende 2019 eine Wasserstoffstrategie beschließen, mit der die Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es der Wirtschaft ermöglichen, ihre industriellen Potenziale weiter zu entwickeln.

Bündnis Wasserstoffregion Lausitz fordert Abbau regulatorischer Hürden

Zu den aktuellen regionalen Aktivitäten gehört u.a. das Bündnis „Wasserstoffregion Lausitz“, das im Sommer 2019 ins Leben gerufen wurde. Ziel des Bündnisses ist es, alle relevanten Akteure in der Lausitz zum Thema Wasserstoff zu vernetzen. Dazu arbeitet das Bündnis auch mit lokalen Initiativen zusammen. Gestern (11.12.2019) hat in Lübben in der Lausitz ein Plattform-Workshop des Bündnisses stattgefunden, zu dem die wichtigsten Vertreter der Wasserstoffbranche in der Region zusammenkamen. Ziel war es, gemeinsam eine einheitliche Vision für die Realisierung einer regionalen Wasserstoffwirtschaft in der Lausitz zu entwerfen und konkrete Aktivitäten auf den Weg zu bringen. Grundvoraussetzung für die Entwicklung eines Marktes für grünen Wasserstoff in der Lausitz ist eine Gestaltung der regulatorischen Rahmenbedingungen und Unterstützungsprogramme im Sinne der Energiewende, so die zentrale Forderung am Ende der Veranstaltung.

Grüner Wasserstoff dürfe gegenüber konventionellen Energieträgern nicht benachteiligt werden, so Simon Schäfer-Stradowsky, Geschäftsführer des IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität. Er forderte daher, eine regulatorische Innovationsregion einzurichten, die verhindert, dass Mittel zur Unterstützung gegen rechtliche oder bürokratische Hürden anlaufen und somit ineffizient eingesetzt werden. Im Zuge dessen müssten Umlagen und Steuern auf Strom und Elektrolyseure umgedacht werden. Es seien solche Lösungen zu bevorzugen, die im Sinne der Energiewende sind. Klimafreundliches müsse attraktiver als klimaschädliches Wirtschaften sein, ergänzte Simon Müller, Leiter für den Bereich Energiesysteme bei Enertrag.

Auch die Genehmigungsverfahren sind nach Ansicht des Bündnisses bisher zu langsam. Die Lokal- und Landespolitik müsse daher für die schnelle Erteilung von Genehmigungen für Elektrolyseure sowie die damit verbundenen Erzeugungsleistungen sorgen.

Quelle: IWR Online

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