28.10.2014, 10:27 Uhr

Jobstudie: Folgt nach dem Solar-Cut der Einbruch im Bioenergie-Sektor?

Berlin – Eine neue Studie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) deckt Zusammenhänge zwischen dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Beschäftigungsstruktur auf. Besonders hart hat es im vergangenen Jahr die Solarbranche getroffen. Inzwischen scheint auch klar zu sein, welchen Bereich es als nächstes trifft.

Wie die aktualisierte Studie der GWS zeigt, haben bestimmte politische Veränderungen auch zu Veränderungen in der Beschäftigungsstruktur geführt. Die Gesamtzahl der Arbeitnehmer im Bereich der erneuerbaren Energien ist gesunken. Von rund 400.000 im Jahr 2012 auf 371.000 Beschäftigte im Jahr 2013. Dazu zählen nicht nur Hersteller sondern auch Jobs bei Installations- und Handwerksbetrieben. Besonders hart getroffen wurde im Jahr 2013 die Solarbranche. Die Beschäftigtenzahl dort ist rapide gefallen. Die Windbranche konnte ein leichtes Plus verzeichnen.

Solarbranche: Rückgang hausgemacht

Die Gesamtzahl der Arbeitnehmer im Bereich der erneuerbaren Energien ist 2013 kräftig von rund 400.000 im Jahr 2012 auf 371.000 Beschäftigte und damit um mehr als sieben Prozent gesunken. Die sogenannte "PV-Novelle" im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) aus dem Jahr 2012 hat dabei die Beschäftigung in der Solarbranche spürbar beeinträchtigt. Im Jahr 2013 fielen zum ersten Mal die Vergütungssätze unter zehn Cent pro Kilowattstunde, die laut Bundesverband Solarwirtschaft eine kritische Grenze darstellen. Außerdem wurde der "atmende Deckel" eingeführt. Dadurch werden die Vergütungssätze an die Menge der installierten Photovoltaik(PV)-Anlagen gekoppelt. Je mehr PV-Anlagen, desto weniger Vergütung pro eingespeister Kilowattstunde. Auch die Begrenzung der Größe von PV-Anlagen auf maximal zehn Megawatt hat die negative Beschäftigungsentwicklung verstärkt. Die Anzahl der Arbeitnehmer im Bereich Solarenergie ist in der Folge von rund 114.000 im Jahr 2012 auf 68.500 im darauffolgenden Jahr eingebrochen. Das macht einen Rückgang von fast 40 Prozent. Besonders davon betroffen sind Bundesländer mit PV-Produktionsstätten wie Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

Biogas als nächster Sektor

Nach der Solarenergie könnte die Biogasbranche das nächste Opfer der EEG-Novellen werden. In 2013 konnte sie zwar in etwa das Vorjahresniveau von 126.000 Beschäftigten halten, doch dürfte dies im Bericht für 2014 etwas anders aussehen. Wie IWR Online berichtete, wurden mit der Novelle des EEG vom 1. August 2014 viele Biogasunternehmen gezwungen, Insolvenz anzumelden oder Arbeitsplätze abzubauen. Dies dürfte die Beschäftigtenzahlen in der Biogasbranche nicht noch einmal auf einem konstanten Niveau halten. "So könnte sich beispielsweise die Beschränkung beim Zubau von Biogasanlagen negativ auf die Arbeitsplatzentwicklung des Sektors auswirken", erklärte Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.

Windbranche als Einzige im Plus

Die Windenergiebranche konnte in 2013 etwas zulegen und die Beschäftigtenzahlen leicht ausbauen. Dies kommt vor allem den nördlicheren Küstenländern zugute. Hier konnten Bundesländer wie Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern ein leichtes Beschäftigungsplus ausweisen. Die Arbeitsplätze in der Windenergie sind insgesamt von 122.000 (2012) auf 138.000 im Jahr 2013 gestiegen.

Grundlage liefert Input-Output-Analyse

Die Berechnung dieser Zahlen wurde von der DWG mit Hilfe einer Input-Output –Analyse vorgenommen. Das bedeutet, die Beschäftigtenzahlen wurden nicht erhoben, also bei den Unternehmen erfragt, sondern mit Hilfe von Schätzverfahren anhand von Umsatz und Produktivität der einzelnen Unternehmen geschätzt.

Branchen-Stimmung allgemein nicht gut

Das Klima der gesamten Regenerativen Energiewirtschaft hat im Jahr 2013 gelitten. Bis zum August 2013 konnte der Geschäftsklima-Index der Regenerativen Energiewirtschaft in Deutschland zulegen. In der Folge war dieser jedoch deutlich von rund 100 Punkten im August 2013 auf 77,4 Punkte im Februar 2014 gesunken. Das war gleichzeitig auch ein neues Allzeittief. Doch auch seither hat sich der Branchen-Stimmungsindikator nicht mehr erholt und bewegt sich seitwärts. Für September 2014 notiert der Geschäftsklima-Index der Regenerativen Energiewirtschaft bei 79,4 Punkten.

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