02.05.2022, 17:01 Uhr

Machbarkeitsstudie: Länderübergreifendes Wasserstoffnetz Mitteldeutschland möglich


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Leizpig - Der Aufbau einer funktionierenden Wasserstoffwirtschaft hat für die Erreichung der Klimaziele in Deutschland und der EU sowie die schnelle Abkehr von fossilen Brennstoffen eine zentrale Bedeutung. Unternehmen in der Region Mitteldeutschland haben ein großes Interesse an einem schnellen Markthochlauf. Das zeigt eine aktuelle Machbarkeitsstudie.

Mehr als ein Dutzend Industrieunternehmen, Energieversorger, Netzbetreiber und kommunale Partner haben eine gemeinsame Studie für den Aufbau eines mitteldeutschen Wasserstoffnetzes vorgelegt. Die von der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland und dem Wasserstoffnetzwerk HYPOS koordinierte Untersuchung sieht ein über 300 Kilometer langes Netz zur Verbindung der Erzeuger und Nachfrager von Grünem Wasserstoff in der Region Leipzig-Halle-Bitterfeld-Leuna-Zeitz-Chemnitz vor.

Länderübergreifendes Konzept für Wasserstoffinfrastruktur in der Region Mitteldeutschland

Im Rahmen der von der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH und INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG erstellten Machbarkeitsstudie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland“ wurden die potenziellen Bedarfe industrieller Akteure an Grünem Wasserstoff und mögliche Erzeugungskapazitäten mittels Wind- und Solarstrom erfasst. Auf dieser Grundlage werden in der Studie der Aufbau eines Wasserstoffnetzes zur Verknüpfung potenzieller Erzeuger und Abnehmer unter Einbindung der bestehenden Erdgasinfrastruktur sowie die damit verbundenen Kosten untersucht.

Für 2040 wird demnach eine Gasnachfrage von 20 Mrd. kWh pro Jahr in der Region prognostiziert, was bezogen auf den Heizwert einem jährlichen Bedarf von rund 6,7 Mrd. Kubikmetern Wasserstoff entspricht. Demgegenüber steht ein jährliches Erzeugungs- und Elektrolysepotenzial von rund 2,5 Mrd. kWh Grünem Wasserstoff im Betrachtungsraum unter der Annahme, dass 30 Prozent des erzeugten Grünstroms für die Wasserstoffproduktion verwendet werden.

„Mit der Machbarkeitsstudie liegt erstmals eine umfassende Untersuchung der potenziellen Bedarfe und Erzeugungspotenziale von Grünem Wasserstoff sowie ein länderübergreifendes Wasserstoffinfrastrukturkonzept für die Region Leipzig-Halle-Bitterfeld-Leuna-Zeitz-Chemnitz vor“, so Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland und Vorstandsmitglied des Wasserstoffnetzwerkes HYPOS.

Anschluss des Wasserstoff-Netzes an European Hydrogen Backbone im Blick

Für die Verbindung der identifizierten potenziellen Erzeuger und Nachfrager von Grünem Wasserstoff skizziert die Studie ein mitteldeutsches Wasserstoffnetz mit 13 Leitungsabschnitten auf einer Gesamtlänge von 339 Kilometern. Basis für dieses Netz sind die Projektideen der an der Studie beteiligten Unternehmen.

Für den Fall eines kompletten Neubaus wären damit Gesamtkosten in Höhe von rund 610 Mio. Euro verbunden. Diese ließen sich durch die Umwidmung bestehender Erdgasleitungen und mögliche Trassenbündelungen auf rund 422 Mio. Euro reduzieren. Bei optimalen Planungs- und Baubedingungen ist nach der Studie von einem Realisierungszeitraum von rund 5 Jahren pro neuem Leitungsabschnitt auszugehen. Für die Umstellung bestehender Leitungen werden 2 bis 3 Jahre veranschlagt. Einzelne Teile des geplanten Netzes sollen dabei parallel gebaut bzw. umgestellt werden, so dass regionale Wasserstoffcluster bereits vor Fertigstellung des Gesamtnetzes in Betrieb gehen können. Um den über die regionale Wasserstofferzeugung hinausgehenden Bedarf, insbesondere der industriellen Kerne in der Region, durch Importe zu decken, soll das Netz an den entstehenden European Hydrogen Backbone angeschlossen werden. Dies würde zusätzlich zu den genannten Kosten weitere Investitionen notwendig machen.

Das geplante Wasserstoffnetz wird nach dem Willen der beteiligten Partner die Basis für die zukünftige gemeinschaftliche Weiterentwicklung der Wasserstoffinfrastruktur in Mitteldeutschland bilden. Dazu ist in einem weiteren Schritt die Entwicklung eines ganzheitlichen Ansatzes zur flächendeckenden Versorgung von Industrie, Gewerbe/Handel/Dienstleistung und Haushalten geplant.

An der Studie beteiligte Kooperationspartner

Die von der Metropolregion Mitteldeutschland koordinierte und vom Wasserstoffnetzwerk HYPOS fachlich begleitete Machbarkeitsstudie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland“ wurde im Auftrag von mehr als einem Dutzend regionaler Akteure und Unternehmen erstellt. Zu den Kooperationspartnern gehören BMW Group Werk Leipzig, DHL Hub Leipzig GmbH, Siemens AG, VNG AG, Südzucker Gruppe, Flughafen Leipzig/Halle GmbH, Leipziger Gruppe, Stadtwerke Halle GmbH, MIBRAG Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH, MITNETZ Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas mbH, ONTRAS Gastransport GmbH, Eins Energie in Sachsen GmbH & Co. KG und die Stadt Leipzig.

Quelle: IWR Online

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