MVV realisiert erste klimapositive Anlage zur Vergärung von Bioabfall
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Mannheim - Die MVV Energie AG verfolgt ein ambitioniertes Ziel. Langfristig möchte das Mannheimer Energieunternehmen nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv sein, d.h. der Atmosphäre mehr Treibhausgas entziehen, als ausstoßen. Einen ersten Meilenstein auf dem Weg zur Realisierung des klimapositiv-Ziels hat MVV nun erreicht.
Die Bioabfallvergärungsanlage in Dresden-Klotzsche ist die erste Anlage der MVV Energie AG, an der mehr CO2 abgeschieden und gespeichert als in die Atmosphäre entlassen wird. Möglich wird dies durch die erstmalige Abholung und nachfolgende Speicherung von abgeschiedenem und verflüssigtem CO2. Das Treibhausgas wird künftig im Betonrecycling eingesetzt und dauerhaft der Atmosphäre entzogen. MVV will spätestens bis zum Jahr 2040 klimaneutral und anschließend klimapositiv werden.
CO2 aus Biogasvergärung wird in Abbruchbeton gespeichert
In der Dresdner Anlage von MVV zur Vergärung und energetischen Nutzung von Bioabfällen werden im Zuge einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft jährlich etwa 46.500 Tonnen kommunale Bioabfälle aus dem Gebiet der Stadt Dresden und der umliegenden Region verwertet. Das bei der Vergärung der Biomasse entstehende Rohbiogas wird anschließend durch CO2-Abscheidung zu Biomethan aufbereitet, das als klimaneutraler Erdgasersatz in das regionale Erdgasnetz eingespeist und zusätzlich energetisch für die Strom- und Wärmeerzeugung genutzt wird. Gegenüber der reinen Kompostierung ohne energetische Verwertung werden so bereits jährlich über 10.000 Tonnen CO2 vermieden.
Das im Zuge der Biomethanproduktion abgeschiedenen CO2 wird anschließend verflüssigt und zum Teil innerbetrieblich genutzt. Eine Überschussmenge von etwa 1.000 Tonnen CO2 in technischer Qualität pro Jahr wird künftig durch das Münchner Biomethanhandelsunternehmen Landwärme abgenommen. Das CO2 wird von dem Schweizer Unternehmen Neustark zu einer naheliegenden innovativen Speicheranlage transportiert und dort mittels eines Mineralisierungsprozesses permanent im Rahmen des Betonrecyclings an Abbruchbetongranulat gebunden. Dadurch können der Atmosphäre dauerhaft Treibhausgase entzogen und Negativemissionen geschaffen werden, so MVV.
Über Landwärme und Neustark
Landwärme ist eines von Europas führenden Biomethanhandels- und Dienstleistungsunternehmen mit Standorten in München, Berlin, Dortmund und Budapest. Das Unternehmen beliefert nach eigenen Angaben hunderte Energieversorgungsunternehmen und Stadtwerke mit Biomethan für den Strom-, Wärme- und Verkehrssektor. Zudem unterstützt Landwärme seine Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette, angefangen bei der bei Biomethanerzeugung, über die Zertifizierung und den Transport bis zur Verflüssigung zu Bio-LNG oder Treibhausgasquoten.
Neustark zählt nach eigenen Angaben zu den führenden Anbietern im Markt von Techniken zur CO2-Abscheidung. Das Unternehmen hat eine Lösung zur dauerhaften Speicherung von CO2 aus der Luft in recycelten mineralischen Abfällen wie Abrissbeton entwickelt. Die ersten kommerziellen Lösungen von Neustark werden in der Schweiz und in Europa zur Speicherung von CO2 aus der Atmosphäre eingesetzt. Bis 2030 will Neustark jährlich eine Million Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernen und dauerhaft speichern. Die 2019 gegründete Neustark AG hat ihren Sitz in Bern in der Schweiz.
MVV strebt CO2-Abscheidung an weiteren Standorten an
MVV will die CO2-Abscheidung auch an anderen Anlagen realisieren. In Mannheim arbeitet das Unternehmen an einem ersten Pilotprojekt, mit dem CO2 aus dem Rauchgas der Abfallverwertung und des Biomassekraftwerks auf der Friesenheimer Insel abgeschieden und genutzt werden soll. In einem späteren Großverfahren kann MVV so perspektivisch CO2 speichern und der Atmosphäre dauerhaft entziehen.
Quelle: IWR Online
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