08.03.2017, 12:06 Uhr

Netzausbau: Wo die Erdkabel verlaufen sollen

Bayreuth/Stuttgart/Berlin – Die Energiewende in Deutschland ist eng verbunden mit einem erheblichen Ausbau der Stromnetze. Im Jahr 2015 hat die Bundesregierung entschieden, diesen Netzausbau möglichst mit Erdkabeln umzusetzen. Erste Vorschläge, wo genau die Erdkabel bei den Projekten SuedLink quer durch Deutschland sowie bei SuedOstLink verlaufen können, wurden nun vorgelegt.

Die beiden Übertragungsnetzbetreiber Tennet und TransnetBW haben den vorläufigen Vorschlagskorridor sowie eine durchgehende Alternative und weitere mögliche Korridorvorschläge für SuedLink veröffentlicht. Zudem haben Tennet und 50Hertz dies auch für die etwas kürzere Verbindung SuedOstLink getan. Die Gleichstromprojekte müssen noch einen langen Genehmigungsweg durchlaufen. Erste Kommentare aus den Bundesländern liegen auch bereits vor.

Korridor soll Mensch und Natur möglichst wenig belasten

Einen sogenannten Antrag auf Bundesfachplanung werden die Projektpartner Mitte März einreichen. Lex Hartman, Mitglied der Geschäftsführung der Tennet TSO GmbH, erklärte: „Wir haben jetzt einen vorläufigen Korridorvorschlag für SuedLink und Alternativen identifiziert, mit denen wir in das Genehmigungsverfahren gehen. Uns ist es wichtig, einen Korridor zu finden, der Mensch und Natur möglichst wenig belastet. Wir haben dafür die Hinweise der Bürger vor Ort mit berücksichtigt.“ Es sei die umfassendste Bürgerbeteiligung gewesen, die es je für ein Netzausbauprojekt in Deutschland gegeben habe, so Hartmann.

Megaprojekt Suedlink quer durch Deutschland

Dr. Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung der TransnetBW GmbH, erklärte, dass der Vorschlagskorridor für SuedLink ein erstes Zwischenergebnis sei. In den nächsten beiden Jahren könnten sich weitere Veränderungen ergeben, bevor die Bundesnetzagentur über den tatsächlichen Verlauf entscheidet.

SuedLink soll ab 2025 als Gleichstrom-Erdkabelverbindung die windreichen Regionen Norddeutschlands mit Bayern und Baden-Württemberg verbinden. Die Verbindung startet in Wilster und Brunsbüttel in Schleswig-Holstein. Endpunkte sind Grafenrheinfeld (Bayern) und Großgartach (Baden-Württemberg). Das Projekt ist in insgesamt fünf Teilabschnitte aufgeteilt, für die die Vorhabenträger jeweils die Bundesfachplanung beantragen. Auf den Antrag zum ersten Abschnitt folgen bis Ende April die Anträge für die weiteren Abschnitte. Beim Projekt SuedOstLink geht es um die Stromverbindung zwischen Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) und Meitingen (Bayern).

Grüne Landesminister in Schleswig-Holstein und Thüringen uneins

Erste Kommentare aus den Bundesländern liegen dazu ebenfalls bereits vor. Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Robert Habeck (Grüne) hat den Vorschlag begrüßt. Laut Habeck würde der Korridor nahe Brokdorf die empfindlichen Marschböden im Süden Schleswig-Holsteins am geringsten belasten und sei für die Region am besten. Man brauche die Leitung schnell und gut geplant, so Habeck.

Ablehnung kommt dagegen aus Thüringen. Thüringens Umwelt- und Energieministerin Anja Siegesmund (Grüne) ist gegen die neuen Trassenplanungen mit der „Brechstange durch Thüringen“. Mit der 380-kV-Leitung durch den Thüringer Wald und dem sogenannten SuedOstLink durch Ostthüringen trage Thüringen bereits jetzt eine hohe Last des Stromtransports von Nord nach Süd. Siegesmund fordert eine faire Lastenverteilung auch für die Stromtrassen.

Zufriedenheit hingegen in Bayern: Bayerns Energieministerin Ilse Aigner (CSU) und Bayerns Energiestaatssekretär Franz Josef Pschierer, Leiter der Taskforce Netzausbau, sind der Auffassung, dass die politische Vereinbarung vom 1. Juli 2015 erfüllt sei: „Weder der Vorzugskorridor noch die Alternative sehen eine Stammstreckenführung des SuedLink über Grafenrheinfeld vor. Die Rhön wird in beiden Varianten umgangen. Beim SuedOstLink sind einige Varianten weggefallen, so dass es insgesamt weniger potentiell Betroffene gibt.“

Quelle: IWR Online

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