Prognose der AG Energiebilanzen: Energieverbrauch erreicht 2024 neues Rekordtief
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Berlin - Der Energieverbrauch in Deutschland wird 2024 nach einer Prognose der AG Energiebilanzen (AGEB) voraussichtlich auf ein neues Rekordtief fallen. Eine wesentliche Ursache für diese Entwicklung ist laut AGEB die stagnierende Konjunktur. Es gibt aber auch weitere Gründe.
Die AG Energiebilanzen hat auf der Grundlage von vorliegenden Daten des laufenden Jahres für die ersten drei Quartale (Jan-Sept 2024) eine Jahresprognose für den Energieverbrauch erstellt. Demnach ist 2024 ein Rückgang des Energieverbrauchs gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent auf 10.453 Petajoule (PJ) oder 356,7 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE) zu erwarten. Damit läge der Verbrauch um knapp 30 Prozent unter dem bisherigen Höchststand des Jahres 1990 (14.905 PJ).
Stagnierende Wirtschaft eine Ursache für sinkenden Energieverbrauch
Der Energieverbrauch in Deutschland wird insbesondere von der wirtschaftlichen Entwicklung bestimmt. Dabei wirkt sich im Jahr 2024 eine Kombination von verbrauchssteigernden Faktoren wie auch von verbrauchssenkenden Entwicklungen aus. Einen wesentlichen Anteil am Rückgang des Energieverbrauchs im Jahr 2024 hat die stagnierende Konjunktur. Per Saldo können auf Jahressicht nach Einschätzung der AGEB die deutlichen Rückgänge der Produktion im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe nicht durch den zuletzt wieder ansteigenden Energiebedarf in den besonders energieintensiven Industriezweigen ausgeglichen werden.
Einsparungen beim Verbrauch von Primärenergien ergeben sich auch durch statistische Effekte im Zuge des Ausstiegs aus der Kernenergie und der Verdrängung von fossilen Energien durch Erneuerbare in der Stromerzeugung, da bei der Nutzung erneuerbarer Energien keine Umwandlungsverluste in Anrechnung gebracht werden.
Verbrauchssteigernde Effekte auf den Energieverbrauch gingen 2024 dagegen von der weiter zunehmenden Bevölkerung sowie einer weiteren Abnahme des Energiepreisniveaus aus. Eine Zunahme des Energieverbrauchs war auch mit dem diesjährigen Schalttag verbunden. Insgesamt haben die verbrauchsreduzierenden Einflüsse die verbrauchssteigernden Effekte deutlich überstiegen, sodass sich der Energieverbrauch insgesamt weiter verringerte.
Prognosegrundlage: Die Entwicklung des Energieverbrauchs in den ersten drei Quartalen
Nach vorläufigen Berechnungen der AGEB lag der inländische Primärenergieverbrauch in Deutschland in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres mit 7.538 PJ bzw. 257,2 Mio. t. SKE um 2,6 Prozent unter der Vorjahresperiode. Zuwächsen beim Erdgas und den Erneuerbaren standen Rückgänge bei Kohlen und Mineralöl gegenüber. Damit kam es zu einer überproportionalen Reduktion der Kohlenstoffintensität in der inländischen Energieversorgung, so die AGEB. Zudem fällt im Jahr 2024 aufgrund des Atomausstiegs der Beitrag der Kernenergie weg.
In der energieträgerspezifischen Betrachtung zeigt sich beim Mineralöl in den ersten drei Quartalen 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Rückgang von 2 Prozent auf 2.860 PJ (97,6 Mio. t SKE).
Beim Erdgas ist der Verbrauch in den ersten drei Quartalen 2024 um 3,1 Prozent auf 1.877 PJ (64,1 Mio. t SKE) gestiegen. Für den aktuellen Zuwachs könnte nach Ansicht der AG Energiebilanzen vor allem die im Laufe des Jahres wieder verbesserte Wettbewerbssituation des Energieträgers in den energieintensiven Industriezweigen verantwortlich sein.
Der Verbrauch an Steinkohle nahm von Januar bis September 2024 um 15,2 Prozent auf 544 PJ (18,6 Mio. t SKE) ab. Besonderen Einfluss hatte dabei der um gut 39 Prozent rückläufige Einsatz von Steinkohlen zur Stromerzeugung. Ursache für diesen Rückgang ist unter anderem eine gestiegene Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (EE). Der Primärenergieverbrauch von Braunkohle hat sich in den ersten drei Quartalen um 14,5 Prozent auf 567 PJ (19,3 Mio. t SKE) vermindert. Auch darin spiegelt sich die steigende Produktion von EE-Strom wider. Hinzu kommt die Verringerung der Braunkohle-Stromerzeugungskapazitäten im Zuge des fortschreitenden Kohleausstiegs.
In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 wurden 19,6 Mrd. kWh (70,6 PJ) mehr Strom aus dem Ausland bezogen als umgekehrt aus Deutschland ins Ausland flossen. Die AGEB betont in diesem Zusammenhang, dass der aktuelle Importüberschuss mitnichten eine Abhängigkeit vom europäischen Ausland darstellt, noch auf inländische Knappheiten hinweist. Vielmehr seien die gestiegenen Stromimporte ein Zeichen für einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt, so die AGEB.
Der Beitrag der erneuerbaren Energien ist in den ersten neuen Monaten um 2,6 Prozent auf 1.520 PJ (51,9 Mio. t SKE) gestiegen. Diese Entwicklung beruht insbesondere auf einer Zunahme der Stromproduktion aus Wasserkraft, Photovoltaik sowie der Windenergie. Insgesamt stieg der Einsatz von erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung um 7,4 Prozent. Bedingt durch die wärmere Witterung verringerte sich der Einsatz erneuerbarer Energien in der Wärmeerzeugung um etwa 5 Prozent.
Energiebedingte CO2-Emissionen könnten 2024 um rund 3 Prozent zurückgehen
Die energiebedingten CO2-Emissionen sind nach Schätzung der AG Energiebilanzen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 aufgrund der Veränderungen in der Struktur des Energieverbrauchs, insbesondere durch den weiteren Rückgang des Verbrauchs von Kohlen, um knapp 20 Mio. Tonnen CO2 zurückgegangen. Das entspricht einer Reduktion um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, für das Gesamtjahr rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Rückgang um 3,3 Prozent.
Quelle: IWR Online
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