15.03.2023, 11:17 Uhr

Rekord: Tennet investiert 4,5 Mrd. Euro in Netzausbau in Deutschland und den Niederlanden


© Tennet

Arnheim, Niederlande - Tennet hat die Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 veröffentlicht. Insgesamt hat der niederländische Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB), der derzeit einen Verkauf des Deutschlandgeschäftes prüft, ein solides Finanzergebnis erzielt.

Tennet hat 2022 Rekordinvestitionen in den Ausbau der On- und Offshore-Netze in Deutschland und den Niederlanden vorgenommen und die Mitarbeiterzahl um mehr als 10 Prozent gesteigert. Trotz geopolitischer Herausforderungen und dem daraus resultierenden turbulenten Marktumfeld hat sich Tennet auch 2022 positiv entwickelt. Die gestiegenen Energiekosten haben den Aufwand für die Netzstabilisierung allerdings erhöht, was zu negativen Auswirkungen auf das Ergebnis führte.

Umsätze klettern um über 55 Prozent - EBIT nach IFRS Standard negativ

Der niederländische ÜNB Tennet hat im Geschäftsjahr 2022 die Umsätze auf 9,84 Mrd. Euro gesteigert. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von rund 55 Prozent (2021: 6,37 Mrd. Euro). Insgesamt ergibt sich ein EBIT von 1,21 Mrd. Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 45 Prozent entspricht (834 Mio. Euro).

Gekennzeichnet war das Jahr 2022 neben dem weiteren Ausbau des Stromnetzes durch hohe Netzstabilisierungskosten, die als unerwünschte Nebeneffekte Folge der Turbulenzen am Energiemarkt waren. Nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften (IFRS) können regulatorische Erstattungen für dies Kosten nicht bilanziell erfasst werden, so dass laut Tennet gemäß IFRS ein negativen EBIT von minus 976 Mio. Euro resultiert.

Auf der Grundlage des Jahresergebnisses und der Dividendenstrategie wird Tennet eine Dividende in Höhe von 207 Mio. Euro an den Gesellschafter, den niederländischen Staat, ausschütten.

Netzausbaukosten steigen auf mindestens 8 Mrd. Euro jährlich

Insgesamt hat Tennet 2022 eine Rekordsumme von 4,5 Mrd. Euro in den Netzausbau investiert. In den nächsten zehn Jahren werden die Investitionen von Tennet weiter steigen und nach Angaben des ÜNB voraussichtlich auf mindestens 8 Mrd. Euro pro Jahr ansteigen. Zwischen 2011 und 2022 hat Tennet bereits über 30 Mrd. Euro in die Onshore- und Offshore-Strominfrastruktur investiert, davon über 21 Mrd. Euro in Deutschland.

Im Jahr 2022 arbeitete Tennet nach eigenen Angaben an Hunderten von On- und Offshore-Projekten. Dazu gehören die Realisierung von zwei neuen Offshore-Netzanbindungssystemen mit einer Gesamtleistung von 1.400 MW, Hollandse Kust Zuid alpha und beta. Fertiggestellt wurden die Topside-Installationen von DolWin6 (900 MW) und Hollandse Kust Noord (700 MW); beide Projekte sollen 2023 in Betrieb gehen. Onshore hat Tennet neue Leitungen mit erhöhter Kapazität auf einer Länge von fast 320 km realisiert, davon 200 km in Deutschland. Darüber hinaus wurden sechs neue Schaltanlagen gebaut.

Trotz eines angespannten Arbeitsmarktes, insbesondere für hochqualifiziertes technisches Personal, hat Tennet im Jahr 2022 rund 780 neue Beschäftigte eingestellt, wodurch sich die Gesamtzahl auf gut 7.400 Beschäftigte gestiegen ist. Angesichts des erwarteten weiteren Wachstums von Tennet bleibe die Verfügbarkeit von Fachpersonal ein wichtiges Thema. Gemeinsam mit Hochschulen und gezielten Kampagnen versucht Tennet daher, neue Mitarbeiter zu gewinnen.

Tennet prüft Verkauf der Deutschland-Aktivitäten und führt Gespräche mit der Bundesregierung

Tennet hatte 2010 im Zuge des Unbundlings, d.h. der Trennung des Netzbetriebs von anderen Aktivitäten der Energieversorgung, das Höchstspannungsnetz von Eon gekauft. Der Übertragungsnetzbetreiber und sein Gesellschafter, der niederländische Staat, führen derzeit Gespräche mit der deutschen Bundesregierung, um die Möglichkeit eines vollständigen Verkaufs der deutschen Aktivitäten von Tennet zu prüfen.

Ziel ist es, den Kapitalbedarf für die umfassende Investitionsagenda langfristig zu sichern. Eine solche Transaktion, die in eine langfristige bilaterale Energiekooperation eingebettet ist, würde die Schaffung von zwei starken nationalen Akteuren ermöglichen, die im engen Schulterschluss gemeinsam die Energiewende vorantreiben, so Tennet.

Quelle: IWR Online

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