Ørsted kündigt voraussichtliche milliardenschwere Wertminderungen für US Wind-Portfolio an - Aktie bricht ein
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Fredericia, Dänemark – Ørsted hat in der letzten Woche vor möglichen Wertminderungen auf sein US Windportfolio in Milliardenhöhe gewarnt. Nachdem im Juni auf dem Capital Markets Day des Unternehmens die Welt noch in Ordnung schien, erwischt die Ankündigung die Investoren kalt. Der Aktienkurs rauscht in die Tiefe.
Ørsted hat seine kurzfristigen US-Offshore-Entwicklungsprojekte vor der endgültigen Investitionsentscheidung (FID) im Rahmen einer Überprüfung bewertet und warnt vor diesem Hintergrund vor möglichen milliardenschweren Wertberichtigungen. Als Belastungsfaktoren nennt der dänische Energiekonzern und Offshore-Spezialist anhaltende Störungen der Lieferkette, ausbleibende Fortschritte bei der Verhandlung von Investitionssteuergutschriften (ITC) und die Auswirkungen gestiegener Zinssätze, die das US-Portfolio betreffen.
Ørsted hält Abschreibungen von bis zu 16 Mrd. DKK für möglich
So werden die Projekte Ocean Wind 1, Sunrise Wind und Revolution Wind durch eine Reihe von Verzögerungen bei den Lieferanten beeinträchtigt. Ørsted ist zu dem Schluss gekommen, dass die Fähigkeit dieser Lieferanten, ihre Zusagen und vertraglich vereinbarten Zeitpläne einzuhalten, immer mehr gefährdet ist. Die daraus resultierenden Auswirkungen könnten Wertminderungen von bis zu 5 Mrd. DKK (rd. 670 Mio. Euro) nach sich ziehen, vorausgesetzt, dass es keine weiteren negativen Entwicklungen in den Lieferketten dieser Projekte gibt.
Darüber hinaus kommen die Gespräche mit hochrangigen Interessenvertretern auf Bundesebene über zusätzliche Steuergutschriften für Ocean Wind 1 und Sunrise Wind nicht so voran, wie von Ørsted erwartet. Sollten sich die Gespräche als erfolglos erweisen, könnte dies zu Wertminderungen von bis zu 6 Mrd. DKK (rd. 800 Mio. Euro) führen.
Des Weiteren sind die langfristigen Zinssätze in den USA gestiegen, was sich auf die US-Offshore-Projekte und bestimmte Onshore-Projekte auswirkt. Sollten die Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals auf dem derzeitigen Niveau bleiben, wird dies zu Wertminderungen in Höhe von etwa 5 Mrd. DKK (rd. 670 Mrd. Euro) führen, so der Energiekonzern.
In Summe ergeben sich damit mögliche Wertminderungen von bis zu 16 Mrd. DKK (knapp 2,2 Mrd. Euro).
Ørsted treibt Projekte weiter voran
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten will Ørsted Offshore-Windprojekte in den USA weiter vorantreiben. Dazu gehören die Einholung der endgültigen Genehmigungen auf Bundes- und lokaler Ebene, die Zusammenarbeit mit den Zulieferern, um Verzögerungen abzumildern, und die Fortsetzung des Dialogs mit den Interessengruppen, um zu versuchen, für alle Projekte möglichst hohe Steuergutschriften zu erhalten. Ørsted werde darauf hinarbeiten, dass die FID für die Projekte Ocean Wind 1, Sunrise Wind und Revolution Wind gegen Ende 2023 oder Anfang 2024 erfolgt.
Aktie rauscht in die Tiefe
An der Börse kommt die Ørsted-Meldung bei den Investoren in der letzten Woche nicht gut an. Die Aktie ist auf Wochensicht um 19,4 Prozent auf 60,22 Euro eingebrochen (01.09.2023, Schlusskurs, Börse Stuttgart). Auch gestrigen Aktienhandel gibt die Aktie weiter nach. Mit einem Verlust von 3,4 Prozent auf 58,20 Euro hält Ørsted im RENIXX die rote Laterne (04.09.2023, Schlusskurs, Börse Stuttgart).
Die Analystin Deepa Venkateswaran bewertete die im Raum stehenden Wertberichtigungen als eindeutig negativ, da die Aussagen zu den Auswirkungen der Lieferkettenproblematik neu seien. Aus Sicht des Jefferies-Analysten Ahmed Farman ist noch nicht klar, ob die von Ørsted genannte Summe das Worst-Case Szenario widerspiegelt.
Quelle: IWR Online
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