24.11.2020, 11:38 Uhr

RWE und Siemens: Deutsche Bahn setzt auf Offshore Windstrom und Wasserstoff


© Deutsche Bahn AG (DB), Volker Emersleben

Frankfurt – Die Deutsche Bahn will die Treibhausgase reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien erhöhen. Beim Ökostrom hat die Deutsche Bahn mit dem Energieversorger RWE einen weiteren Vertrag abgeschlossen, beim Einsatz von Wasserstoff-Zügen ist ein Projekt mit Siemens geplant.

Die Deutsche Bahn stellt die Weichen auf Klimaschutz und will bis 2038 den gesamten Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. Auf Strecken ohne Oberleitung können zukünftig Brennstoffzellen-Züge die Diesel-Triebwagen ersetzen.

Grüner Strom: Offshore Windpark Amrumbank treibt Züge der Deutschen Bahn ab 2024

Die Deutsche Bahn fährt ab 2024 auch mit Strom aus dem Offshore-Windpark Amrumbank West (80 Anlagen, 288 MW) der RWE Renewables. Entsprechende Verträge wurden zwischen der Deutschen Bahn und RWE Supply & Trading, der Handelstochter von RWE, unterzeichnet. Der Stromliefervertrag beginnt nach Ablauf der ersten acht Betriebsjahre im Jahr 2024 und läuft bis 2039. Das Liefervolumen umfasst die Leistung von 18 Windkraftanlagen bzw. rd. 260 GWh (260 Mio. kWh).

2019 hat RWE bereits mit der Deutschen Bahn einen Liefervertrag über eine Laufzeit von fünf Jahren (ebenfalls ab 2024) für Strom aus ihrem Offshore-Windpark Nordsee Ost abgeschlossen. Dieser Offshore Windpark mit 48 Anlagen und 295 MW Leistung liegt nahe Helgoland. Das anteilige Liefervolumen hat RWE hier nicht als Strommenge, sondern nur als Leistung angegeben (25 MW, entspricht der Leistung vier Windkraftanlagen). Bei dem Vertrag handelt es sich um ein Offshore Corporate PPA (Power Purchase Agreement). Der Offshore-Windstrom wird dabei zu einem Festpreis produziert und direkt von der Deutschen Bahn genutzt.

Bereits seit 2014 liefern die RWE-Wasserkraftwerke jährlich rund 880 GWh (880 Mio. kWh) grünen Strom an die Bahn.

Deutsche Bahn und Siemens starten ins Wasserstoff-Zeitalter ab 2024

Da, wo es keine Strom-Oberleitungen gibt und Dieselloks fahren, müssen andere Lösungen gefunden werden. Die Deutsche Bahn und Siemens Mobility wollen erstmals den Einsatz von Wasserstoff für die Schiene testen. Ein völlig neues Gesamtsystem aus einem neu entwickelten Zug und einer neu konzipierten Tankstelle soll erprobt werden. Eines ihrer Instandhaltungswerke rüstet die DB so um, dass der Wasserstoffzug dort gewartet werden kann. Der Zug soll Dieseltriebzüge im Regionalverkehr ersetzen.

Geplant ist ein einjähriger Probebetrieb des Zuges im Raum Tübingen, den das Ministerium für Verkehr in Baden-Württemberg unterstützt. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat eine Förderung des Projekts im Rahmen des Verbundförderprojekts „H2goesRail“ durch das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP 2) in Aussicht gestellt.

Brennstoffzellen-Züge: Mireo Plus H von Siemens in Planung - Coradia iLint von Alstom schon in Betrieb

Siemens Mobility wird den Brennstoffzellen-Zug Mireo Plus H für den einjährigen Probebetrieb im Jahr 2024 erst noch entwickeln. Der zweiteilige Regionalzug soll mit einem Wasserstoffantriebssystem der neuesten Generation ausgestattet werden, bestehend aus einer Brennstoffzelle und einer Lithium-Ionen-Batterie. Der Mireo Plus H wird so leistungsfähig sein wie elektrische Triebzüge und eine Reichweite von 600 Kilometern haben, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 km/h. Eine dreiteilige Zugvariante soll eine Reichweite von 1000 Kilometern erreichen.

Bereits deutlich weiter ist Alstom. Der Coradia iLint von Alstom ist der weltweit erste zugelassene Personen-Regionalzug, der bisher mit Brennstoffzellen zur Umwandlung von Wasserstoff und Sauerstoff in Elektrizität in Betrieb genommen wurde. Er ist speziell für den Einsatz auf nicht-elektrifizierten Strecken entwickelt worden und hat eine Reichweite von etwa 1000 Kilometern. Die erste Testfahrt hat der Coradia iLint bereits 2017 absolviert, 41 dieser wasserstoffbetriebenen Züge hat Alstom in Deutschland bereits verkauft. Der Zug wird von den Alstom-Teams in Salzgitter (Deutschland) und Tarbes (Frankreich) entwickelt und gebaut.

Quelle: IWR Online

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