25.03.2014, 15:20 Uhr

Siemens baut Rotorblatt-Fabrik in Großbritannien – Deutsche Offshore-Branche enttäuscht

Hamburg – Siemens investiert mehr als 190 Mio. Euro in neue Offshore-Produktionsstätten in Großbritannien. Geplant ist eine Fertigung von Rotorblättern für Offshore-Windturbinen der Sechs-Megawatt-Klasse sowie ein neues Logistik- und Service-Zentrum in Hull. 1.000 neue Arbeitsplätze sollen entstehen.

Der britische Premierminister David Cameron und Michael Süß, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO des Sektors Energy, bekräftigen das gemeinsame Engagement am Dienstagnachmittag in Hull. Dass der deutsche Konzern sich für eine Produktionsstätte außerhalb von Deutschland entschieden hat, sieht die deutsche Offshore-Branche als Folge der unsteten und kurzatmigen Energiepolitik seitens der Bundesregierung.

Süß: Britische Energiepolitik schafft klare Rahmenbedingungen

“Unsere Entscheidung in England eine Fertigung für Offshore-Windenergieanlagen zu bauen, ist Teil unserer weltweiten Strategie: wir investieren in Märkte mit zuverlässigen Rahmenbedingungen, die für ausgelastete Fabriken sorgen. Die britische Energiepolitik schafft klare Rahmenbedingungen zum Ausbau der Offshore-Windenergie und würdigt insbesondere das Potential der Windkraft auf See für das Gesamtportfolio der Energieerzeugung“, sagte Michael Süß, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO des Sektors Energy.

Gesamtinvestitionen mit britischem Partner bei über 370 Mio. Euro

Der Windmarkt in Großbritannien weist hohe Wachstumsraten, wobei der Offshore-Markt besonders schnell wächst. Bis 2020 sollen alleine auf See 14.000 Megawatt (MW) Leistung installiert werden. Projekte mit knapp 40.000 MW befinden sich in der längerfristigen Planung. Der britische Premierminister David Cameron sagte: „Mit klaren politischen Rahmenbedingungen sorgen wir für neue Jobs in der Windkraftbranche und einen zuverlässigen und nachhaltigeren Energiemix.“

Siemens und sein britische Partner Associated British Ports (ABP) investieren insgesamt 371 Mio. Euro vor Ort. Die Investition stärkt den Offshore-Markt in Großbritannien und kurbelt den Arbeitsmarkt an: 1.000 Arbeitsplätze entstehen direkt, davon 550 in der Rotorblattfertigung sowie 450 in Green Port Hull. Weitere Jobs entstehen in der Konstruktion und indirekt in der Zulieferindustrie. Green Port Hull soll Anfang 2016 in Betrieb gehen, der Produktionsstart der Rotorblattfertigung ist für Sommer 2016 geplant. Die Fabrik soll ab Mitte 2017 voll ausgelastet sein.

Wab enttäuscht von deutscher Energiepolitik

Die Standortentscheidung von Siemens hat auch die deutsche Branche auf den Plan gerufen. Die Windenergie-Agentur WAB, die sich als Ansprechpartner für die Offshore-Windenergiebranche in Deutschland sieht, kritisiert die Energiepolitik der Bundesregierung und den vorgelegten Entwurf zur Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG). „Die Entscheidung von Siemens, ihr Rotorblattwerk in Großbritannien zu errichten, ist die direkte und spürbare Folge einer kurzatmigen Energiepolitik seitens der Bundesregierung. Investoren müssen sich auf gemachte Zusagen der Politik verlassen können, andernfalls sind sie verunsichert und wenden sich anderen Märkten zu“, so Ronny Meyer, Geschäftsführer des Branchennetzwerkes WAB. Ein neues Werk in der Größe hätten viele Regionen in Deutschland gerne, so Meyer.

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