Studie: Beschleunigte Energiewende spart Milliardensummen
Hamburg - Der Ausbau Erneuerbarer Energien dient nicht nur dem Klima – auch die Wirtschaft könnte deutlich davon profitieren. Laut einer Studie könnten bis zu 54 Milliarden Euro en bis 2030 durch den beschleunigten Umstieg von fossil-atomarer Stromerzeugung auf Erneuerbare Energien eingespart werden.
In Diskussionen um die Zukunft der Energiewende wurde die Kostenfrage zuletzt verstärkt in den Vordergrund gerückt. Die Bezahlbarkeit der Energiewende für sowohl die Privatverbraucher als auch die Industrie wurde dabei in Frage gestellt. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hat mit seinem Kostenüberschlag für die Energiewende in Höhe von einer Billion Euro die hitzige Diskussion noch weiter befeuert. Die Umstellung von konventioneller zu regenerativer Energieerzeugung wurde damit als Kostenfalle dargestellt. Die Studie, die Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) für die Energiegenossenschaft Greenpeace Energy durchgeführt hat, wirft nun einen kritischen Blick hinter diese Debatte und untersucht die ihr zugrundeliegenden Zahlenwerte und Annahmen aus volkswirtschaftlicher Perspektive.
Die Autorinnen der Studie, die Wissenschaftlerinnen Lena Reuster und Swantje Küchler, untersuchten und verglichen die Nettokosten konventioneller und regenerativer Stromerzeugung von heute bis zum Jahr 2050. Die dahinterstehenden Annahmen lauten, dass zum einen die Stromerzeugung aus regenerativen Energien günstiger wird, zum anderen verursachen Kohle und Atomkraft Umweltschäden, deren Kosten von der Allgemeinheit getragen werden müssen.
54 Mrd. Euro Ersparnis
Unter der Berücksichtigung sinkender Kosten für Erneuerbare Energien und der anfallenden Kosten, welche zur Neutralisierung der Schäden durch konventionelle Energien aufgewendet werden müssen, ergibt sich eine mögliche Kostenersparnis von bis zu 54 Mrd. Euro bis innerhalb der nächsten 17 Jahre. Bis zum Jahr 2040 können insgesamt 210 Mrd. Euro eingespart werden, bis hin zu 522 Mrd. Euro, die bis zum Jahr 2050 eingespart werden könnten. Der Anteil der Windenergie an dieser Ersparnis ist mit 405 Mrd. Euro am größten. "Die Studie zeigt: Es ist nicht nur ökologisch richtig, den Ausbau weiterhin energisch voranzutreiben, sondern auch wirtschaftlich vernünftig", sagt Marcel Keiffenheim, Leiter Energiepolitik von Greenpeace Energy.
Schon heute ist die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien günstiger als in konventionellen Kraftwerken. Die Kosten werden in Zukunft durch fortschreitende Entwicklung der Technologien und steigende Routine in der Produktion weiter sinken. Wenn heute von steigenden Kosten für die Energiewende argumentiert wird, berufen sich die Vertreter dieser These meist auf die steigende EEG-Umlage. Diese ist jedoch kein geeigneter Kostenindikator, da sie nicht die tatsächlichen Gestehungskosten der Stromproduktion wiedergibt. "Es sind vor allem die Folgekosten von Kohle- und Atomstrom, die in der politischen Debatte um den Strompreis konsequent ausgeblendet werden", moniert Lena Reuster vom FÖS.
Argumente gegen Tempo-Drosselung bei Energiewende
Die Ergebnisse der Studie liefern nun ein wirkungsvolles Argument gegen eine Drosselung des Tempos der Energiewende durch die Politik. Skeptiker der Energiewende, die auf dem ökologischen Ohr taub sind, können durch die entideologisierte Darstellung der wirtschaftlichen Vorteile des Ausbaus der regenerativen Stromerzeugung womöglich eher überzeugt werden, heißt es.
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