30.12.2014, 17:45 Uhr

Studie zu Gaspreisen: Verbraucher zahlen über eine Milliarde zu viel

Berlin – Die deutschen Verbraucher zahlen zu viel für ihr Gas. Das ergibt eine neue Studie des Hamburger Beratungsbüros Energycomment, die im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen erstellt worden ist. Dennoch wollen einige Versorger die Preise sogar noch erhöhen.

Nach den Ergebnissen der Kurzstudie beträgt die zusätzliche Belastung für die privaten Verbraucher 1,24 Milliarden Euro im Jahr 2014. Grund Die Gasversorger haben gesunkene Gaspreise nicht an ihre Kunden weitergegeben. Die Bezugspreise haben sich demnach um gut 20 Prozent verringert.

Großhandelspreise für Erdgas fallen – Endkundenpreise nicht

Der Erdgas-Großhandelspreis hat sich von 2,71 Cent/kWh im Jahr 2013 über 2,29 Cent/kWh im ersten Halbjahr auf schließlich 2,14 ct/kWh im zweiten Halbjahr 2014 verringert. Das entspricht einer Preissenkung von etwa 21 Prozent. Doch lediglich die Gasanbieter haben laut der Studie davon profitiert. Die Endkunden sind nicht in den Genuss des fallenden Gaspreises gekommen, da ihre Versorger die Tarife nicht gesenkt haben.

0,45 ct/kWh Margenausweitung für die Gasversorger

Die zusätzlichen Einnahmen in der Gaswirtschaft beziffern sich laut Studie auf 1,04 Mrd. Euro, da die Kostenelemente wie Netzentgelte, Steuern oder Abgaben unverändert waren. Die Margenausweitung der Gasanbieter lag 2014 im Durchschnitt bei 0,45 ct/kWh und führte aufgrund des Umsatzsteuereffekts zu einer zusätzlichen Belastung der privaten Haushalte von 1,24 Mrd. Euro. Im Gewerbe führte dieser Effekt der Studie zufolge zu einer Zusatzbelastung von 540 Millionen Euro.

108 Euro entgangene Ersparnis

Laut Studie könnten die Gaspreise für die Verbraucher im Gesamtjahr 2014 acht Prozent niedriger sein. Allein auf das dritte Quartal bezogen könnte der Preisnachlass sogar bei sogar 13 Prozent betragen, wenn die Margen der Versorger unverändert geblieben wären. Auch die monetären Auswirkungen auf die einzelnen Haushalte zeigt die Studie. Im Durchschnitt ist einem deutschen Haushalt dadurch eine Ersparnis von 108 Euro im Jahr 2014 entgangen.

Sogar Preiserhöhungen angekündigt

Um die zeitverzögerte Kostensenkungen in der näheren Zukunft auszuschließen, haben die Verfasser der Studie die angekündigten Preisanpassungen von 780 Gasversorgern für die Monate Oktober 2014 bis Februar 2015 verglichen. Lediglich 97 Anbieter haben eine Preissenkung angekündigt oder durchgeführt. Die Senkung beläuft sich im Durchschnitt auf 4,8 Prozent. Acht Gasversorger haben sogar eine Anhebung der Preise von durchschnittlich 4,2 Prozent angekündigt. Netto haben laut Studie also nur elf Prozent der Anbieter eine Senkung der Gaspreise umgesetzt oder geplant.

Die Studie empfiehlt den Verbrauchern, die Preise der Anbieter für das kommende Jahr sorgfältig zu vergleichen. Falls eine Tarifsenkung im Jahr 2014 ausgeblieben ist, ist durchschnittlich mit einer Senkung von 0,54 ct/kWh oder acht Prozent zu rechnen. Sollten die Gashandelspreise zunächst auf dem Niveau des zweiten Halbjahres 2014 bleiben, so sei eine Gaspreissenkung von ca. zehn Prozent angebracht.

Quelle: IWR Online
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