28.04.2014, 14:50 Uhr

Umweltministerin Hendricks will Kohle-Boom stoppen

Berlin / Münster – Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) will Deutschland in Sachen Klimaschutz wieder nach vorne bringen. Dabei stehen die deutschen Kohlekraftwerke ganz oben auf der Abschuss-Liste.

Besonders die Energiewirtschaft steht bei Hendricks in der Kritik: Sie soll einen entscheidenden Beitrag zur Senkung des Kohlenstoffdioxid(CO2)- Ausstoßes leisten, erklärte die Bundesministerin in einem Interview mit der Bild am Sonntag.

Kampfansage gegen deutsche Kohlekraftwerke

Nach der Veröffentlichung des dritten Teilberichtes des UN-Weltklimarates (IWR Online berichtete) möchte auch die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks der Aufforderung des Expertengremiums nachgehen und die Energieproduktion aus Kohlekraftwerken zurückfahren. Denn auch Hendricks sieht den zentralen Schlüssel für mehr Klimaschutz in einer deutlichen Reduktion der Kohleverstromung. Dabei nimmt sie die deutsche Energiewirtschaft in die Mangel. Drei Maßnahmen, mit denen Klimaschutz funktionieren kann, sind ihrer Meinung nach der Abbau der Kohleverstromung, eine effektivere Gebäudesanierung sowie mehr Elektroautos.

Deutschlands selbst gesetztes Ziel steht auf der Kippe

Im Interview betonte sie zudem, dass die Eckpunkte für ein Klimaprogramm an die Kabinettsmitglieder versandt wurden. In den nächsten Monaten sollen alle Ministerien konkrete Maßnahmen benennen, mit denen in Deutschland der Ausstoß von klimaschädlichen Stoffen, besonders CO2, gesenkt werden kann. Im Herbst soll dann die Bundesregierung das „Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“ beschließen.

Das Aktionsprogramm wird auch dringend benötigt, denn Deutschland läuft Gefahr, das selbst gesteckte Ziel „2020“ zu verfehlen. Bis zum Jahr 2020 sollen nämlich die Treibhausgasemissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Ohne zusätzliche Maßnahmen steht die Erfüllung jedoch auf der Kippe.

Höchste Braunkohleverstromung seit 20 Jahren

Kohlekraftwerke in Deutschland gehören hinsichtlich des Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2) mit zu den größten Emittenten in ganz Europa. So ist die Braunkohleverstromung laut Zahlen der AG Energiebilanz e.V. in Deutschland in 2013 auf 162 Milliarden Kilowattstunden (Mrd.kWh) angestiegen (2012: 160,7 Mrd. kWh). Das ist der höchste Stand seit dem Jahr 1990, als noch viele DDR-Kraftwerke liefen und insgesamt 170,9 Mrd. kWh Strom aus Braunkohle erzeugt wurden. Die Stromproduktion aus Steinkohle hat sich in 2013 um 6,5 Prozent auf 124 Mrd. kWh erhöht (2012: 116,4 Mrd. kWh). Das ist immerhin der höchste Stand seit fünf Jahren. Die Flutung des deutschen Marktes mit Kohlestrom treibt nach Einschätzung von IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch den CO2-Ausstoß unnötig um rund 30 Mio. Tonnen in die Höhe.

Steigende Steinkohle-Importe kosten Deutschland über vier Milliarden Euro


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