Versorgung von Rechenzentren im Blick: ABB und Sage Geosystems starten Kooperation im Bereich Geothermie

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Zürich, Schweiz - Der Schweizer Industriekonzern ABB und das auf die Bereiche Geothermie und Energiespeicherung spezialisierte Unternehmen Sage Geosystems haben eine Absichtserklärung zur gemeinsamen Entwicklung von Energiespeichern und geothermischen Stromerzeugungsanlagen unterzeichnet. Ziel ist es, die geothermische Energie für die Energieerzeugung zu nutzen.
Allein in den USA hat die Geothermie das Potenzial, um als natürliche Energiequelle rechnerisch den Strombedarf von über 65 Mio. Haushalten zu decken. Auf der Grundlage des großen Potenzials haben ABB und Sage Geosystems eine Partnerschaft gestartet. Ziel ist es, gemeinsam sog. „Geopressured-Geothermal“-Systeme zur kohlenstoffarmen Energiespeicherung und geothermischen Stromerzeugung zu entwickeln. Die Kooperation umfasst auch Nutzung der geothermischen Ressourcen für die Deckung des wachsenden Stombedarfs von Rechenzentren.
Strom für die Versorgung von Meta-Standort mit Strom
Im Rahmen der Zusammenarbeit wird ABB eine Vereinbarung von Sage mit Meta, dem Mutterkonzern von Facebook und Instagram, unterstützen, wonach Sage einen Standort in den USA östlich der Rocky Mountains mit bis zu 150 Megawatt geothermischer Grundlastleistung versorgen wird. Die erste Phase des Projekts soll bis 2027 betriebsbereit sein.
Im Rahmen der Vereinbarung wird ABB untersuchen, wie die Automatisierungs-, Elektrifizierungs- und digitalen Technologien des Konzerns an Geothermie-Standorten weltweit zur Maximierung der Energieeffizienz und Zuverlässigkeit eingesetzt werden können. Dies kann die Implementierung eines Prozessleitsystems (DCS), die Architektur der elektrischen Infrastruktur sowie die Integration digitaler Lösungen wie Asset-Performance-Management, Prozessoptimierung und Cybersicherheitssysteme umfassen. Die Partnerschaft bietet laut ABB zudem das Potenzial, Lösungen für die Energiespeichertechnologie von Sage zu entwickeln, die mit volatilen erneuerbaren Energiequellen wie Solar und Wind kombiniert werden können.
"Unser Fokus liegt auf der Skalierung unserer firmeneigenen Geopressured-Geothermal-Systems-Technologie (GGS), und die Partnerschaft mit ABB wird den breiten Einsatz von Geothermie der nächsten Generation vorantreiben. Im Gegensatz zu herkömmlichen erneuerbaren Energiequellen können Geothermielösungen, einschließlich Energiespeicherung und Grundlast-Stromerzeugung, eine bedarfsgerechte Quelle sauberer Energie bereitstellen, die an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung steht", kommentiert Cindy Taff, CEO von Sage Geosystems die Kooperation mit ABB.
"Um das Potenzial der Erdwärme für eine kohlenstoffarme Gesellschaft nutzen zu können, brauchen wir branchenübergreifende Kooperationen, die die Technologie voranbringen. Die GGS-Technologie von Sage macht es möglich, kohlenstoffarme Elektrizität zu erzeugen und zudem auch Energie zu speichern. Damit kann sie zusammen mit anderen Maßnahmen einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende leisten", ergänzt Per Erik Holsten, Leiter der ABB-Division Energy Industries.
GGS-Verfahren von Sage nutzt Wärme und Druck für die energetische Nutzung
Beim GGS-Verfahren wird eine Flüssigkeit mit Druck in ein künstliches Reservoir unter der Erde gepumpt. Das gespeicherte Wasser wird auf über 150 Grad Celsius erhitzt und kann dann mit Druck oder mechanischer Energie wieder an die Oberfläche gebracht werden, wo es durch Wärmetauscher und Turbinen läuft, um Strom zu erzeugen. Neben der Wärmeenergie wird bei dem Verfahren von Sage nach Angaben des Unternehmens auch der Druck für die Energieerzeugung genutzt.
Rystad Energy deutliches Wachstum im weltweiten Geothermiemarkt zur Stromerzeugung
Nach Einschätzung des norwegischen Energieberatungsunternehmens Rystad Energy wird der aktuell bei 0,3 Prozent liegende Anteil der geothermischen Energie an der weltweiten Stromversorgung künftig deutlich wachsen. Derzeit beläuft sich die installierte Leistung aller Geothermieanlagen weltweit auf 16.800 MW elektrisch (16,8 GWe). Bis 2030 dürfte sie jedoch schon 28.000 MWe (28 GWe) und bis 2050 mehr als 110.000 MW (110 GWe) erreichen. Dieses Marktwachstum wird bis 2035 voraussichtlich Investitionen im Umfang von über 120 Mrd. USD generieren.
Quelle: IWR Online
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