29.06.2023, 13:45 Uhr

Wasserstoff-Hochlauf: Bosch steigt in neues Geschäftsfeld Wasseraufbereitung ein


© Bosch

Stuttgart - Der Bedarf an hochreinem Wasser, das im Zuge des Hochlaufs der Wasserstoffwirtschaft künftig weltweit für die Elektrolyse benötigt wird, ist enorm. Der Industriekonzern Bosch erweitert mit Wasseraufbereitungsanlagen sein Tätigkeitsfeld um einen wesentlichen Baustein für die Produktion und Verwendung von Wasserstoff.

Mit der Transformation des Energiesystems und dem Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft steigt für die Produktion der großen Wasserstoffmengen auch der Bedarf an hochreinem Wasser. Kritiker der Wasserstoff-Technologie befürchten einen Konflikt um die aufgrund des Klimawandels rund um den Globus ohnehin schrumpfenden Wasserreserven. Technologische Entwicklungen zur Aufbereitung von Wasser können diesen Konflikt entschärfen. Bosch liefert künftig auch Technik für die Wasseraufbereitung und setzt dabei auf ein breites, maßgeschneidertes technologisches Lösungsspektrum.

Bosch-Technologie schafft Voraussetzungen für Elektrolyseprojekte weltweit

Für das Erreichen der Pariser Klimaziele rechnet Bosch ab 2050 mit einem jährlichen Prozesswasserbedarf von circa vier Kubikkilometer für die Elektrolyse, mehr als das Volumen des Starnberger Sees. Auch in Deutschland sind die Pläne ambitioniert. Die Bundesregierung hat das Ziel, bis 2030 Elektrolyseure mit einer Leistung von zehn Gigawatt in Deutschland zu installieren. Die EU strebt für Europa bis 2030 eine Elektrolyseleistung von 40 Gigawatt an, will bis zu zehn Millionen Tonnen erneuerbaren Wasserstoff erzeugen.

Elektrolyseure benötigen bei der Herstellung von Wasserstoff hochreines Wasser. Verunreinigungen im Wasser können Elektrolyseure in kürzester Zeit funktionsuntüchtig machen. Der Technologiekonzern Bosch greift dieses Problem auf und hat seinen Einstieg in die Wasseraufbereitung angekündigt. Neben Industrieanlagen, die an erschlossenen Standorten eingesetzt werden, hat Bosch auch neue Spezialanlagen im Portfolio, die sich für den Einsatz an entlegeneren Standorten mit rauen Rahmenbedingungen eignen. Durch das kombinierte Angebot, bestehend aus Industrie- und Spezialanlagen, will der Konzern die Voraussetzungen für Elektrolyseprojekte weltweit schaffen.

Entwickelt wurde die Wasseraufbereitungstechnologie für die Elektrolyse an den Bosch-Standorten Renningen, Stuttgart-Feuerbach und Budweis, externe Pilotprojekte sollen im Laufe dieses Jahres hinzukommen. Der Marktstart der Anlagen ist für 2024 geplant. Vorgestellt wird die Technik auf dem Bosch Tech Day am 13. Juli 2023 in Stuttgart-Feuerbach.

Spezialanlagen ermöglichen Wasseraufbereitung unter härtesten Bedingungen

Künftig wird Wasserstoff auch in Regionen gewonnen, in denen der Wind kräftig weht oder die Sonne zumeist scheint - zum Beispiel in Afrika, Südamerika oder Nordeuropa. Offshore auf dem Meer oder in der Wüste sind die Herausforderungen allerdings besonders anspruchsvoll. Faktoren wie salzhaltiges Wasser, hohe Wasserhärte oder große Entfernungen zu den technischen Anlagen erschweren die Wasseraufbereitung.

Speziell für diese Standorte hat Bosch Lösungen entwickelt, bei denen in thermischen und elektrochemischen Verfahren dem Wasser mit den Bosch-Anlagen Mineralien entzogen werden, um hochreines Wasser zu erhalten. Dank eines Aufbereitungsprozesses ohne Filtermedien ist es nach Angaben von Bosch für Betreiber möglich, auf den Einsatz von Chemikalien komplett zu verzichten.

Der Bedarf für Spezialanlagen für den Einsatz unter diesen harten Randbedingungen ist entsprechend groß. Bosch geht davon aus, dass ab 2035 weltweit jährlich rund 500 Spezialanlagen des Unternehmens zur Wasseraufbereitung benötigt werden.

Zudem lässt sich mit den Spezialanlagen neben der Herstellung von Prozesswasser für die Elektrolyse mit technischen Anpassungen auch die Gewinnung von Trinkwasser realisieren. „Mit unseren Wasseraufbereitungsanlagen folgen wir der Bosch-Leitlinie, bieten ‚Technik fürs Leben‘. In Regionen, in denen Trinkwasser knapp ist, können wir mit unserer Technik dazu beitragen, die Trinkwasserversorgung zu verbessern“, so Dr. Wolfgang Schleifenbaum, Leiter des Produktbereichs Wasserstoff bei Bosch Manufacturing Solutions.

Industrieanlagen zur Wasseraufbereitung in erschlossenen Gebieten

Darüber hinaus hat Bosch für die Wasseraufbereitung in erschlossenen Gebieten künftig auch Industrieanlagen im Portfolio, die mit Umkehrosmose-Verfahren und Ionentauschern aus Leitungswasser das für Elektrolyseure notwendige hochreine Wasser herstellen.

Quelle: IWR Online

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