22.08.2014, 10:21 Uhr

Wie Analysten die Vestas-Zahlen beurteilen

Münster – Der Windenergieanlagen-Hersteller Vestas aus Dänemark hat am Mittwoch seine Finanz-Kennzahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Das Unternehmen zählt zu den größten seiner Branche und die Zahlen sind auch für die Mitbewerber wie Gamesa, Nordex oder Suzlon von Bedeutung. Inzwischen haben die Analysten die Zahlen bewertet. Allerdings haben die Experten offenbar etwas mehr vom Branchenriesen erwartet…

Auch der Kurs der Vestas-Aktie zeigte nach der Vorlage der Zahlen nach unten. Dabei konnten die Dänen sich bei wichtigen Kennziffern wie Umsatz, Ebit oder Nettogewinn teilweise deutlich verbessern. Doch die Analysten von UBS, Société Générale, Commerzbank und S&P Capital IQ sind nicht zufrieden und haben die Aktie teilweise herabgestuft.

Herabstufungen bei Standard & Poor"s und Société Générale

Am härtesten fällt das Urteil bei der Analyse-Division der US-Ratingagentur Standard & Poor"s aus: S&P Capital IQ hat die Aktie aus Bewertungsgründen von "buy" auf "sell" heruntergestuft. Immerhin wurde das Kursziel bei 235 dänische Kronen belassen. In der Begründung heißt es, dass das Wertpapier angesichts der Gewinnrisiken mittlerweile recht hoch bewertet erscheine. Der Kurs liege bereits über seinem Ziel. Zwar haben die Experten von S&P Capital IQ die Ergebnisschätzungen für 2014 und 2015 deutlich angehoben, allerdings gebe es Gewinnrisiken durch denkbare Subventionskürzungen für Windkraftanlagen.

Eine Herabstufung von "buy" auf "hold" erfolgte zudem durch die Analysten der französischen Großbank Société Générale, die auch das Kursziel von 305 auf 295 dänische Kronen gesenkt haben. Zwar bleibe man mittelfristig positiv für den Windkraftanlagenhersteller, doch man sehe keine Kurstreiber. Vielmehr empfehlen die Aktien-Experten, einen besseren Einstiegszeitpunkt abzuwarten. Seit Jahresbeginn sei der Kurs bereits um 40 Prozent gestiegen und die Bewertungsprämie im Vergleich zum Wettbewerber Gamesa lasse nur noch wenig Spielraum für eine höhere Bewertung in näherer Zukunft, heißt es bei der Société Générale.

UBS bleibt bei der Verkaufsempfehlung

Nicht viel besser sieht die Einschätzung bei der Schweizer Bank UBS aus: Die Analysten dort bleiben bei ihrem „sell“. Die Ergebnisse des Windanlagenbauers seien gemischt ausgefallen, heißt es dort. So habe der Umsatz die Markterwartungen um fünf Prozent verfehlt. Das operative Ergebnis (Ebit) sei hingegen um vier Prozent besser ausgefallen als die Schätzungen.

Gegenüber IWR Online erklärte auch Commerzbank-Analyst Sebastian Growe den Kursverlust der Vestas-Aktie mit den nicht erfüllten Erwartungen. Die nun von Vestas erhöhte Ziel-Ebit-Marge von mindestens sechs Prozent würde bei dem unveränderten Umsatzziel von mindestens sechs Milliarden Euro einem Ebit von mindestens 360 Mio. Euro entsprechen. Doch der Konsensus aller Vestas-Analysten hätte im Schnitt mit einem Ebit in Höhe von 481 Mio. Euro gerechnet. Zudem äußerte sich Growe skeptisch zur Entwicklung des net working capital. Dieser Wert beläuft sich im zweiten Quartal auf -336 Mio. Euro nach -570 Mio. Euro im ersten Quartal 2014.

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